Rolf Schwendter, Soziologe und Kulturhistoriker, beschäftigt sich in diesem, mittlerweile zum Klassiker avancierten Buch, mit utopischen Gesellschaftsentwürfen. Überhaupt lenkt Schwendter in seiner Forschung gern sein Auge auf Randkulturen, so bspw. auch auf Subkulturen (siehe Buch in meiner Bibliothek). / Zu Beginn widmet sich Schwendter der Historie: er stellt fest, dass Utopien ihren Höhepunkt im 19. Jh. erlebten; selbst Marx und Co. müssen den utopischen Entwürfen zugerechnet werden. Mit dem 1. Weltkrieg endete diese äußerst produktive Phase zunächst, um dann im Zuge der 1950er Jahre sowie der 68er-Bewegung wieder neuen Auftrieb zu erfahren. Unter dem Eindruck des Kalten Krieges entstanden so beeindruckende Werke wie Huxleys oder Orwells Konzepte; Ende der 1980er Jahre kommen schließlich ökologisch orientierte Entwürfe hinzu. Viele greifen die Energiewende der heutigen Zeit auf, viele arbeiten subkutan mit liberatären Ansätzen, ohne der anarchistischen Szene entsprungen zu sein. / Schwendters Buch bietet eine knappe, lesbare Einführung in die Grundzüge der jüngeren utopischen Entwürfe, beleuchtet deren Gemeinsamkeiten, deren Entstehungsursachen, deren Zielvorstellungen. Es schließt mit der Hoffnung, dass manches der Ideen doch Wirklichkeit werde und dass aus den bereits zusammengetragenen Zukunftsvorstellungen in Summe lebenswerte alternative Konzepte für die sich änderen - ressourcenbedingten - Erdbedingungen werden könnten.
Utopische Literatur & Gesellschaftsentwürfe des 20. Jahrhunderts