"wir sind idioten" von Rosa Pock fällt wohl eindeutig unter den Hashtag# seltenaufbookstagram. Die drei Prosastücke sind von beachtlicher literarischer Regelbrecherei. Nichts funktioniert hier so wie in klassischen Romanen oder Erzählungen. In sachlicher Sprache werden die Lebensläufe der Hauptfiguren beschrieben. Im ersten Text begleiten wir Anton und Antonia und ihr Kinder auf dm Weg durchs Leben, dass sie im festen katholischen Glauben mit Gott gehen. Im Dritten wird das Kennenlernen von Maria und Paul beschrieben. Die Sprache ist dabei schlicht, knapp könnte man auch sagen, weder erzeugt sie Atmosphäre, noch werden sprachliche Bilder verwendet, Figuren erhalten keinerlei charakterliche Tiefe.
Der zweite Text ist die titelgebende Hauptschrift. "wir sind idioten" handelt von einer vergangenen Liebe, er kommt ohne Handlung aus und ist wie ein Monolog der Protagonistin aufgebaut, die die Beziehung Revue passieren lässt.
„des nachts wir liegen gegeneinander zu bett und kleinanleger der liebe wir sind"
Grammatikalisch ist das ganze eine Herausforderung oder besser: experimentell. Ein Feuerwerk an verschiedenen Satzbauten. Sehr spannend und musikalisch (manches sich wie Yodas Sprache anhört😬, sorry. Ein längeres Zitat stelle ich in die Kommentare).
Mir gefällt dieses Spielen mit Sprache, alte Floskeln aufzubrechen und Neues entstehen zu lassen, das Pocksche Verknappen, Versachlichen, Verändern, Verseltsamen, finde ich mutig und interessant!
Dass das Buch im Droschl Verlag erschienen ist (schon 2012), wundert mich nicht😊, so finden doch gerade die sprachlich Experimentellen, die Traditionsbrecher und formalen Erneuerer unter den Autoren in diesem Verlag ihre Heimat. Denke da auch an "Tour de Chambre" oder noch mehr an Jürgen Laggers "Öffnungen" (letzteres habe ich immer noch nicht verkraftet).
Empfehlung für experimentierfreudige Leser:innen, die Lust auf Anderes und Neues haben.