Wir befinden uns im Jahr 59 v.Chr. in der Nähe von Susa, dem heutigen Soest. Dort lebt das Volk der Tenkterer, und dort liegt der Hof von Ulfila. Seine Tochter Gundrun steht im Mittelpunkt des Buches und der drei Folgebände der Serie.
Auf einer Handelsstraße bewegt sich eine Karawane auf Ulfilas Hof zu, um dort Markt zu halten. Sie wird geleitet von dem verschlagenen Römer Cassius. Dieser ist im Bunde mit dem Suebenfürsten Iwar, der einen Überfall auf die Tenkterer plant.
Ebenfalls Mitglied der Karawane ist Publius Sulpicius Rufus, ein junger Römer in geheimen Diensten von Julius Cäsar. Dieser rettet am Tag drauf die ohnmächtige Gundrun aus den Armen von Cassius Obersklaven. Dumm nur, dass Gundrun glaubt, es wäre Publius gewesen, der sie vergewaltigen wollte …
Die Geschichte ist spannend und gut geschrieben. Gundrun ist eine mutige und selbstbewusste junge Frau, die entschlossen die richtigen Dinge tut und gleichzeitig im Zweifel über ihre Gefühle gegenüber Publius und dem jungen Adligen Notger ist, der sie zur Frau nehmen will.
Was aber die Geschichte so einzigartig macht, ist die Art und Weise wie sie erzählt wird. Der Autor verlässt ab und zu die Erzählperspektive und wird zum Historiker und Heimatkundler und erklärt dem Leser, was sich heute an dieser oder jener Stelle befindet, oder verweist auf Ausgrabungen, die als Vorbild für Ulfilas Hof gedient haben. Auch die immer wieder eingestreuten Zitate von zeitgenössischen Autoren wie Tacitus festigen die Vorstellung, man habe es gleichzeitig mit einem Roman, wie mit einem Sachbuch zu tun.
Wie gefällt mir das? Erstaunlicherweise gut: die Sachbuch-Einschübe dominieren die Geschichte nicht, sondern sind amüsant und lehrreich. Und darüber hinaus blitzt dort das Vergnügen des Autors an beidem auf, am Erzählen und am Erklären. Und deswegen mag ich Self-Publishing: Weil man dort auf Bücher trifft, die normale Verlage niemals akzeptieren würden.
Trotzdem nur 4 Sterne wegen des abrupten Endes der Geschichte.
Im Land der Tenkterer