Als großer Fan historischer Roman hatte ich mich sehr darüber gefreut, als mir der Autor des vorliegenden Buches, sein Werk, zur Rezension angeboten hatte.
Die Zeichnung auf dem Cover passt hervorragend zur Geschichte. Besonders haben mir die Zeichnungen zu Beginn jedes neues Kapitels gefallen. Sie zeigen deutlich das Leben und die Menschen um 1500.
Aber kommen wir mal zur Geschichte: Bereits zu Beginn des Buches war ich sehr erstaunt, da im Prolog eigentlich die komplette Inhaltsangabe des Buches zu finden war. Der Prolog ist also keine Vorgeschichte, sondern vielmehr eine Zusammenfassung. Hier stellte sich für mich bereits die Frage: Warum sollte der Leser nun überhaupt noch die restlichen 218 Seiten in Angriff nehmen? Anmerken sollte ich vielleicht auch, dass der Prolog identisch mit dem Klappentext ist.
Eine weitere Inhaltsangabe ersparen ich mir, da es nicht vielmehr zu erzählen gibt - steht ja alles im Klappentext!
Auffällig fand ich die Wortwahl an einigen Stellen. Da ist von geplanter Lustbarkeit, opponieren, beminnen, gedeihliche Esslust etc. die Rede. Ich finde es als Leser extrem störend, wenn ich parallel zum Buch immer noch ein Wörterbuch zu Rate ziehen muss. Ein Autor sollte meiner Meinung nach, die Sprache der breiten Masse sprechen, alles andere wirkt gekünstelt, hochtrabend und uninteressant. Natürlich verstehe ich, wenn man zeitspezifische Ausdrücke in das Geschehen einbringen möchte, es sollte aber den Leser nicht überfordern und keinesfalls den Lesefluss stören oder gar unterbrechen.
Ich denke, dass ich inzwischen auch das Lieblingswort des Autors erraten habe: Urgicht. Dieses Wort taucht unzählige Male auf, ohne dass es auch nur ein Mal erklärt wurde. Und wenn mal nicht von Urgicht die Rede war, dann auf jeden Fall von gichtigen Mündern. Auch hierzu gibt es in der Geschichte keine einzige Erklärung.
Stellenweise wurden auch ganze Passagen wortgetreu wiederholt, so dass ich oft geneigt war zu sagen: "Ja doch, das wissen wir ja jetzt!".
Meiner Meinung nach, wollte der Schriftsteller hier eigentlich eine ganz interessante Geschichte erzählen. die jedoch leider auch sehr klischeehaft ist. Mutter wird vergewaltigt, üble Nachrede, Hexe! Lüsternde Klosterbrüder - Hexe!
Die Folterszenen fand ich ganz interessant, da sie sehr ausführlich beschrieben waren und der Leser sich hier sehr gut ein Bild von der Tortur machen konnte. Leider gab es hierzu aber auch wieder sehr viele Wortwiederholungen: peinliche Befragung, hochpeinliche Befragung.
Es ist sehr deutlich zu erkennen, dass sich der Autor, Hans-Peter Lorang, sehr mit der Geschichte beschäftigt hat. Jedoch, aufgrund der oben genannten Ausführungen reicht es bei mir für gerade mal zwei Sterne.