Der Titel des Buches und sogar der Klappentext haben mich direkt angesprochen. Ich habe sehr lange schon keinen Psychothriller mehr gelesen und habe mich daher sehr auf die Lektüre gefreut. Ich wurde nicht enttäuscht.
Friederike befindet sich in einer schwierigen Lage: Sie möchte um jeden Preis Mutter werden, aber dieser übermächtige Wunsch lässt ihre Ehe bröckeln. Als sie eines Abends nach einem Nachbarschaftsfest alleine zu Hause ist, erscheint ihr irgendetwas am Haus der Nachbarn merkwürdig. Da sie öfter auf die Kinder der Nachbarn aufpasst, kennt sie den Zugangscode zum Haus und sieht nach. Sie findet die kleine Celina tot auf dem Boden liegend, ihr Vater Erik liegt schwer verwundet über dem Kind, wie um sie zu schützen. Von seiner Ehefrau Alexa und der zweiten Tochter Rebecca fehlt jede Spur. Nicht nur die Polizei versucht der Sache auf den Grund zu gehen, auch Friederike recherchiert immer wieder auf eigene Faust um Alexa und Rebecca und den Mörder von Celina zu finden.
Zu Beginn wurde ich direkt in die Handlung geworfen, konnte also gut nachvollziehen, wie nervig es sein kann, wenn die Siedlung, in der man wohnt, belagert wird von Schaulustigen, die Blumen und Stofftiere vors Haus legen und der Presse. Da Friederike das Geschehene in Rückblicken erzählt, entblättert sich das Geschehene nur nach und nach. Das sich immer wieder im Kreis drehende Gedankenkarussell rund um ihre so sehnlich erwünschte Schwangerschaft, das seltsame Verhalten ihres Mannes und vor allem dem Wunsch, den Täter zu finden, der so viel Unglück über ihren Nachbarn Erik gebracht hat, war für mich sehr realistisch und nachvollziehbar. Dazu kommt aber noch, dass Friederike wurde adoptiert wurde und in keiner besonders herzlichen Umgebung aufgewachsen ist. Auch diese Tatsache beschäftigt sie einen großen Teil des Buches. Mir tat sie sehr leid, weil sie mit allem allein gelassen wurde, Lügen und Verrat erdulden musste und trotz allem so herzlich und liebevoll geblieben ist. Ob ich das gekonnt hätte, weiß ich nicht. Verbitterung ist ihr jedenfalls nicht anzumerken.
Nicht nur Eriks Frau, die eine bekannte Influencerin ist, gerät in den Fokus der Ermittlungen. Friederike kann sich an Teile des betreffenden Abends nicht erinnern und gerät ebenfalls in Verdacht. Vor allem, weil sie Erik bei sich aufnimmt und versucht ihm den Rücken zu stärken. Das fällt der Meute vor dem Haus natürlich direkt auf. Apropos Meute vor der Tür: Die Reaktionen auf Social Media und in diversen Kommentarspalten, die ich nur durch Friederikes Augen lesen konnte, kommen dem, was man heutzutage dort so liest, ziemlich nahe. Die Handlung im Buch ist in meinen Augen äußerst realistisch gezeichnet.
"Ein psychologischer Thriller, der auf jeder Seite fesselt!"
Klappentext Taschenbuchausgabe
Normalerweise gebe ich nichts auf diese Art Aussage, aber ich kann dies absolut bestätigen. Hätte ich nicht zwischendrin arbeiten und schlafen müssen, hätte ich das Buch wohl in einem Zug durchgelesen. Ab und an dachte ich, dass ich die Lösung des Falls hätte, aber es hat sich als falsch rausgestellt. Rückblickend klingt die Lösung durchaus sehr logisch und nachvollziehbar und alle offenen Fragen, die das ganze Buch über rumwaberten, wurden erklärt.
Wenn du auf unblutige Psychothriller stehst, dann bist du mit "Was nebenan passiert ist" bestens beraten. Nimm dir aber ausreichend Zeit um das Buch in einem Weg zu suchten. Das erste Buch von Rose Klay, "Die Tochter" werde ich auch demnächst lesen.
Das Buch wurde mir von Lübbe zur Verfügung gestellt. Dafür bedanke ich mich herzlich. Es hat meine Meinung nicht beeinflusst.