Rosa Liksom

 3,5 Sterne bei 24 Bewertungen
Autor*in von Abteil Nr. 6, Die Frau des Obersts und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Rosa Liksom, 1958 in Lappland geboren, lebt heute in Helsinki. Sie debütierte 1985 und zählt zu den innovativsten Gegenwartsautor*innen Finnlands, ihr Werk ist vielfach preisgekrönt. »Abteil Nr. 6« wurde 2011 mit dem wichtigsten finnischen Literaturpreis, dem Finlandia-Preis, ausgezeichnet, und die Verfilmung wurde 2021 in Cannes mit dem Grand Prix gewürdigt. Zuletzt erschien ihr Roman »Die Frau des Obersts«. 2020 wurde Rosa Liksom von der Schwedischen Akademie mit dem Nordischen Preis für ihr Gesamtwerk ausgezeichnet. Neben dem literarischen Schreiben verfolgt die Autorin eine künstlerische Karriere und malt, macht Comics und Kurzfilme.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Über den Strom (ISBN: 9783328602637)

Über den Strom

Erscheint am 26.06.2024 als Gebundenes Buch bei Penguin.

Alle Bücher von Rosa Liksom

Cover des Buches Abteil Nr. 6 (ISBN: 9783421045836)

Abteil Nr. 6

 (13)
Erschienen am 04.03.2013
Cover des Buches Die Frau des Obersts (ISBN: 9783328600961)

Die Frau des Obersts

 (5)
Erschienen am 24.02.2020
Cover des Buches Über den Strom (ISBN: 9783328602637)

Über den Strom

 (0)
Erscheint am 26.06.2024
Cover des Buches Abteil Nr. 6 (ISBN: 9788711346938)

Abteil Nr. 6

 (1)
Erschienen am 04.04.2014
Cover des Buches Schwarze Paradiese (ISBN: 9783499130250)

Schwarze Paradiese

 (1)
Erschienen am 01.07.1993

Neue Rezensionen zu Rosa Liksom

Cover des Buches Die Frau des Obersts (ISBN: 9783328600961)
schnaeppchenjaegerins avatar

Rezension zu "Die Frau des Obersts" von Rosa Liksom

Geschichte über eine obsessive, krankhafte Beziehung, die in einer nüchternen Tonart wiedergegeben. Mir zu reißerisch gewalttätig und vulgär
schnaeppchenjaegerinvor 4 Jahren

Bereits als Kind lernte sie in ihrem strengen Elternhaus den Oberst, einen glühenden Nationalsozialisten, kennen und war sofort fasziniert von ihm. Jahre später heiratet sie den 28 Jahre älteren Mann und teilt seine Ideologie, mit der sie Zeit ihres Lebens aufgewachsen ist. 

Finnland steht zwischen der Sowjetunion und Deutschland und bereitet sich auf den Krieg vor. Das Land stützt sich auf das verbündete Deutsche Reich bis der Bund zusammenbricht. Währenddessen wird auch die Ehe mit dem Oberst zur Hölle. Er erniedrigt seine Ehefrau und schreckt auch vor brutalster Gewalt nicht zurück. 


Als alte Frau blickt die Frau des Obersts auf ihr Leben zurück und berichtet in einer Art innerem Monolog von ihrer Ehe. 

Ihre Geschichte ist wahrlich nicht einfach zu lesen, ist unbequem und geradezu verstörend. Die Sprache ist direkt, animalisch und derb, was zum Verhalten der handelnden Personen passend ist. Es gibt keine Sympathieträger und nicht einmal mit der Frau, die von ihrem Ehemann psychisch und physisch missbraucht wird, konnte ich als Leserin Mitleid haben. Sie war mir schlicht zu einfältig, lebensfremd und primitiv im Ausdruck. Der Oberst leidet unter einem geringen Selbstwertgefühl und lässt es an den Schwächeren aus.  

Die historischen Fakten, der Zweite Weltkrieg und die Beziehungen zwischen Finnland und Nazideutschland bleiben im Hintergrund, während die Brutalität in der Ehe auf unangenehme Weise in den Vordergrund gerückt wird. Auch die Ideologie, die das Ehepaar teilt und die die Protagonisten hätten nahbarer machen können, unabhängig davon, dass diese nicht zu tolerieren ist, bleibt sehr vage. Die beiden Protagonisten bleiben namenlos. Er ist der Oberst, sie immer nur "die Frau von". 

"Die Frau des Obersts" ist weniger ein historischer Roman, der Fakten über die Rolle Finnlands während des Zweiten Weltkriegs vermittelt oder die nationalsozialistische Gesinnung am Beispiel zweier Anhänger beschreibt, als vielmehr die Geschichte über eine obsessive, krankhafte Beziehung, die in einer nüchternen Tonart wiedergegeben wird. Ich empfand den Roman als zu reißerisch gewalttätig. 

Cover des Buches Die Frau des Obersts (ISBN: 9783328600961)
Havenys avatar

Rezension zu "Die Frau des Obersts" von Rosa Liksom

Besondere Geschichte!
Havenyvor 4 Jahren

Inhalt:

Bereits als Vierjährige lernt sie den 28 Jahre älteren Oberst kennen. Er ist bekennender Nationalsozialist und ihr späterer Ehemann. Gemeinsam wollen Sie für Ihre Ideologie kämpfen und die Nazis in Finnland unterstützen. Doch was als glühende Liebe beginnt, wandelt sich unaufhaltsam zu einer Beziehung voller Gewalt. Doch wie kämpft man gegen einen Mann mit solcher Macht ...

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Meine Meinung:

Bei diesem Buch kann man nicht einfach sagen, dass man es mochte. Man kann nicht sagen, dass es eine tolle Protagonistin hat. Und doch schafft die Autorin es, den Leser in den Bann dieser schrecklichen Geschichte zu ziehen. Fast glaubt man, diese Geschichte hätte sich wirklich so ereignet. 😱

Sie beschreibt Gedanken und Geschehen, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen und lässt einen verstehen wie die Protagonistin auf diesen falschen Weg geraten konnte. Man bringt zwar dennoch kein Verständnis für sie und ihre Einstellung auf, aber doch merkt man welche Schicksalsschläge sie in bestimmte Richtungen gelenkt und beeinflusst haben. Und auch wenn man merkt wie falsch ihre ganze Welt, ihr Glaube und ihr Verhalten ist, leidet man doch mit ihr, als sie unter ihrem Ehemann leiden muss. 😣

Eine Geschichte, die definitiv fesselt, abschreckt und zum Nachdenken anregt! Mein einziger Minuspunkt ist, dass ich manchmal etwas überfordert mit all den Charakteren war, die nur kurz einen "Auftritt" hatten. Es waren so viele Charaktere und Namen und trotz dem Verzeichnis am Ende des Buchs, war es wirklich schwierig dort immer den Überblick zu behalten. Und mit der finnischen Geschichte und dem Erleben des zweiten Weltkrieg dort hatte ich mich zuvor auch noch nie befasst, weshalb ich manchmal etwas länger brauchte, um einzelne Zusammenhänge zu verstehen. .

Dennoch verdiente 4/5 🌟 

Cover des Buches Abteil Nr. 6 (ISBN: 9783421045836)

Rezension zu "Abteil Nr. 6" von Rosa Liksom

Im Wilden Osten
Ein LovelyBooks-Nutzervor 9 Jahren

Der Mann an die junge Frau: „Drum sage ich Ihnen direkt, liebe Reisegefährtin, dass Sie mich wenigstens einmal ranlassen sollten. Davon nutzt du dich untenrum nicht ab.“ 

Die typisch russische Familie, erzählt mir meine Dolmetscherin unlängst bitter, bestehe aus Großmutter, Mutter und Kinder. Das politisch motivierte Gerede der Putinanhänger von der heilen Familie habe sie satt.

Am selben Nachmittag beginne ich das Buch der finnischen Autorin Rosa Liksom und lese es in einem Zug zu Ende. Und ich weiß mit einem Male ganz konkret, was mit den knappen Worten meiner Begleiterin in Moskau gemeint war.

Nach dieser kurzen Vorbemerkung zum eigentlichen Roman. Eine junge Finnin, die in Russland studiert, begibt sich auf eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Ulan Bator in der Mongolei. Ihren Namen erfahren wir nicht, sie wird von der Erzählerin immer als „die junge Frau“ bezeichnet. Die Reise führt durch die desolate Sowjetunion der 80er Jahre, gemeinsam mit einem Albtraum von Menschen, im Roman schlichtweg „der Mann“ genannt. Unfreiwillig teilt sie mit ihm das Schlafwagenabteil, alle ihre Versuche, der grotesk-grauenhaften Situation einer gemeinsamen Reise zu entkommen, scheitern. „Die junge Frau hatte nur einen einzigen Gedanken. Sie hasste diesen Mann.“ 

Das Buch ist nichts für die zart besaiteten Seelen unter uns, die sich von einem Roman wohlgesetzte Worte in ernsthafter Manier und moralisch ziseliertem Ende erwarten. Oft empfindet man die von der Erzählerin gewählten Sprache wie einen Schlag ins Gesicht. Die Monologe des ewig betrunkenen Mannes an ihrer Seite sind durchsetzt mit schlimmen Zoten, monströsen Rassismen und verbalen Übergriffen, denen die junge Frau nur beständigen und stillen Widerstand entgegenzusetzen hat. Die Tage im Zug scheinen nicht zu vergehen und gestalten sich zu einem Lehrstück über die hässliche und menschenverachtende Seite der ehemaligen Sowjetunion. Zerfall und Gewalt lauert an jeder Ecke all der sibirischen Städte, die die Reisenden auf der gemeinsamen Reise durchmessen. Mit dem Kunstgriff der Übertreibung, der Zuspitzung und Wiederholung gelingt es der Erzählerin jedoch, dem zotenhafte der Sprache und Monströsen der Schilderung eine literarische Wende zu geben. Manchmal, wenn auch selten blitzen im Tier von Mann auch menschliche Züge auf und die Machtverhältnisse zwischen den beiden Reisenden kehren sich um: der überlegten Frau steht ein tragischer aber gewaltbereiter Narr gegenüber.

Manchmal habe ich das Gefühl, es handelt sich um einen Schelmenroman, dann wieder um eine Parodie auf die „Westklischees“ über die UdSSR. Oder ist das alles eine Reflexion über die Unfähigkeit der Männer, gewalt- und alkoholfrei leben und lieben zu können? Ich bin mir unsicher geworden und schon habe ich den Angelhaken geschluckt, den die Autorin für mich ausgelegt hat. Ich bin gefangen im Rausch der Worte und des Unheils und verliebe mich in die wirre und verwirrende Beziehung, die sich zwischen beiden aufzubauen beginnt.

Seltsam blass bleibt „die junge Frau“, von der wir nur ihre Erinnerungen an den Grund ihrer Reise erfahren, die wir aber selbst nie sprechen hören dürfen. Die Rede gehört allein dem Mann, seine Beobachtung steht im Zentrum, an seinen absurden Gedanken müssen wir teilhaben, wieder und wieder. Das macht uns nervös, misstrauisch und manchmal auch aggressiv. Wie kann man/frau sich nur soviel aggressives Männergewäsch antun wollen? Doch das Buch kann fesseln und ein wenig fühle ich mich an den Duktus Elfriede Jellineks erinnert, die durch die Wucht und Brutalität ihrer Sprache die eigentliche Handlung in den Hintergrund treten lässt. Den hinterfotzigen Humor von Rosa Liksom besitzt sie jedoch nicht.

Rosa Liksom ist ja in Finnland und international nicht nur durch ihre Literatur bekannt geworden. Sie ist Bildende Künstlerin, die im letzten Jahr durch ihre Ausstellung Burka Projekt große Aufmerksamkeit erregt hat. Sie verpflanzt dabei Burka tragende Frauen in die Schneelandschaften Finnlands und erreicht damit eine Verfremdung unserer herkömmlichen Klischees zu diesem Thema. Ein ähnlicher Verfremdungseffekt gelingt ihr mit dem vorliegenden Buch, indem sie die Frauenperspektive aus dem eines frauenverachteten Narren erzählen läßt. Das mag nicht jedem gefallen und die Irritation mag ihrerseits wieder Aggressivität auslösen. "Was, diesen Roman hat eine Frau geschrieben?", wird sich so manche/r fragen und empört die Nase rümpfen.

So durchmessen wir Sibirien mit seiner vorüberziehenden Natur, den devastierten Städten und seinen vom poststalinistischen System deformierten Menschen. Da finden wir nichts von der sogenannten Russischen Seele und die Weite und Kälte der Landschaft verschluckt jedwedes Sentiment. Der Traum von der Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn ist ausgeträumt, nur der Alkohol und die Perversion männlicher Sexualität bleiben, um sich abgesichts der grotesken Realität betäuben zu können.

Am Ziel angekommen, wird der Traum der jungen Frau wahr, in einem absurden, melodramatischen Finale zu dem "der Mann" und ein heroinsüchtiger lokaler Fahrer entscheidend beitragen. Beruhigt kann sie nun nach Moskau zurückkehren.

Diese Reise möchte man nicht nochmals durchmachen wollen, aber dieses Buch empfehlen, das kann man ohne Zaudern.

Offenlegung: Diese Rezension wurde weder von einer anderen Person in Auftrag gegeben, noch liegt ihr die Überlassung eines kostenfreien Lesexemplars zugrunde. Sie ist im besten Sinne freiwillig und allein vom Interesse am gegenständlichen Buch und von der Freude am Schreiben getragen.



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