Rezension zu "Deutsche Klassik" von Rolf Selbmann
Gibt es überhaupt Deutsche Klassik im eigentlichen Sinne? Sind Goethe und Schiller Klassiker? Welche Wurzeln haben die Dichter der klassischen Epoche? Wer gehört dazu? Was prädestinierte Weimar zum literarischen Zentrum zu werden? Was macht die Werke der Dichter aus?
Diese und andere Aspekte rund um das Thema werden in diesem Buch, das von Rolf Selbmann 2005 herausgegeben wurde, diskutiert. In insgesamt neun Aufsätzen betrachten namhafte Literaturwissenschaftler und Germanisten die Fragen, bringen Argumente, die teilweise auch Kontroversen aufzeigen, und stellen ihre Überlegungen dar.
Im Fokus stehen so zB die literaturgeschichtlichen Ursprünge des ,Klassikers Schiller', die Kulturpoetik der Klassik, die klassischen Dramen von Goethe und Schiller, aber auch die Stadt Weimar des Herzogs Carl-August von Sachsen-Weimar und die Kulturpolitik des Theaterdirektors Johann Wolfgang von Goethe.
Es ist hochspannend, diese Betrachtungen als Leser zu reflektieren und sein eigenes Bild mit dem in den Aufsätzen dargestellten Thesen zu vergleichen. Sozusagen mit sich weiterzudiskutieren. - Es ist keine starre Epochendarstellung, sondern die einzelnen Beiträge sind Gedankenanregungen zum eigenen Nachdenken.
Damit man voll auch dieses Buch genießen kann, ist es schon erforderlich, dass ein gewisses Hintergrundwissen um die Epoche bereits vorhanden ist. Auch die entscheidenden Werke der Zeit sollte man kennen, damit man den interpretatorischen Betrachtungen dann tatsächlich auch folgen kann.
Also: kein Buch für Einsteiger, die sich einen ersten Überblick verschaffen wollen, aber spannend und interessant für diejenigen, die schon Erfahrungen mit dem Thema haben. Letztere bekommen hier sicher die ein oder andere überraschende Anregung zum Bedenken.