Cover des Buches Küsse am Meer (ISBN: 9789963525072)
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Rezension zu Küsse am Meer von Rosita Hoppe

Küsse am Meer, ein Haufen Probleme und eine unbefriedigte Leserin ...

von LukaElliott vor 9 Jahren

Rezension

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LukaElliottvor 9 Jahren
Das war mein erster Ausflug ins Genre der leichten Liebesromane. Der Klappentext hat mich angesprochen und auch die locker-flockige Leseprobe.

Der Inhalt
In »Küsse am Meer« wird Pauline von ihrem Freund sitzengelassen, just als sie entschlossen hat, zu ihm zu ziehen. In ihrem Leichtsinn hat sie bereits den Job geschmissen. Und nun steht sie da , arbeitslos und ohne Freund … Glücklicherweise bietet ihre beste Freundin Jule ihr an, auf der Insel Amrum in ihrer Pension auszuhelfen. Vielleicht kommt Paule auch dort die zündende Idee für ihren neuen Roman. Auf Amrum macht sie die Bekanntschaft von Paul und verliebt sich gleich in ihn. Aber bald stellt sich heraus, dass es üble Gerüchte um Paul gibt und auch Jule ihn geradezu hasst. Was hat Paul mit dem Tod von Jules zu schaffen? Und warum taucht zu allem Überfluss Paulines Ex mit seiner neuen Freundin in Jules Pension auf?
Kurz gesagt geht es ums Neu-Anfangen in vielerlei Hinsicht ...

Das Cover
Mit der halbtransparenten Herzcollage und dem nackte-Bein-am-Strand-Motiv wirkt das Cover etwas teenagerhaft, aber ich mag die pastelligen Farben, die schöne Sommerstimmung vermitteln. Eigentlich sehr schön, nur das Muster der Short oben rechts hat mich jedesmal beim Draufgucken irritiert. Der Titel ist gut lesbar, den Photoshop-Schatten-und-Relief-Ebeneneffekt hätte man sich von mir aus gerne sparen können :-)

Die Charaktere
Zu Beginn fand ich die etwas unüberlegt handelnde Pauline sympathisch. Trifft für sich eine Entscheidung und kündigt gleich mal ihren Job, ohne das Einverständnis ihres Noch-Freundes abzuwarten. Kurz darauf düst sie liebeskummerbehaftet und arbeitslos nach Amrum. Sehr viel erfährt man ansonsten nicht über Pauline, außer dass sie ein Eis-Addict ist und keine Gelegenheit auslässt, sich mit der Süßigkeit zu trösten oder zu belohnen. Zum Ausgleich versucht sie sich in sportlicher Betätigung und schafft immerhin eine halbe Stunde Jogging am Strand. Tja, das war’s auch schon. Pauline unterscheidet sich in nichts von zigtausenden anderen Durchschnittsfrauen dort draußen. Keine großen Macken, keine Laster, keine wirklichen Probleme … Sehr pusselig und überängstlich insgesamt.
Jule, die am Anfang als die beste Freundin von Pauline erschien, mutiert zur Mitte hin geradezu zur Antagonistin. Ihr extrem ablehnendes Verhalten Paul gegenüber und ihre Weigerung, mit Pauline zu reden, macht sie unsympathisch. Zwar ändert sich ihr Verhalten später wieder, aber die Minuspunkte konnte sie nicht mehr wettmachen. Für mein Dafürhalten war ihr Benehmen kindisch und überzogen, Trauer hin oder her. Die beste Freundin und den besten Freund des verstorbenen Mannes so zu behandeln … nope!
Paul ist der Sympathieträger in »Küsse am Meer«: Typ Sonnyboy mit Surferlocken, Freiberufler, ein bisschen Weltenbummler, Fotograf und Autor, Naturbursche, der offenbar nicht gerne drin eingesperrt ist, und leidenschaftlich. Aber auch er bleibt insgesamt eher blass. Was er an Pauline findet, ist mir bis zum Schluss rätselhaft geblieben.

Die Story
Ich glaube, ich bin schlicht die falsche Zielgruppe für dieses Buch. Die Geschichte hat mich nur kurzfristig mitgerissen, als sich dieses Geheimnis um den Tod von Jules Mann und Pauls Beteiligung daran aufbaute. Aber das Ganze wurde schnell aufgelöst. Paul und Pauline haben eine Liebschaft, die damit endet, dass Pauline die Insel verlässt, da sie weit, weit weg die Möglichkeit einer neuen Arbeitsstelle hat. Von wegen, nur die Liebe zählt! Hier geht es so realistisch und vernünftig zu Ende, wie Muttern sich das von ihrer Tochter wünschen würde. Erst mal das regelmäßige Gehalt sichern, die Leidenschaft kann warten.
Vielleicht führen die beiden eine Fernbeziehung, vielleicht kehrt Pauline irgendwann zurück, vielleicht findet Paul ein Mädel, das besser zu ihm passt …
Im Grunde war das Ganze also ein besserer Urlaubsflirt mit nebenher-dicke-Missverständnisse-aus-dem-Weg-schaffen. Nur Jule hat eine Veränderung durchgemacht, alle anderen kehren mehr oder weniger in ihren Alltag zurück. Pauline ist noch vorsichtiger als zuvor; sie will wegen der Erfahrung mit ihrem Ex nichts mit einer neuen Beziehung überstürzen.
Mal ehrlich: Möchte ich so etwas in einem Liebesroman lesen? Ich persönlich eher nicht. Leidenschaftslose Vernunft und »Hauptsache, du hast nen sicheren Job« bietet uns der Alltag doch schon zur Genüge. Was mir hier gefehlt hat, waren unvorhersehbar handelnde, lichterloh brennende Charaktere voller Temperament und Unvernunft und jenes Quäntchen Buchstaben-Magie, die einen für ein paar Stunden an die Lektüre fesselt.
»Küsse am Meer« ist eine schöne Strandlektüre, nicht mehr, nicht weniger. Das langweilige Ende hat mich allerdings enttäuscht.

Das Setting
Die Geschichte spielt auf Amrum. Dass auch hiesige Schauplätze spannend, überraschend und exotisch sein können, weiß jeder, der abseits der Touristenpfade fremde Gegenden erforscht hat, sei es beim Geocachen, bei einer mehrwöchigen Boots- oder Motorradtour, beim Jobben während der Semesterferien oder als Hiker mit Zelt und Rucksack. leider bekommt man während der Lektüre nichts anderes zu »sehen« als das, was der Zwei-Wochen-Pauschaltourist ebenfalls schon kennt. Hinter den Vorhang zu linsen und den steuerhinterziehenden Feuerwehrchef oder den griesgrämigen Fischer, der ein indisches Slumprojekt unterstützt, kennenzulernen ist ebenso wenig gegeben wie die alte Scheune zu entdecken, wo 1978 der olle Hinnerk … und so weiter. Würde vielleicht auch zu weit führen. Ein bisschen mehr skurriles Lokalkolorit jenseits dessen, was man aus Reiseführern schon kennt, wäre schön gewesen. So blieb Pauline halt auch nur Touristin, die die altbekannte idyllische Kulisse und die salzluftgeschwängerten Strandspaziergänge genoss wie zigtausende andere schon vor ihr.

Der Schreibstil
Locker-flockig, wie bereist eingangs erwähnt. Man muss sich nicht durch Bandwurmsätze und tausend verkopfte Metaphern wühlen, sondern gleitet angenehm durch das Geschehen, ohne aus dem Fluss zu geraten. Einzig die ausufernden Gedankengänge Paulines, die auch oft mit Fragezeichen endeten, haben mich etwas genervt. Vieles lässt sich aus dem Kontext deuten, daher musste meines Erachtens nicht jede Grübelei bis aufs i-Tüpfelchen ausgeführt werden. So wurde dem Leser ein bisschen zuviel Denkarbeit abgenommen und er blieb als purer Konsument zurück. Hin und wieder fand ich den Stil ein wenig zu betulich; aber das ist reine Geschmackszache.
Wegen des Schreibstils hatte ich Pauline anfangs übrigens als viel jünger eingeschätzt, so Mitte bis Ende zwanzig (wegen der »Hachs« und »Nees« und den teilweise recht flapsigen Dialogen). Dass sie gestandene 37 ist, hätte ich nie erraten :-)

Mein Fazit
Tut mir furchtbar leid, das Buch war nicht meines. Zum Schluss blieb nichts von der Geschichte hängen und ich bin vom Ende auch zu enttäuscht, als dass ich mir noch Gedanken über die Zukunft der Protagonisten machen möchte. Mir persönlich war das Buch zu … normal, in allen Belangen. Es hat mich leider so gar nicht gefesselt oder berührt.
Ich könnte mir aber vorstellen, dass es der ideale Reisebegleiter für einen schönen Urlaub auf Amrum ist, da man zusammen mit dem Roman einen Trip über die Insel machen kann. Und ich bin sicher, dass viele andere Leser genau diese Art der Ortsbeschreibungen, die Rosita Hoppe benutzt, zu schätzen wissen.

Ich vergebe drei von fünf Sternen wegen der blassen Charaktere, insbesondere der Hauptperson, und der nicht sonderlich knisternden Story samt dem »Vernunft-ist-Trumpf-«Ende. Alles andere ist so subjektiv, dass ich es nicht mit in meine Wertung einfließen lasse.
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