Hallo ihr zwei, danke für eure Zeit! Was ist für euch der größte Unterschied zwischen der Arbeit als Selfpublisher und der Arbeit als Verlagsautor?
Beim Selfpublishing sind wir sehr viel freier und können jede verrückte Idee sofort umsetzen. Beim Verlag dauert natürlich alles ein bisschen länger. Dafür hat man beim Verlag eine Art Zuhause, ein festes Team, das hinter einem steht und mit einem an einem Buch arbeitet und dazu auch noch eine Menge Expertise mitbringt, von der wir lernen können. Deshalb schreiben wir weiterhin sowohl als Selfpublisher als auch im Verlag, weil das so das Beste aus beiden Welten vereint.
Nach welchen Kriterien entscheidet ihr, ob ein Buch im Verlag erscheinen soll oder ihr es selbst veröffentlicht?
Das ist eine reine Gefühlssache. Wir schauen, wo es besser hinpasst, wo die Leser sind, und entscheiden dann nach unserem Bauchgefühl. Zudem ist die Arbeit mit dem Verlag eine Teamarbeit, es kommen immer wieder Wünsche von Verlagsseite, die in unsere Ideen einfließen, so dass neue Verlagsprojekte oft gemeinsam entstehen.
Ihr werdet oft gefragt, wieso ihr zu zweit schreibt, deshalb drehen wir die Frage einmal um: Wieso würdet ihr kein Buch alleine schreiben wollen?
Als wir jünger waren, hätten wir uns das durchaus vorstellen können. Doch je länger wir uns kennen und zusammen schreiben, desto mehr überwiegen die Vorteile. Es macht so viel mehr Spaß, wenn man nicht alleine mit einer Idee ist. Es ist ein tolles Gefühl, gemeinsam an einem Buch zu arbeiten und sich gegenseitig mit Ideen und Wendungen zu überraschen und dadurch sprüht alles vor Energie. Der Austausch miteinander lässt unsere Ideen und ein Buch sehr früh sehr lebendig werden. Gleichzeitig denken wir, dass man auch der Typ dafür sein muss. Manche Autoren könnten vielleicht gar nicht zu zweit schreiben, andere wiederum schreiben alleine und fühlen sich dabei ein wenig einsam. Das können wir gut verstehen.
Für die Recherche eures Buches ward ihr in Cornwall unterwegs. Was ist euch von dieser Reise besonders im Gedächtnis geblieben?
Es gab sehr viele schöne Momente. Zum Beispiel haben die Menschen diesen wunderbaren Akzent, der aus jedem noch so kleinen Gespräch etwas Besonderes macht. Das ist uns besonders bei den Männern aufgefallen beziehungsweise positiv in Erinnerung geblieben. Dazu war es super entzückend, dass alle Frauen ständig "lovely" gesagt haben. Ein ganz besonderer Moment war gleich am ersten Tag unser Besuch beim Steinkreis "The Hurlers" im Bodmin-Moor, der in unserem Buch eine wichtige Rolle spielt. Wir waren alleine auf der Ebene, die Sonne ging unter, das Licht war magisch, es war ein wirklich mystischer Moment und wir haben für unsere LeserInnen bei Instagram eingefangen, wie wir in genau diesem Moment beide die Steine berührt haben. Das war - passend zum Buchtitel - ein Augenblick für immer, ein Augenblick, der alles verändert hat.
Habt ihr auf eurer Reise Mythen und Legenden kennengelernt, die ihr vorher noch nicht kanntet?
Wir waren im "Jamaica Inn", das ist eine Schmugglerbar aus dem 18. Jahrhundert, in der heute ein Hotel mit Bar und Restaurant ist. Dort haben wir uns mit einer älteren Dame unterhalten, die uns einige Geschichten erzählen konnte, die wir durchaus spooky fanden. Wir haben dort auch übernachtet. Es gibt zum Beispiel das berühmte "Zimmer 4", wo es spuken soll. Die Frau hat es so eindringlich erzählt, dass wir es wirklich geglaubt haben. Ihr Sohn hat aufgrund der Mysterien schon häufiger in diesem Zimmer geschlafen und eines Nachts ist eine Frau in einem weißen Kleid aus der Wand gekommen, durch das Zimmer gegangen und dann zur Tür hindurch. Ihr Sohn konnte danach nie wieder in dieses Zimmer und wir glauben ihr es tatsächlich. Wir mussten dann noch eine Nacht dort verbringen und Ulli sogar in dem Trakt von "Zimmer 4" und, obwohl wir nichts gesehen haben, haben wir jedes Geräusch wahrgenommen.
Gibt es noch andere Länder oder besondere Gegenden, über die es euch reizen würde, ein Buch zu schreiben?
Ganz, ganz viele. Südafrika, Australien, Neuseeland, das sind alles Länder die uns reizen auch mit dem Hintergedanken an kommende Bücher. Wobei wir sagen müssen, dass Cornwall uns sehr überrascht hat, obwohl wir vorher Bilder im Kopf hatten. Wir haben erwartet, dass es wunderschön ist, aber die Wahrhaftigkeit dieser schönen Landschaft hat alle Erwartungen übertroffen.
In eurem Buch erwacht in der Protagonistin June eine magische Fähigkeit. Gibt es eine Fähigkeit, die ihr gerne hättet?
Ich, Carmen, würde gerne die Zeit anhalten können. Um mehr Zeit zum Schlafen zu haben, mehr Zeit für die Bücher, mehr Zeit zum Lesen. Ich, Ulli, würde als magische Gabe gerne Wünsche erfüllen können.
Ihr steht über die sozialen Medien in engem Kontakt mit euren Lesern. Hat das euer Schreiben beeinflusst?
Absolut. Unsere Leser haben unser Schreiben total beeinflusst. Ohne unsere Leser wären wir nicht dort, wo wir sind. Wir leben sozusagen von ihrem Feedback, mit dem sie uns helfen, immer besser zu werden, immer weiter an uns und unseren Texten zu arbeiten. Wir nehmen das Feedback extrem ernst. Dadurch, dass wir zu zweit schreiben, ist Feedback eh ein fester Bestandteil unserer Arbeit. Wir sind den Lesern sehr dankbar. Wir wollen beide den besten Text und freuen uns, dass uns unsere LeserInnen dabei helfen.
Welcher Gegenstand aus eurer Schreibumgebung ist für euer Schreiben unabdingbar?
Ich, Carmen, habe einen Roll-on mit ätherischen Ölen, der heißt "Deep Relief", den liebe ich sehr, und den wende ich zwischen den verspannten Schulterblättern und im Nacken an. Ich, Ulli, liebe Tee und habe eigentlich immer eine Tasse Tee beim Schreiben neben mir stehen.