Rose Macaulay

 3,3 Sterne bei 7 Bewertungen
Autor*in von Ein unerhörtes Alter, Was nicht alles und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Rose Macaulay, 1881 in Rugby geboren, studierte in Oxford und lebte danach in London. Sie schrieb über zwanzig meist satirische Romane, daneben auch Biografien und Reiseliteratur. Kurz vor ihrem Tod 1958 wurde sie zur Dame Commander of the British Empire geadelt.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Rose Macaulay

Cover des Buches Ein unerhörtes Alter (ISBN: 9783832165826)

Ein unerhörtes Alter

 (5)
Erschienen am 18.06.2021
Cover des Buches Was nicht alles (ISBN: 9783949302077)

Was nicht alles

 (2)
Erschienen am 28.09.2022
Cover des Buches Zauber der Vergänglichkeit (ISBN: B0000BSG6L)

Zauber der Vergänglichkeit

 (0)
Erschienen am 01.01.1966

Neue Rezensionen zu Rose Macaulay

Cover des Buches Was nicht alles (ISBN: 9783949302077)
Catastrophias avatar

Rezension zu "Was nicht alles" von Rose Macaulay

Herausragende Dystopie einer vergessenen Autorin
Catastrophiavor einem Jahr

Wer kennt sie nicht, die prägenden Dystopie-Autor*innen des 20. Jahrhunderts – Aldous Huxley, George Orwell und..Rose Macaulay? 

Ja, der Name war mir auch unbekannt. Und das, obwohl diese feministische Autorin (*1881-1958) zu Lebzeiten preisgekrönt und von Queen Elizabeth II geadelt wurde. Wie das im männlich geprägten Kanon so ist, wurde sie "vergessen" - obwohl Literaturwissenschaftler*innen ihr "What Not" von 1919 als Inspiration für Huxleys Brave New World betrachten. Der Aviva Verlag hat es sich zur Aufgabe gemacht, aus dem Kanon herauskorrigierte AutorINNEN wieder ans Tageslicht zu holen. Und so erschien dort nun besagter Roman als "Was nicht alles", herausgegeben und großartig übersetzt von Josefine Haubold. 

Wer Huxley und Orwell kennt, staunt ob der Ähnlichkeiten. So antizipiert Macaulay die huxleysche Einteilung der Gesellschaft – in Kategorien von A-C auf Basis der Intelligenz. Heiraten darf nur, wer dadurch intelligente Kinder zeugt. Denn nach Ende des Großen Krieges scheint klar: menschliche Dummheit war schuld. Drum sollen auch Schulungen die Intelligenz fördern. Außerdem werden friedensgefährdende Begriffe direkt mit verboten, nur zur Sicherheit (ja, das klingt auch für mich nach einem Vorläufer von Orwells Newspeak). Wir begleiten die A-klassifizierte Ministeriumsangestellte Kitty Grammond, die im Ministerium für Verstand arbeitet und von all dem recht überzeugt ist. Zumindest bis sie sich in ihren Minister verknallt. Die Einstufung einiger seiner Verwandten als geistig zurückgeblieben verbietet seinen eigenen Gesetzen nach die Heirat. Und so stellt sich auch Kitty die Frage, welche Rechtfertigung es für ein solches System gibt. 

Mit vielen Spitzen, Witz und Klugkeit ist dieses Buch nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich großartig zu lesen. Besonders gefiel mir die Schilderung subversiver Einstellungen der Bevölkerung - auch hier feministisch geprägt. Denn wo sollen Hausfrauen die Zeit hernehmen, auch noch ihren Verstand zu schulen, wenn sie Stunden am Tag auf Reproduktionsarbeit aufwenden? 

"Was nicht alles" ist eine feministische Dystopie mit allem, was dazugehört. Sehr lesenswert ist auch Haubolds Nachwort, das den Roman nicht nur einordnet, sondern auch problematische Elemente - etwa den subtilen Antisemitismus - benennt und kommentiert. Denn wo es um Intelligenz geht, sollen Jüdinnen_Juden nach Ansicht des Ministeriums für Verstand besser nicht noch klüger werden, als sie es schon sind.
Diese seltsamen Kommentare sind zwar selten, eine kritische Kontextualisierung ist aber wichtig und gut. Deshalb möchte ich diese Übersetzung gerade auch wegen der sensiblen Herausgabe besonders empfehlen. 

Ich habe dieses Buch sehr geliebt und durfte auf der Buchmesse sogar ein Autogramm der Übersetzerin abstauben. Die - hatte ich das schon erwähnt? - wirklich ganze Arbeit geleistet hat.

Cover des Buches Was nicht alles (ISBN: 9783949302077)
Julia79s avatar

Rezension zu "Was nicht alles" von Rose Macaulay

Dystopische Utopie
Julia79vor einem Jahr

Es ist die Zeit nach dem sogenannten Großen Krieg. Die Regierung ist bemüht, das Land wieder auf die Beine zu bringen und aus Fehlern zu lernen - am besten werden erst gar keine Fehler mehr begangen! Ein Ministerium für Verstand wird gegründet und Mithilfe von Propaganda, Manipulation und rigorosen Konsequenzen soll die Bevölkerung intelligenter gemacht werden. Heiraten darf man lediglich innerhalb eines ausgeklügelten Systems - nicht etwa aus Liebe - und wer mit einem nicht als geeignet zertifizierten Partner Kinder bekommt, muss mit hohen Strafen rechnen. Es dauert erwartungsgemäß nicht lange, bis sich Unmut auf den Straßen regt und auch im Ministerium selbst zeigt sich nach und nach, dass die menschliche Natur ihre eigenen Gesetze macht. 

"Was nicht alles" entstand während des Ersten Weltkrieges. 1918 war es bereits gebunden, da bedurfte es doch noch einer Änderung, so dass es letztendlich erst 1919 veröffentlicht wurde - nach Ende der Kampfhandlungen. Da es keine genauen Zeitangaben macht blieb Rose Macauley trotz verspäteter Veröffentlichung dabei, es als prophetisch zu bezeichnen. Im Vorwort beschreibt die englische Autorin, man könne in diesen Zeiten nicht immer nur über den Krieg schreiben, doch über die Zeit vor dem Krieg zu schreiben erschien ihr unmöglich. So kam es, dass sie es mit einer "Erzählung nach dem Krieg" versuchte. 

Das Ministerium mag eine sinnvolle Institution sein, Vorschriften, Gesetze und Resolutionen mögen im Großen einen Sinn machen, ist man jedoch selbst davon betroffen und beeinträchtigt ist es mit dem Verständnis nicht mehr weit her. Der Instinkt des Menschen ist nunmal so beschaffen, dass er nicht selten unvernünftig handelt. 

Gefühle, das müssen die beiden Mitarbeiter des Ministeriums Kitty Grammont und Nicolas Chester am eigenen Leib erfahren, lassen sich nicht reglementieren, nicht unterdrücken und beiseite schieben, auch nicht für ein höheres Ziel.

Inwieweit darf sich eine Regierung in das Privatleben ihrer Bürger einmischen? 

Welches Leben ist lebenswert? 

Rose Macauley spricht mithilfe von Dialogen einige ethische Themen an. Insgesamt ist die von Macauley gewählte Erzählperspektive sehr ungewöhnlich, irgendwie undeutlich, nicht greifbar. Anhand von Ivy Delmer, einer kleinen Angestellten des Ministeriums, erfährt der Leser eine einzelne, persönliche und somit moralisierte Sicht, wobei eigentlich auktorial erzählt wird. Einen solchen Erzählstil habe ich zum ersten Mal gesehen, finde ihn aber ziemlich genial, da er den ProtagonistInnen so viel Raum gibt und gleichzeitig - allerdings wechselnd - parteiisch erscheint. Auch die absurde Unflexibilität der Beamten des Ministeriums wird nicht vom klassischen Erzähler beschrieben, sie zeigt sich anhand der Korrespondenz mit Vorgesetzten und Anträgen von Bürgern, die es zu bearbeiten gilt und ist dadurch umso wirkungsvoller inszeniert. 

Dieses Buch ist Vieles. Utopie, Dystopie, Komödie, Gesellschaftsstudie und Liebesgeschichte. Alle diese Ebenen finden ihren Platz in diesem großartigen Stück Literatur. 

Cover des Buches Ein unerhörtes Alter (ISBN: 9783832181093)
E

Rezension zu "Ein unerhörtes Alter" von Rose Macaulay

Ich hatte mir mehr erwartet....
evaczykvor 4 Jahren

Es klang interessant und reizvoll - ein Buch, das fast 100 Jahren nach seiner Erstveröffentlichung wieder erscheint und den Lesern des Jahres 2020 einen Blick in die Gedanken, Träume und Hoffnungen der Frauengeneration nach dem Ersten Weltkrieg zu ermöglichen. Was damals frisch war,  ist heute längst Geschichte.  Anderes, worum in "Ein unerhörtes Alter" von Rose Macaulay heftig debattiert wurde, wie Ehe ohne Trauschein, Psychoanalyse oder Karrierrewünsche von Frauen, sind mittlerweile  selbstverständlich. Obendrein stellt der britische Gesellschaftsroman gleich Frauen aus vier verschiedenen Generationen in den Mittelpunkt, von der 21-Jährigen Gerda bis zu ihrer 84-jährigen Urgroßmutter. Interessante Lektüre garantiert?

Ich wollte dieses Buch mögen, bin aber letztlich enttäuscht zurückgeblieben. Denn irgendwie plätschert die Handlung beliebig vor sich hin in Episoden und Anekdoten, in denen die Frauen der britischen Oberschicht ziemlich konturlos bleiben und andere - außer den obligatorischen Dienstboten drumherum - gar nicht erst in Erscheinung treten. Lässt sich leicht lesen, ist halbwegs unterhaltsam, aber irgenwie denke ich am Ende: Na ja....

Die Leben und die Lieben von jung und alt sind vor allem eines: privilegiert. Progressive, ja revolutionäre Gedanken werden gerade bei der jüngeren Generation gepflegt, ohne dass deshalb der upper class-Lebenstil in Frage gestellt oder verändert wird. Es lässt sich leicht reflektieren und debattieren im Luxusdasein zwischen Sommerhaus am Meer und Londoner Stadtwohnung - der weitgehend unsichtbar bleibende Ehemann von Neville ist Parlamentsabgeordneter.

Überhaupt, Neville - sie will mit 43 ihr bei der Heirat unterbrochenes Medizinstudium wieder aufnehmen und Ärztin werden. Das könnte eine starke Frauenfigur werden. Doch ach, der Verstand hat gelitten, es passt einfach kein Lehrstoff mehr in den Kopf. Oberschichtehefrau mit ausgedehnter Reisetätigkeit ist ja auch nicht so schlimm. Der Ehrgeiz, der sich so vielversprechend abgezeichnet hat, verpufft ohne Kampf. Und die Leserin aus dem 21. Jahrhundert ist not amused.

Die gepflegte Langeweile der Reichen und Schönen - hat sie uns irgendwas zu sagen? Ich fürchte, im Jahr 2020 hat sie ebenso wenig Substanz wie im Jahr 1921.

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