Eigentlich hat sich das Ganze interessant angehört. Das Ende der Menschheit, ein geheimnisvoller Retter, eine außerirdische Bedrohung und die Hoffnung, dass unsere Erde trotz allem gerettet werden kann.
Die Handlung beginnt in den siebziger und achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts, also vierzig bis fünfzig Jahre in der Vergangenheit, um dann dreißig Jahre zu überspringen, um die letzten zehn Jahre zu behandeln. Dennoch hat der Autor durchgehend die Gegenwartsform gewählt, um im Jetzt zu sein, in dem vergeblichen Versuch, die Handlung so authentischer zu machen, den Leser direkt daran teilhaben zu lassen. Für eine Handlung, die offensichtlich längst vergangen ist, das Präsenz als Zeitform zu wählen, distanziert viel mehr, als dass dadurch die Handlung dem Leser nahegebracht wird. Wie so oft, habe ich beim Präsens das Gefühl, ein Tagebuch zu lesen und keinen spannenden Roman, was eigentlich bedauerlich ist, da der Autor etwas zu erzählen hätte. Von Vorteil wäre es gewesen, einen Ghostwriter damit zu beauftragt, das Ganze in eine spannende Handlung zu verpacken.
Da Tijn Touber Musiker ist, lässt er häufig Songs bekannter Künstler, vor allem von John Lenon in die Handlung einfließen. Der Protagonist hat zudem diverse Begegnungen mit bekannten Größen der Kunstszene, wie beispielsweise Salvador Dali, er besucht auch Dadi Janki, die berühmte indische Spiritualistin und benutzt weitere prominente Persönlichkeiten für seine Geschichte. So beginnt jedes Kapitel mit einem Zitat, die seine Glaubwürdigkeit unterstreichen soll. Obwohl er die Handlung so bereichern möchte, unterstreicht es dadurch nur noch mehr, ein fremdes Tagebuch zu lesen.
Obwohl einige interessante Dinge und Weisheiten erzählt werden, konnte ich mich mit der Geschichte nicht wirklich identifizieren. Ich hätte mir lieber einen tiefergehenden Ansatz gewünscht.
Zu Beginn blickt der Ich-Erzähler, der namentlich nie genannt wird, zurück auf den Abend im Jahr 1974, an dem John Lennon eine fliegende Untertasse sieht, und dann geht es weiter mit dem Tag, an dem Lennon 1980 erschossen wird. Zufällig (aber was heißt hier überhaupt Zufall?) hört der Erzähler sich kurz darauf Lennons letztes Album an, das über „Den Engel der Zerstörung“ singt. „Well, I try so hard to stay alive, but the Angel of Destruction keeps on hounding me all around.“ (Nun, ich versuche so sehr, am Leben zu bleiben, aber der Engel der Zerstörung verfolgt mich weiterhin überall.) Help Me to Help Myself – Song von John Lennon und Yoko Ono. Wer soll dieser Engel sein, fragt sich der Protagonist. Und meint alsbald: „Ich wusste an diesem Morgen nicht, dass ich es bald herausfinden würde.“ Dennoch erfahren wir nichts davon.
Ich bezeichne ein Buch nicht gerne als miserabel: Schlussendlich ist es das Baby eines Autors, der wahrscheinlich mit ganzem Herzen daran gearbeitet hat. Doch dieses Buch ist nur lesbar, wenn sich einer für New-Age-Theorien interessiert. Die Handlung ist langweilig, vorhersehbar und so flach, dass es größte Selbstdisziplin braucht, um das Buch zu Ende zu lesen.
Inhaltlich scheint die Hauptfigur von Außerirdischen ausgewählt worden zu sein, um die Erde zu retten, indem zuerst meditiert wird und der Held zahlreiche Begegnungen mit Außerirdischen oder eben nicht Außerirdischen hat (wie Luzifer, der nicht der Teufel ist, aber irgendwie doch). Das Buch fängt nett an, entwickelt sich aber schnell zu einer so vagen Geschichte voller Stereotypen ohne jede Tiefe, dass es ein Wunder ist, dass der Autor einen Verlag davon überzeugen konnte, es tatsächlich zu veröffentlichen. Als finaler Höhepunkt verdankt die Erde, und somit die Menschheit, ihr Erhalt dem Umstand, dass es auf unserem Planeten Schokolade gibt.
Abgesehen von der seichten Handlung ist es schwierig jemanden den Inhalt dieses Buches zu erklären. In diesem Text steckt zu viel Theorie. Von Atlantis bis zu den Plejaden, von Annunaki bis zum Baum des Wissens und von Adam & Eva bis Chocolights: Pralinen, die das Bewusstsein deutlich erweitern. Schlussendlich zu viel, um daraus auf so wenig Seiten, etwas Sinnvolles hinzubekommen.
