Das ist die Nummer, die Adam Schumacher seit jener schrecklichen Zeit auf dem Arm trägt. Unterdessen ist er stolze 90 Jahre alt und schreibt an seinem letzten Buch. Er hatte es schon einmal verfasst, doch damals hat sein Verleger ein Kapitel weggelassen. Nun möchte er die ganze Geschichte erzählen, doch nicht geradlinig vom Anfang an.
So geht es um die Verfolgung von Menschen jüdischen Glaubens und um die verwunderlichen Verrenkungen des Schicksals, die zu vereinzelten Errettungen geführt haben.
Adam hat sich lange verweigert, wieder nach Deutschland zurück zu kehren. Nun steht dieser Schritt an. Sein Freud und Verleger Max, den er seit Kindesbeinen an kennt, hat ihn wiederholt nach München eingeladen. Nun läuft ihm die Zeit davon, denn er realisiert eine beginnende Alzheimer-Erkrankung.
Er möchte seine Lebensgeschichte, die eng mit der seiner Frau Bella, einer begnadeten Harfe-Spielerin verwoben ist, der Nachwelt zum Gedenken hinterlassen. Sie wurde ihm durch einen unaufgeklärten Mord schon vor vielen Jahren genommen. Das belastet ihn nach wie vor, zumal der tödliche Schlag auf ihren Kopf ausgerechnet mit einem seiner Bücher ausgeführt wurde.
Doch ein Schlaganfall kommt Adam dazwischen. Und plötzlich steht ein neues Thema für ihn auf der Tagesordnung: Sterbehilfe in der Schweiz zu nutzen.....
Gerade zu Beginn des Buches war der Erzählspur nicht immer leicht zu folgen. So ergibt sich auch manche Vermischung von Realitäten - auch in der Erinnerung des Erzählers, die so nicht chronologisch zusammenpassen. Man mag es der sich anbahnenden Demenz Adams zuschreiben oder schlicht dem Stilmittel des Autors.
Sowieso schwanke und hadere ich ein wenig. Es gibt viele erschütternde Tatsachenberichte von Überlebenden der Shoah. Hier nun aber eine fiktive Erzählung, die sich zwar auch an Erfahrungen von Überlebenden orientiert, aber doch deutliche Zeichen eines Unterhaltungsromans aufweist und ja auch noch die eine oder andere Nebenspur verfolgt. Ist das notwendig, erlaubt, gewollt? Die Vermischung von Fiktion und Realität gar ein Tabubruch?
So oder so, die Zeit drängt, denn die letzten überlebenden Zeitzeugen sind längst hochbetagt, so dass bald keine andere Möglichkeit mehr als die der fiktionalen Rekonstruktion bleibt.
Nun, dem Debüt von Ron Segal (Jahrgang 1980) ist jedenfalls ein gewisser Phantasie-Reichtum zuzuschreiben, die Seiten sind nach einer gewissen Eingewöhnung an seinen Stil locker zu lesen. Vielleicht hat er ein oder zwei Themen zu viel in das an sich recht dünne Büchlein mit hinein packen wollen.
Fazit: Eine Sterne-Bewertung fällt mir aus unterschiedlichen Gründen schwer. Der Roman lohnt aber, ihn zu lesen und dann kontrovers zu diskutieren.
Die Bewertung stellt für mich so eine Verlegenheitslösung dar, da ohne sie die Rezension nicht eingestellt würde.