Linda hat Kopfschmerzen und ihre Mutter schleppt sie zum Arzt. Was sie dort erfahren, verändert einfach alles. Linda hat einen Gehirntumor. Im Park lernt sie Max, der kaum noch Haare hat und ebenfalls sterbenskrank ist, kennen und der bringt sie dazu, eine Liste zu schreiben: was sie noch alles tun will, bevor sie stirbt. Linda jedoch steht der Sache völlig anders gegenüber und lernt erst nach und nach, dass sich die Welt anders dreht, als sie dachte …
Nein, ein Gehirntumor ist kein Grund zum Lachen. Krankheiten allgemein sind das nicht. Besonders nicht Max‘ Krankheit. Doch zeigt das Hörbuch wunderschön, dass mit Humor und aktiv alles besser geht, alles leichter zu ertragen ist, als mit Aufgabe und Kopf-in-den-Sand-stecken. Nichts ist leicht, nichts wird beschönigt, aber es wird gezeigt, was jeder Einzelne – ob krank oder gesund – bewirken kann. Dass nichts immer genau so ist, wie es ein Einzelner sieht, sondern von anderen eben völlig anders wahrgenommen werden kann und dass eine Lawine durch nur einen kleinen Auslöser eine enorme Größe annehmen kann.
Mir gefällt, dass Linda nicht auf übliche Weise reagiert, lauter schöne Dinge unternimmt und dem Tode entgegentaumelt, sondern in ihrer letzten Zeit, die ihr wohl bleiben wird, die Welt verbessern möchte. Gar nicht teenagertypisch, aber sehr erwachsen – auch wenn ihr Weg kein bisschen erwachsen ist! Sie lebt in vollen Zügen, dennoch nicht in den Tag hinein. Sie und Max stützen sich gegenseitig, ziehen sich hoch, statt runter. Mittendrin die gesunde Pia wird ins Boot geholt und kann von den beiden lernen. Ihre Aktionen sind toll. Sie sind nicht aus der Luft gegriffen, sondern erwachsen quasi aus der Story heraus. Aus der Liste wird das Umsetzen der Punkte und dies führt von einem zum anderen, begonnen mit Max‘ Geständnis einer Lüge.
Das Hörbuch hat mich an vielen Stellen erstaunt, aber auch sehr berührt. Anfangs hatte ich leichte Schwierigkeiten, weil alle drei – Linda, Max und Pia – abwechselnd erzählen, dies aber Ulrike C. Tscharre ließ das nicht so deutlich erkennen beim Lesen. Dennoch mochte ich ihre Stimme, ihre Betonungen und die Art, wie sie gelesen hat.
Das Ende ist ein wenig sprunghaft und sehr offen. So ganz ist das nicht mein Geschmack und es wirkt, als hätte es Rosemarie Eichinger urplötzlich sehr eilig gehabt.
Insgesamt hat mir das Hörbuch sehr gut gefallen. Ich kann es empfehlen und bewerte es mit vier Sternen.
Rosemarie Eichinger
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Rosemarie Eichinger
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Alles dreht sich
Neue Rezensionen zu Rosemarie Eichinger
„Alles dreht sich“ von Rosemarie Eichinger hat mich magisch angezogen, als ich es in einem öffentlichen Bücherregal entdeckte. Das blaue Cover mit der verdrehten Schrift ist ein echter Blickfang. Neugierig griff ich zu. Der sehr kurze Klappentext verriet mir rein gar nichts über den Inhalt und trotzdem fesselte er mich sofort.
Als ich das Buch schließlich das erste Mal aufschlug, wurde ich direkt strudelartig in die Geschichte hineingezogen. Erst nach 50 Seiten konnte ich wieder auftauchen und meine ersten Erkenntnisse Revue passieren lassen. Linda ist 15 Jahre alt und erhält die niederschmetternde Diagnose: Hirntumor. Auf einer Parkbank vor dem Krankenhaus lernt sie Max kennen. Er überzeugt sie davon, dass sie gemeinsam eine Bucket-List erstellen sollen, mit lauter Dingen, die sie noch tun wollen, bevor sie sterben.
Sick-Lit ist seit „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ der Modebegriff für (Jugend-)Bücher, in denen Krankheiten thematisiert werden, meist mit einem ganz besonderen Charme und einer guten Portion lebensbejahendem Humor, ohne die Ernsthaftigkeit aus den Augen zu verlieren. Nach den ersten Seiten wollte ich „Alles dreht sich“ ebenfalls in diese Schublade stecken, doch kurz darauf überzeugte mich die Autorin Rosemarie Eichinger davon, dass ihre Geschichte in eine andere Richtung geht.
Doch auch sie geht mit Humor nicht sparsam um. Ihre jungen Protagonisten, in deren Köpfe ich mich einnisten durfte, sind unheimlich pfiffig und authentisch. Auf ausufernde Beschreibungen wird verzichtet, die Sätze sind kurz und sprunghaft wie Gedanken und trafen mich wie das Feuer eines Maschinengewehrs. Ich hatte keine Chance zu entkommen und klebte förmlich an den Seiten. Es fiel mir leicht mitzufühlen, denn Max, Linda und ihre beste Freundin Pia ließen mich ganz dicht ran. Verzweiflung, Wut, Trauer, Mut, Angst – all diese Gefühle wurden trotz weniger Worte deutlich. Besonders ansteckend war jedoch der Wille etwas zu erreichen, mit seinem Leben etwas anzufangen um schließlich in Erinnerung zu bleiben. Der Drang etwas zu tun, etwas zu bewegen und die Welt zu verändern kribbelte nach wenigen Seiten auch in mir. Schwupps nahm die Geschichte eine ganz unerwartete Richtung ein. Lindas Schicksal wird zwar nicht vergessen, jedoch legt Rosemarie Eichinger den Fokus auf etwas anderes.
Auf nur 200 Seiten kann die Autorin berühren, zu Tränen rühren, Mut zusprechen, aufwühlen und Gesellschaftskritik äußern. Ein gelungener Mix aus „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ von John Green und „Die Hässlichen“ von Melanie Vega, getragen von einem wahnsinnig tollen, außergewöhnlichen und mitreißenden Schreibstil, der die jungen Helden im Hier und Jetzt festtackert (selbst Situationen, die in der Vergangenheit stattfanden, werden ins Präsens befördert). Für mich war „Alles dreht sich“ eine absolute Überraschung. Leider ist dieser Titel nur noch als eBook erhältlich. Solltet ihr also zufällig in einem Bücherschrank oder in einer Mängelexemplar-Kiste auf ein Print-Exemplar stoßen, fackelt nicht lang, sondern greift beherzt zu.
Emma ist die Tochter des Totengräbers und verbringt ihre freie Zeit am liebsten auf dem Friedhof. Sie fühlt sich zwischen den Gräbern wohl, spricht mit den Toten, denkt sich Geschichten über sie aus - und wird deswegen in der Schule gemieden und für seltsam angesehen.
Peter muss einen schrecklichen Verlust verarbeiten. Sein Zwillingsbruder Martin starb plötzlich durch einen Unfall. Seine Eltern können es nicht ertragen, in ihm, den Zwillingsbruder, ständig den toten Bruder zu erkennen.
Peter zieht sich täglich für Stunden an das Grab von Martin zurück, schwänzt die Schule. Emma nähert sich mutig dem Jungen. Nebenbei erfährt man auf ganz geschickte Weise viel über den Tod in früheren und anderen Kulturkreisen. Zwischen Emma und Peter entwickelt sich eine noch sehr vorsichtige, zurückhaltende Freundschaft, in deren Verlauf Peter und seine Eltern lernen mit dem Verlust umzugehen und Emma lernt, Kontakt zu Lebenden zu knüpfen.
Die Geschichte ist sehr gut erzählt, sehr einfühlsam und sachlich sehr fundiert, was das Thema Tod betrifft. Mich hat ein wenig gestört, dass Emma so viele Gedanken denkt, die so widersprüchlich sind zu dem, was sie tatsächlich sagt. Oft war vor fast jeder wörtlichen Rede, ein Gedanke von Emma eingefügt. Dies unterstreicht natürlich den Charakter des Kindes, doch erschwerte das Lesen.
Trotzdem, eine glatte Leseempfehlung!
Gespräche aus der Community
Was kann man tun, wenn einem etwas gehörig gegen den Strich geht und man darauf aufmerksam machen will? Das wollen Linda, Max und Pia unbedingt herausfinden. Am besten noch bevor das Leben vorbei ist. Dafür lassen sich die drei einiges einfallen.
Bestimmt gibt es auch so manches, was euch nervt. Wie weit würdet ihr gehen, um das Problem ins Bewusstsein der Leute zu rücken? Was findet ihr ungerecht und was könnte man dagegen unternehmen? Sicher habt ihr noch andere Ideen als Linda, Max und Pia. Auf die bin ich schon ganz besonders gespannt.
Zum Inhalt von „Alles dreht sich“
Linda und Max, um die 15 Jahre alt, lernen sich im Krankenhaus kennen. Linda hat Krebs. Die Ärzte geben ihr nicht mehr lange Zeit. Alles dreht sich. Der Schock bringt die beiden zusammen. Die letzten Monate mit Leben füllen, Spaß haben, Spuren hinterlassen. Alles, nur nicht an eine Zukunft denken, die ohnehin nicht kommt.
Gemeinsam mit Pia, Lindas bester Freundin, beschließen die drei ihr Leben zu ändern und gegen Ausbeutung, Umweltzerstörung und Konsumwahn vorzugehen. Sie beginnen mit kleinen, punktuellen Aktionen, die sich übers Internet schnell verbreiten. Immer mehr schließen sich an, bis Unruhe stiften allein nicht mehr reicht.
--> Leseprobe
Die Leserunde zum Buch „Alles dreht sich“ startet am 12.06., wenn ihr dann schon alle euer Buch habt.
Der Chicken House Verlag stellt dafür 10 Freiexemplare zur Verfügung, die unter all jenen verlost werden, die sich bis einschließlich 04. Juni 2013
bewerben. Im gedruckten Buch ist übrigens zusätzlich auch ein Code für die EBook-Version drin. So könnt ihr es gedruckt oder digital lesen (alle gängigen Reader).
Alle, die das Buch schon haben, sind natürlich auch herzlichst eingeladen, an der Leserunde teilzunehmen und mitzudiskutieren. Je mehr desto besser.
Ich freu mich schon sehr auf die Leserunde mit euch.
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