Im letzten Herbst geriet ich wie immer in Gruselstimmung, ein Horrorroman musste also her. Gut, dass ich genau für dieses erwartbare Lesegelüst bereits einen solchen auf meine 13 für 2023 Liste gepackt habe, nämlich Knochenbleich von Ronald Mafi, von dem ich bisher schon einiges Gutes gehört habe.
Der Schrecken der unendlichen Weiten von Alaska
Im Buch begeben wir uns an Protagonist Pauls Seite weit hoch in den Norden nach Alaska. Ein Ort, in dem man das Wort Wildnis noch hautnah fühlen kann, das voll ist von kleinen Ortschaften, die eigene kleine Welten für sich sind, isoliert, gerade im Winter mit nicht selten eigenbrötlerischen Einwohner. So fernab der “Zivilisation” inmitten von endlos erscheinen verschneiten Wäldern, fällt es nur allzu leicht an übernatürliche Schrecken zu glauben, dass muss auch Paul Gallo schnell feststellen und wir LeserInnen auch, denn die Schilderung der beklemmenden Atmosphäre in Dead’s Hand, Alaska, gelingt dem Autor wirklich gut. Die Leere der Einsamkeit, das spürbare Gewicht der Schneemassen und die verwirrende Eintönigkeit nackter Baumstämme, all das sind Bilder, die man beim Lesen im Kopf hat und die maßgeblich zur düsteren, grusligen Atmosphäre des Romans beitragen. Dabei braucht es lange gar keine echten übernatürlichen Begegnungen, allein die Stimmung vor Ort und die kleinen Andeutungen hier und da reichen aus, dass es einem selbst gemütlich auf dem Sofa sitzen kalt den Rücken runterläuft. Diese dichte, beklemmende Erzählweise hat mir sehr gut gefallen und lange Zeit war ich dadurch sehr angetan von dem Roman
Doch während mit Voranschreiten der Handlung die Stimmung immer aufgeladener und immer dichter wurde, und man sich als LeserIn auf ein spannendes Finale freute, enttäuschte mich dieses leider auf ganzer Linie. Es wird ziemlich schnell abgehandelt, der Showdown läuft an einem wie in Trance vorbei und plötzlich ist man am Ende des Romans angelangt. Zwar wurden die Fragen der Geschichte größtenteils alle beantwortet, aber irgendwie war es trotzdem unbefriedigend und will für mich nicht so recht zur sonst so stimmigen Atmosphäre des Buches passen. Als würde man mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen werden und dann versuchen wieder zurück in den Traum zu finden.
Fazit:
Knochenbleich hält den/die LeserIn lange Zeit mit einer gelungen, dichten und beklemmenden Atmosphäre inmitten von Alaskas unendlichen Wäldern in Atem, schafft es aber nicht, diese Spannung in ein anständiges Finale gipfeln zu lassen und verspielt so bedauerlicherweise am Ende ein paar meiner Sympathien für das Buch.
(Info: 4/6 im eigenen Bewertungssystem)
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