Rezension zu "Die Schuld der Mitläufer" von Roman Grafe
Als ich das Buch „Die Schuld der Mitläufer: Anpassen oder Widerstehen in der DDR“ in den Händen hielt, war mein erster Gedanke: Noch ein Buch zu einem Thema, das doch abgehakt ist. Die Autoren der Textsammlung sind altbekannt. Erich Loest und Stephan Krawczyk kommen zu Wort, Wolf Biermann, Freya Klier und Lutz Rathenow dürfen nicht fehlen. Doch schon nach den ersten Texten wurde mir klar, dieses Buch ist anders, denn hier kommen mitgelaufene Stehenbleiber, Vorkämpfer, Dulder, Zweifler und Bereuer zu Wort und reflektieren kritisch das eigene im allgemeinen Leben.
Stephan Krawczyk schreibt in seinem Beitrag: „Ich setzte mich hin, dachte nach, wie man die Umstände überlisten könnte, und kam doch immer wieder bei mir selber an.“ Je nachdem, wo man steht und wie man dorthin gelangt ist, kann jeder für sich selbst entscheiden: schuldig oder nicht? Das war früher so und ist heute nicht anders. Denn damals wie heute galt und gilt „Alle jammern, wie beschissen es ist. Aber daß es so beschissen ist, weil alle schön den Mund halten, das lassen die meisten gar nicht an sich ran.“ (Freya Klier)