Cover des Buches Das Labyrinth der Welt (ISBN: 9783442727070)
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Rezension zu Das Labyrinth der Welt von Ross King

Ein Autor verirrt sich im "Labyrinth der Welt"

von juergenalbers vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Buch mit extrem viel Hintergrundinfo, die leider die eigentliche Handlung am Ende verdeckt und den Leser erstickt.

Rezension

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juergenalbersvor 8 Jahren

Isaac Inchbold, von Beruf und aus Berufung Buchhändler, erhält eine rätselhafte Einladung auf den Landsitz Pontifex Hall und dort, von einer Lady Marchamont, einen nicht weniger rätselhaften Auftrag. Inchbold soll ein verloren gegangenes Buch, das "Labyrinth der Welt" wieder beschaffen. Man sollte vielleicht nicht zu früh an einem Plot herumkritteln, dennoch stellt sich bereits in dieser frühen Phase des Buches die Frage nach der Logik. Inchbold wird als durchaus erfolgreicher, aber auch sehr beschaulich lebender Buchhändler beschrieben. Trotzdem gibt er sein Tagwerk mehr oder minder auf, um hinter einem Buch her zu jagen.

Der folgende Plot ist alles andere als einzigartig und nicht einmal besonders einfallsreich. Die abenteuerliche Suche nach einem Buch (oder wahlweise einem Kelch, einem Bild etc.), welches a) die Weltherrschaft, b) sagenhaften Reichtum, c) ewiges Leben bringt, ist eine Grundidee, nach der wohl hunderte, wenn nicht tausende Romane geschrieben wurden. Daran ist per se nichts Verkehrtes, wenn die Idee denn nur spannend umgesetzt wird. Und genau das gelingt dem promovierten Literaturwissenschaftler Ross King nicht. Ich will nicht zuviel interpretieren, was nicht beweisbar ist. Fakt ist, das "Labyrinth der Welt" war King's zweiter und letzter Roman. In der Folge hat er, soweit ich weiß, nur noch wissenschaftliche Werke, insbesondere zum Leben und Wirken verschiedener Künstler, geschrieben. Nach meiner Interpretation gelang auch Ross nicht, was vielen schreibenden Wissenschaftlern nicht gelingt: Sich von der wissenschaftlichen Welt zu lösen und sich mehr auf die Logik des Plots und die Spannung zu konzentrieren. Werke wie das "Labyrinth" werden veröffentlicht und leben davon, dass die Autoren über einen enormen Sachverstand verfügen und es gewohnt sind, extreme Recherche-Arbeiten auf sich zu nehmen. Die Werke Umberto Eco's sind ein beredtes Beispiel dafür. Aber es kommt eben nicht nur auf wissenschaftliche Genauigkeit oder die Gelehrsamkeit des Verfassers an. Manchmal muss man als Autor eben auch über den eigenen Schatten springen und an den Leser denken. Das "Labyrinth der Macht" ist gut für denjenigen Leser, der viel über das England des 16. und 17. Jahrhunderts erfahren will. Für alle anderen wird das Lesen oft mühsam und manchmal ärgerlich, wenn der Plot immer weiter abflacht und zum Ende vollständig zum Büttel der Gelehrsamkeit des Autoren verkommt. Viele Fragen bleiben offen, Teile der Handlung scheinen vollständig überflüssig. Hier kann nur eine sehr eingeschränkte Leseempfehlung gegeben werden.

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