Vordergründig ist es nicht wichtig, wie dieses Buch geschrieben wurde, sondern dass es geschrieben wurde.
Es geht vor allem um die Lebensgeschichte des Marcus Urban (früher Marcus Schneider), dem - in der DDR aufgewachsen - von unterschiedlichen Trainern eine große Profikarriere vorhergesagt worden ist. Dass es dazu nicht gekommen ist, und er es "nur" bis in den 2.Liga-Club Rot-Weiß Erfurt geschafft hat, lag vor allem auch daran, dass seine verborgene Homosexualität in Kombination mit seinen schwierigen Familienverhältnissen in psychisch stark beschäftigt und blockiert haben. Marcus schaffte sein Coming out erst, als Fußball schon länger zu einem Nebenschauplatz in seinem Leben geworden war und er den Traum vom Superstar begraben hatte.
Das Buch beschreibt den steinigen Lebensweg des Marcus Urban und lässt als Exkurse Themen wie schwul-lesbische Fanclubs, Homophobie und Sexismus im Frauenfußball, die neuerdings tolerante Haltung des DFB-Präsidenten Zwanziger etc. einfließen. Ein informatives Buch über Homophobie in den Stadien und die Gegenströmungen, bewoben mit einem Einzelschicksal.
Schwächen zeigt es immer dann, wenn versucht wird, die Seelenkonflikt von Marcus zu schildern. Der Autor ist eben Sportjournalist und kein Psychologe.
Der erste aktive Fußballer, der sich als schwul geoutet hat (Justin Fashanu von Norwich City/England) hat sich nach ein unvergleichlichen Hatz letztendlich das Leben genommen. Das Coming Out eines aktiven deutschen Profi-Fußballer steht noch aus. Ich denke, dass die Zeit noch nicht reif dafür ist.