Auf das Buch „Hyänen“ von Roland Freisitzer war ich wieder gespannt, nachdem mich seine Romane „Frey“ und „Die Befreiung“ (alle sind im Septime Verlag erschienen) sehr begeistert hatten.
Zweifellos: auch „Hyänen“ ist grandios.
Was mich in dem Roman vor allem beeindruckt hat, ist die Atmosphäre. Es ist dicht, intensiv, surreal bis fast Sci-Fi-mässig - und dennoch glaubwürdig.
Der Protagonist Simon, Beauftragter der Behördenaufsicht, reist in eine entlegene Kleinstadt, um dem Bürgermeister Korruption nachzuweisen. Doch statt Beweise stößt er auf wachsende Absurdität – ob im Hotel, Rathaus oder bei einem opulenten Abendessen mit dem Bürgermeister – und findet sich plötzlich in kafkaesker Verstrickung wieder. Die Realität wird nach und nach verzerrt, während die Mechanismen von Machtmissbrauch sowie die Ohnmacht des Individuums gegenüber autoritären Strukturen hervorgehoben werden. Simon ist ein verlässlicher und unprätentiöser Ermittler. Doch seine anfängliche Beharrlichkeit weicht wachsendem Unverständnis, Bedrohung existentiellem Kampf.
Die Erzählweise ist so lebendig, dass ich von Anfang an stark das Gefühl hatte, mich in einem bestimmten Land zu befinden (obwohl ich noch nie dort war). Das Gefühl war so unheimlich, dass ich den Autor persönlich fragte, ob er beim Schreiben vielleicht an dasselbe Land dachte. Das war es nicht (war also doch ein rein persönliches Empfinden) - aber ich werde trotzdem nicht verraten, um jede Art Spoiler oder Beeinflussung zu vermeiden.
Roland Freisitzer, der neben der aktiven Autor-Karriere auch Komponist und Dirigent ist, hat in „Hyänen“ tiefgängige Protagonisten, surreale Spannung und moralische Abgründe kreiert. Eine Geschichte, über die man nach dem Ende noch lange nachdenkt.
Noch eine Anmerkung zum Buch-Cover: beim ersten Blick fragte ich mich, warum und wie es zu diesem Motiv und Farben gekommen ist. Beim Lesen war es dann schnell klar, wie vortrefflich diese Wahl ist.