Cover des Buches Die fürchterlichen Tage des schrecklichen Grauens (ISBN: 9783100025319)
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Rezension zu Die fürchterlichen Tage des schrecklichen Grauens von Roman Ehrlich

Etwas Besonderes im Belletristikeinerlei

von katzenminze vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Wer gerne etwas abseits vom Mainstream liest und geduldig ist mit seiner Lektüre, sollte es hiermit unbedingt mal versuchen!

Rezension

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katzenminzevor 7 Jahren

Ein alter Studienfreund von Moritz meldet sich nach längerer Funkstille bei ihm, um ihn als Statisten zu seinem Horrorfilmprojekt einzuladen. Moritz, der frisch getrennt ist und in einem uninteressanten Job feststeckt ist sofort begeistert. Zum einen davon in einem Film mitzuspielen, zum anderen von der Vorstellung, sich selbst auf der Leinwand beim sterben zuzusehen. Doch was schwebt Christoph genau vor?

Total gefesselt haben mich in der ersten Hälfte des Buches die Berichte der Teilnehmer des Filmprojekts. Sie sollen über ihre größte Angst sprechen. Hier kommen die verschiedensten Geschichten zutage. Es war super, wie abwechslungsreich und detailverliebt die Leute ihre Ängste beschreiben. Dabei sind es eher unterschwellig verstörende Begebenheiten aus deren Leben, als klassische Horrorgeschichten oder die verbreitete Angst vor Spinnen. Von diesen Berichten hätte ich noch dutzende lesen können. In der zweiten Hälfte kommen diese sogenannten Angstsitzungen mit zwei, drei weiteren tollen Geschichten nochmal kurz auf, leider konzentriert sich Ehrlich hier mehr auf die skurrile Umsetzung des Filmprojektes.

Das Ehrlich toll schreiben kann, merkt man vor allem an eben diesen Geschichten der Projektteilnehmer. Ich war jedes mal komplett eingenommen davon. Zur „Vorbereitung“ auf den eigenen Film schauen sich die Teilnehmer auch einige Horrorfilme an. Ehrlich mixt hier reale Filmklassiker wie „Stand der Dinge“ und selbst erdachte Filme, die nochmal sein erzählerisches Talent zeigen. „My rotten roommates and my rottel self“ sollte beispielsweise dringend einmal umgesetzt werden! Aus den Ideen mit denen Ehrlich hier quasi um sich wirft hätten andere Autoren gleich fünf Romane machen können.

Hauptcharakter und Erzähler Moritz ist eine interessante Figur. Einerseits ist er sehr reflektiert, andererseits ist er vom Filmprojekt über Gebühr eingenommen. Er vernachlässigt Sozialleben und Job, bleibt aber in der Filmprojektgruppe nur ein Außenseiter, der keinen richtigen Anschluss findet oder finden will. Behandelt Möchtegernregisseur und Unsympath Christoph jemanden schlecht, geht das Moritz sehr wohl gegen den Strich. Aber als klassischer Mitläufer traut er sich nicht, öffentlich Kritik an Christopher zu üben.

Insgesamt wirkt der Roman sehr Bedeutungsschwanger. Gerade in der zweiten Hälfte passiert einiges, was Moritz und damit dem Leser unklar bleibt. Viele Szenen wirken bedeutungsschwanger, aber was sie bedeuten muss man selbst herausfinden. Teilweise ist das stimmungsvoll, teilweise ist das frustrierend. Auf jeden Fall bleibt viel Freiraum für eigene Interpretationen.

Die fürchterlichen Tage des schrecklichen Grauens ist definitiv kein Krimi oder Thriller. Also bitte nicht mit den falschen Vorstellungen lesen! Es ist ein moderner, klasse geschriebener Roman, der hier und da für leichte Gänsehaut sorgt. Seine Langsamkeit, seine zwielichtige Stimmung und teilweise rätselhaften Szenen machen den Roman zu etwas Besonderem im Belletristikeinerlei. Wer gerne etwas abseits vom Mainstream liest und geduldig ist mit seiner Lektüre, sollte es hiermit unbedingt mal versuchen!

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