Rezension zu "We All Fall Down (River City, 1, Band 1)" von Rose Szabo
So wie dieses Buch wünsche ich mir gute Fantasy. Von den ersten Seiten an hat mich die Geschichte um vier junge, queere Personen in einer Stadt, die einst von Hexen und einem König regiert wurde und jetzt unter der Macht von Universität und Forschung steht, gepackt. Die vier Protagonist*innen gehen alle ihrem eher mehr oder weniger normalen (gut, zugegebenermaßen eher letzteres) Alltag nach, und geraten dabei nach und nach zwischen die Fronten von Magie und Wissenschaft.
Das Buch hat viele negative Kritiken bekommen, weil in einer Szene Gewalt seitens einer weißen Frau gegen eine queere Person beschrieben wird. Und ja, das ist hart, muss aber mMn reflektiert betrachtet werden. Rose Szabo (übrigens selbst non-binär!) wird diese Szene wohl kaum in den Roman eingebaut haben, um ein solches Verhalten zu legitimieren; im Gegenteil, genau das will das Buch ja ansprechen und kritisieren. Das erschreckt und ist unbequem, weil es eben nicht diese heile Welt ist, die wir uns vielleicht erhoffen, wenn wir ein Buch aufschlagen. Aber genau das muss es doch auch sein, um etwas erreichen zu können; was bringt es, von einer - in dieser Hinsicht - utopischen Welt zu lesen, am Ende das Buch zuzuschlagen und zu denken "Ach ja, das war schön"? Bringt es nicht viel mehr, wenn in Büchern genau die Probleme angesprochen werden, denen wir uns Tag für Tag gegenübersehen, und damit das Bewusstsein dafür zu schärfen? Wie gesagt, bequem ist das nicht, aber wichtig.
Der Roman will nicht "einfach" sein und eine Friede-Freude-Eierkuchen-Welt zeigen, in der das einzige Problem ein magisches ist. Er greift mit der leider noch immer viel zu aktuellen Diskriminierung queerer Personen ein reales, hochaktuelles Thema auf und bindet das für mein Empfinden großartig in die Geschichte mit ein. Genau diesen Aspekt am Roman zu kritisieren, finde ich viel zu kurz gedacht.