Gleich in den ersten beiden Seiten demonstriert der Autor gekonnt, dass er nicht schreiben kann. Ihm sind die Figuren egal, Gefühle werden in einzelne Wörter gepackt und die Persönlichkeit beschränkt sich bloß auf das Aussehen. Er ist nicht in der Lage, einen Spannungsbogen, eine Atmosphäre oder eine Szene aufzubauen, wodurch der Prolog jeden potentiellen Leser abschreckt.
»Das Gefühl ist tröstlich. Sie möchte überall sein, nur nicht mehr hier. Schritte im Gang. Die Augen weit aufgerissen. Die metallene Tür öffnet sich quietschend, oder war das ihr Schrei? Das Zittern packt sie erneut. Unkontrollierbar.«
Sein Stil ist stichwortartig, schlimmer als in einem Protokoll und so beschränkt, dass man als Leser weder etwas mitfühlt oder mitbekommt. Als würde er kein Buch schreiben, sondern eine Idee skizieren und das so lasch wie nur möglich.
»Sie erreicht die Tür. Glücksgefühle steigen auf. Gleich. Die Tür bewegt sich.«
Das ist eine Szene, die Spannung braucht, eine starke Vorarbeit und eine Figur, die sympathisch wird. Doch die Frau im Sessel bekommt kein Gesicht. Und was soll ich unter "Glückgefühle steigen auf" verstehen? Macht sich der Autor über die Figur lustig? Will er eine chemische Reaktion beschreiben? Kriegt die Figur einen Orgasmus? Anschließend kommt ein Satz mit einem einzigen Wort, das aber nicht in der Lage ist, die Bürde zu tragen, die die Szene von ihm verlangt.
»Plötzlich höre ich schweren Atem und klatschende Geräusche. Kurz Stille. Verharre bewegungslos. Dann wieder, diesmal durchbrochen von spitzen Schreien«
Nach dem Prolog senkt sich das Stichwortartige zwar um einen gewissen Grad, doch sobald der Autor gezwungen wird, eine Szene zu beschreiben, taucht es verstärkt auf und bremst damit alles, was hätte beginnen können.
»Aus dem Nichts verkündet die Empfangsdame meines Hirns ihren Lagebericht«
Aus dem Nichts kommen dann die abstrakten Beschreibungen, die vielleicht lustig sein sollen. Vielleicht hält der Autor es für poetisch, literarisch wertvoll, eine Art Goldgrube der Wörter, ich weiß es nicht. In meinen Augen sind sie lächerlich und fast kommt es mir so vor, als würde er sich damit über einen grausamen Mord lustig machen.
Roy Jacoby versteht das Handwerk nicht. Er kann nicht schreiben und ist weit davon entfernt, es jemals zu können. Er gehört zu den Personen, die glauben, man müsse nur ein paar Wörter zusammenschreiben und hätte damit ein ganzes Buch geschaffen. Doch man braucht Leidenschaft dafür, Liebe zur Sprache, zu einzelnen Wörtern und man muss in der Lage sein, dem Satz einen Klang zu verleihen. Etwas von der Seele des Autors muss in die Figuren fliesen, damit sie lebendig werden und es braucht eine Vorarbeit, damit der Spannungsbogen funktioniert. Und man braucht echt viel Übung. Ich bin mir ziemlich sicher, er hat es schnell aufgeschrieben und dann veröffentlicht mit dem Ziel, den Titel Autor tragen zu dürfen. Immerhin ist ihm das ja gelungen. Herzlichen Glückwunsch.