Sehr gut hat mir die Figurenkonstellation gefallen. Angelo und seine Freunde haben mich von Anfang an begeistert und ich finde es toll wie dynamisch es in der Gruppe zugeht, auch wenn Angie und Peter sich etwas nähestehen als die anderen. Auch innerhalb von Angies Familie merkt man schnell beim Lesen, dass über der Familie ein dunkler Schatten schwebt. Besonders fasziniert hat mich hier die Beziehung zwischen Vater und Sohn, die sich im Verlauf der Handlung zunehmend ändert. Mit Adrians Ankunft in Harting Farms, den Sonderling ohnegleichen, beginnt dann erst richtig die Handlung. Die langen Kapitel stören dabei überhaupt nicht, da die ganze Zeit ein unterschwelliger Schauer von einem Besitz ergreift. Malfi ist ein hervorragender Schriftsteller und findet einen sehr guten Rhythmus, die Geschichte spannend, lebhaft und atmosphärisch zu erzählen. Ich finde es so gut geschrieben, denn man will einfach wissen, was als Nächstes passiert.
Was ich an den Jungs toll finde, ist wie sie miteinander umgegangen sind, ihre Späße getrieben haben und immer füreinander da waren. Es sind ganz normale Jungs, die die Gegend unsicher machen, sich von der breiten Masse abgrenzen, ihre Erzfeinde haben und Abenteuer erleben wollen. Coming of Age bedeutet ja nicht immer zwingend Kinder, die Heranwachsen, denn das haben wir hier definitiv nicht mehr. Die Clique ist in dem Alter von 15/16 Jahren und man ist über diverse Sandkastenspielchen längst hinaus. Hier werden unter anderen Themen wie Sex, erste Liebe, Drogen, Alkohol und vor allem und ständig Zigaretten thematisiert. Es handelt sich also nicht mehr um kleine Jungenstreiche, sondern da sind auch handfester Vandalismus, Diebstahl und Rachephantasien mit dabei. Was ich aber nicht verwerflich finde, denn es hat Spaß gemacht Ihnen dabei zu folgen und mitzufiebern, wer erwischt wird. Da alles in den Anfängen der 90er Jahre spielt und das auch so bissl meine Jugendzeit war, habe ich viele Sachen mit einem Lächeln wieder erkannt und schmunzelnd in Erinnerungen geschwelgt.
Da Angelos Vater Polizist ist bekommt er immer mehr zu spüren, wie sehr dieser Fall ihm zusetzt. Dieser versucht es zwar vor seinem Kind zu verbergen, doch die Stimmung zwischen beiden wird immer angespannter und dann kommen noch die pubertäre Lebensweise seines Sohnes und die Maßregelungen. Welche Ängste begleiten Jugendliche in dieser Zeit, welche Stärken und Schwächen und welche dunklen Schemen aus der Vergangenheit, sind nur wenige Fragen, die dabei ausführlich behandelt werden.
Der Autor ist sehr ausführlich auf die Landschaft, Straßen, Wälder usw. eingegangen, so dass ich mir ein sehr gutes Bild von der Umgebung machen konnte. Ich fand es auch zu keiner Zeit störend oder zu viel, da es immer passte und die gruselige Stimmung des Ganzen noch unterstrichen hat. Fokus wird auch definitiv nicht auf die Suche nach dem Mörder gelegt, sondern mehr auf das Aufwachsen und die Abenteuer in dem Alter. Also wer einen reißerischen Thriller sucht, wird hier maximal entschleunigt, bekommt aber dennoch viel Spannung, getragen wird die Geschichte hiervon allerdings nicht.