Cover des Buches September (ISBN: 9783499247606)
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Rezension zu September von Rosamunde Pilcher

Seichte Unterhaltung

von gst vor 9 Jahren

Rezension

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gstvor 9 Jahren

„Erfrischt kleidete er sich wieder an und trat, während er das frische Hemd zuknöpfte, ans Fenster, um das überwältigende Bild zu genießen, das die Landschaft draußen bot. Weiden, Schafe, Berge. Aus der Stille kam der Ruf eines Brachvogels, schwoll an und erstarb.“ (Seite 448)

Wer kennt es nicht, das Kontrastprogramm zum Tatort am Sonntagabend? Rosamunde Pilchers Cornwall-Geschichten bestechen durch wunderschöne Landschaftsaufnahmen – und leichtes Liebesgeplänkel auf herrschaftlichen Wohnsitzen …

Nachdem ich vor ungezählten Jahren dieses Buch geerbt habe, wollte ich doch endlich mal den Erzählstil der so häufig verfilmten Schriftstellerin kennenlernen. Leider fühlte ich mich mindestens die Hälfte des Buches über nicht wohl dabei. Während die Figuren eingeführt wurden, fielen mir immer wieder die Augen zu. Ich wurde in der Geschichte einfach nicht heimisch.

Lag es an der Gesellschaftsschicht, die hier beschrieben wird? Oder am Thema? Ort des Geschehens ist Schottland, wo im September, nachdem die meisten Fremden abgereist und die Einheimischen sich der Moorschneehuhnjagd hingeben, ein großer Ball zu einem 21. Geburtstag stattfinden soll. Nach und nach lernen wir Leser die Geladenen und deren Hintergründe kennen. Erst dann beginnen sie miteinander zu agieren, kommen Verwicklungen auf. Die letzten 150 der insgesamt über 600 Seiten versöhnten mich ein wenig mit der anfänglichen Langeweile, gaukelten sie mir doch Aktivität vor.

Eigentlich mag ich romantische Landschaftsbeschreibungen. Sie können Ruhe in einen hektischen Tag bringen. Doch hier hatte ich eher das Gefühl, „eingelullt“ zu werden: „… Schweigen trat ein. Unversehens füllte es sich mit kleinen Geräuschen, so wie Wasser Tropfen um Tropfen einen Hohlraum füllt. Das leise Wehen des Windes. Das Murmeln des fernen Baches, der Hochwasser führte. Auf der anderen Seite des Tals grasten verstreut Schafe, blökten von Zeit zu Zeit. Und in dem Maße, in dem diese Geräusche die Stille anfüllten, durchflutete Conrad, der sich in der Gesellschaft seines Gastgebers wohl fühlte, ein Empfinden von Ruhe und Seelenfrieden, von dem er vergessen hatte, dass es dergleichen gab.“ (Seite 414).

Die Bilder in Filmen zu sehen ist angenehmer, da sich dort gleichzeitig etwas bewegt. Die Landschaft ist Kulisse, die die Handlung untermalt. Außerdem ist das Geschehen komprimiert, dehnt sich nicht über 600 Seiten aus ...

Eigentlich hatte ich mir von dieser Erfolgsautorin mehr erwartet. Mehr als zwei Sterne kann ich diesem Buch beim besten Willen nicht geben. Dazu war es mir einfach zu seicht.

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