Rezension zu "Schattenbruder" von Iris Hannema
Hebe verliert ihren Bruder Alec bei einem Tauchunfall. Alec war "Freediver" und tauchte bis zu 140 Meter in die Tiefe des Meeres ohne Sauerstoff.
Als Hebe bei einem Anruf vom Tod ihres Bruders erfährt, bleibt für sie die Zeit stehen. Sie vergleicht den letzten Abschied von Alec am Flughafen mit vorherigen Abschieden und sinniert über seine Postkarte mit dem rätselhaften Haiku nach. Hebe kommt zu dem Schluss, dass eine Reise nach Japan die Möglichkeit bietet, ihrem Bruder noch einmal nahe zu sein. Diese Reise führt sie über Tokio nach Ishigaki einer Insel im tiefblauen Ozean.
Das Buch ist viel mehr als ein Reisebericht einer Alleinreisenden. Es ist die sensible Beschreibung einer Trauerbewältigung mit dem Ziel, wieder in ein eigenes Leben zurück zu finden. Wir erfahren einiges über japanische Höflichkeitsformen, japanisches Essen, das Apnoetauchen und die Stolpersteine / Sehnsüchte einer Alleinreisenden. Der Kniff, dass die gesamte Reise ohne Handy stattfindet, fand ich super. So werden auch bei "älteren" Leser:innen weit zurückliegende Individualreiseerlebnisse wieder wach. Ein schönes Buch für Jugendliche und Erwachsene.