Rezension zu "CLICK. Der magische Moment in persönlichen Begegnungen" von Ori Brafman
Was sind die Faktoren, die eine unmittelbare Vertrautheit zwischen zwei Menschen begünstigen? Welche Faktoren sind dafür verantwortlich, wenn es zwischen zwei Menschen den magischen Moment gibt, wo der Funke überspringt und sich eine tiefe Vertrautheit einstellt? Die Brafman-Brüder (der eine Psychologe, der andere Unternehmensberater) haben fünf Kriterien (»Click-Beschleuniger« nennen sie sie) identifiziert, die sie in einzelnen Kapiteln genauer unter die Lupe nehmen: Verletzlichkeit, Nähe, Resonanz, Ähnlichkeit, ein sicherer Ort.
Die Autoren gehen dabei sehr anschaulich und zugleich sehr methodisch vor. Sie beginnen mit einem Beispiel, zitieren dann eine wissenschaftlich fundierte psychologische Studie und kommen am Ende auf eine Hypothese. Die lautet: »Wir können Situationen bewusst herbeiführen, in denen es mit unsere Kollegen, potentiellen Liebespartnern und in der Familie um uns herum click macht, wo magische Momente der Nähe und Vertrautheit entstehen.«
Wie schafft es zum Beispiel ein Polizeipsychologe, soviel Nähe zu einem Geiselnehmer herzustellen, dass der plötzlich anfängt, dem Psychologen zu vertrauen und die Geiselnahme aufgibt? Warum hat sich vor Jahren US-Präsident Bill Clinton bei der Wahl gegen George Bush durchgesetzt? Welche Faktoren unterscheiden die sehr erfolgreichen Streichquartette von den erfolglosen? Auf solche Fragen gibt das Buch nachvollziehbare und einleuchtende Antworten.
Die Beweisführung ist dabei so stringent, dass ich mich am Ende der Argumentation anschließen kann: Auch wenn sich der magische Moment nicht willentlich herbeiführen lässt, so tragen doch eine offene Kommunikation, die geografische Nähe, eine wohlwollende Aufmerksamkeit, das Entdecken von Gemeinsamkeiten und eine zusammenschweißende Umgebung (beispielsweise in einem Selbsterfahrungsseminar) wesentlich dazu bei, dass solche magischen Momente öfter entstehen können.
Wirklich revolutionäre neue Erkenntnisse hält dieses Buch nicht bereit. Es ist aber unterhaltsam geschrieben, vorbildlich gegliedert und bestätigt wissenschaftlich, was ich in meinem Bauchgefühl schon immer für richtig gehalten habe: Die Bereitschaft, mich einem anderen preiszugeben und Verletzlichkeit zu zeigen, bringt mir keine Abschreckung und Distanz ein, sondern erzeugt ein Feld, in dem ich mit meinen Gefühlen und den Gefühlen des Anderen in Resonanz gehen kann. In der Verletzlichkeit erscheinen wir nicht bedürftig, unprofessionell oder übertrieben emotional, sondern sie verleiht unseren Beziehungen größere Tiefe und erleichtert auf Dauer den Kontakt zu anderen Menschen.