Ronnie O’Sullivan. Ausnahmetalent am Snookertisch. Einer, der die Snookerszene stark mitgeprägt hat und immer noch prägt. Brillanter Spieler mit hitzigem Gemüt und mit Bad-Boy-Image. Vater als verurteilter Mörder im Knast, Mutter Chefin eines Sexshopimperiums. Stoff aus dem Biografieschreiberträume gemacht sind…
Ich muss mich zuerst mal als mittelgroßer Fan von O’Sullivan outen. Ich mag seine Art zu spielen und hoffe jedes Jahr zum Saisonende, dass er seine traditionellen Rücktrittsankündigungen doch nicht wahrmachen wird. Umso größer also mein Interesse an diesem Buch.
Leider wird nicht immer chronologisch erzählt, gerade zu Beginn springt Ronnie von Hinz zu Kunz und wieder zurück, sodass man die zeitliche Abfolge nicht immer gut mitbekommt. Einige Ereignisse werden mehrfach angesprochen, was dann doch eher verwirrt als für Klarheit sorgt. Nichts destotrotz erfährt man viele interessante Fakten über seine Kindheit und seine frühe Karriere, gespickt mit allerlei Anekdoten und Anekdötchen (mein Favorit: Ronnie trifft auf sein Idol Steve Davis. Im Chinarestaurant). Untermalt sind seine Ausführungen mit allerlei Fotos, die vieles verdeutlichen und greifbarer machen.
Das Buch endet mit dem Gewinn seines ersten Weltmeistertitels 2001. Snookerfans wissen, danach ist noch viel passiert. Dementsprechend haben sich einige von O’Sullivans Aussagen revidiert, andere bestätigt. Trotzdem fand ich es sehr interessant zu lesen wie er seine Karriere damals einschätzte, einen Einblick in seine Psyche zu bekommen. Dass er mit Depressionen und Süchten zu kämpfen hatte (und immer noch hat) ist ja relativ bekannt, ebenso die Verurteilung seines Vaters. Es war ergreifend zu lesen wie offen er doch inzwischen mit diesen Dingen umgehen kann und man weiß ja auch, dass sich so einiges zum Guten gewendet hat.
Man muss schon ein gewisses Interesse für Snooker mitbringen, des Öfteren erzählt Ronnie haarklein welcher Ball in welchem Frame wann wie wo gelocht wurde. Mich interessiert das, aber sollte man nur zur Biografie gegriffen haben, weil man so gerne Biografien liest, dann könnte man in Versuchung geraten die gefühlt 23 nacherzählten Matches zu überblättern; was dem großen Zusammenhang auch nicht unbedingt schaden würde ; )
Fazit: interessante Einblicke ins Leben von The Rocket. Manchmal etwas wirr, aber nur das Genie überblickt das Chaos ; )