Cover des Buches Und damit fing es an (ISBN: 9783458176848)
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Rezension zu Und damit fing es an von Rose Tremain

Freundschaft oder Abhängigkeit?

von Andine vor 8 Jahren

Rezension

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Andinevor 8 Jahren
Inhalt

Matzlingen (Schweiz) 1948: Anton, Sohn eines gut betuchten jüdischen Paares, verbringt seinen ersten Vorschultag in Gustavs Klasse. Das weinende und völlig mit der Situation überforderte Kind weckt Gustavs Mitleid und veranlasst ihn dazu, ihm von dort an durch alle Widrigkeiten des Lebens zu helfen.

Charaktere

Gustav, Kind eines frühzeitig verstorbenen, ehemaligen Polizisten und einer vom Leben gebeutelten, verbitterten Käsefabrikmitarbeiterin wächst in völliger Armut auf. Von seiner Mutter unverstanden und ungeliebt, sehnt er sich nach Zuneigung und freundlichen Worten. Als er auf Anton und dessen Familie stößt, erfährt er zum ersten Mal, wie sich Freundschaft anfühlt und ist seitdem darauf bedacht, diese, komme was wolle, auf gar keinen Fall zu verlieren.
Anton, ein Kind reicher Eltern, das keine Sorgen kennt und alles zu bekommen scheint, was es sich wünscht, verfolgt äußerst zielstrebig seine Karriere als Konzertpianist. Die Suche nach Ruhm und Erfolg bringt ihn jedoch dazu, seine Freundschaft und Menschlichkeit aus den Augen zu verlieren und alles zu opfern, um sein Ziel zu erreichen. Die Freundschaft scheint nicht mehr von wesentlicher Bedeutung zu sein, weshalb fraglich erscheint, wie lang sie die Zeit noch überdauern wird.

Meine Meinung

Das Buch „Und damit fing es an“ thematisiert eine Freundschaft zwischen einem armen Schweizer und einem reichen jüdischen Kind kurz nach Ende des 2. Weltkrieges. Dabei werden geschichtliche Ereignisse miteingebunden und einige typische Probleme, wie die Verarmung der Bevölkerung im Krieg oder die Vorurteile gegenüber Juden, aufgegriffen und thematisiert. Die Idee hinter dem Buch gefällt mir zwar sehr gut, jedoch sind mir einige Charaktere irgendwann so unsympathisch geworden, dass ich Schwierigkeiten hatte, der Geschichte noch etwas Positives abzugewinnen. Ab einem bestimmten Punkt im Buch wirken alle Beziehungen sehr einseitig, weshalb meiner Meinung nach nicht mehr wirklich von einer Freundschaft, sondern eher von einer Abhängigkeit gesprochen werden kann. Das Einbringen einiger Rückblicke und Figuren erschien mir zusätzlich immer wieder etwas überflüssig, da sie keinerlei Auswirkung auf die Geschichte hatten und dadurch auch einfach komplett weggelassen werden können. Alles in allem habe ich mir einfach unter einer Freundschaft, die die Zeit überdauert, etwas anderes vorgestellt, weshalb ich ein wenig enttäuscht auf die Geschichte blicke.

Lieblingszitate

„Musik ist so wichtig für uns Menschen. Sie berührt einen Bereich in uns, der allem anderen verschlossen bleibt.“ – S. 224

„Beim Zeitverschwenden ändert man das Wesen der Zeit. Das Herz wird beruhigt.“ – S. 231

„Ja, dachte Gustav, so ist das Leben; ein Lebewesen wird erwählt, ein anderes verstoßen, und der Verlierer muss einsam verhungern.“ – S. 321
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