Cover des Buches Alt werden, ohne alt zu sein (ISBN: 9783406667626)
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Rezension zu Alt werden, ohne alt zu sein von Rudi Westendorp

Umfassender Blick auf das „neue“ Altern

von M.Lehmann-Pape vor 9 Jahren

Rezension

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M.Lehmann-Papevor 9 Jahren
Umfassender Blick auf das „neue“ Altern

Es ist eine grundsätzliche Tendenz und damit verbunden auch grundsätzliche Fragen, die mit einer immer höheren Lebenserwartung einhergehen.

Fragen, die sich nicht nur dahin richten, ob finanzielle Probleme durch die neue Demographie aufkommen oder ob „75“ nun das „neue 65“ sein soll oder sein kann. Sondern auch die Frage, ob man überhaupt noch in klassischem Sinne alt sein darf in dieser Zeit, ob Mattigkeit, Rückzug von der Welt, die Unlust auf neue Bedienungsanleitungen für immer neue Geräte bis hin zu einer gewissen Festgefahrenheit (früher Starrsinn genannt) oder andere Auswüchse eines „traditionellen Alters“ (das in früheren Zeiten bereits mit Mitte 50 begonnen hat) überhaupt noch gestattet sind in einer dynamischen Welt der Triathleten und „sich-neu-Erfinder“ auch mit 80 noch.

Westendorp geht in seiner sehr umfassenden und aus vielen Richtungen die „neue Realität“ beleuchtend in diesen Fragen einen klaren Weg.. Schon seine Grundthese des „verlangsamten Alters“ („Warum wir unweigerlich Altern aber nicht alt sein müssen“) zeigt auf, dass Westendorp die Gestaltung des Lebens im Hohen Alter, das „fit bleiben“ auch im Kopf in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen rückt.

Hier muss jeder Leser selbst entscheiden, wieweit er genetische Bedingungen oder auch einfach das Recht auf ein „nicht fittes“ Alter oder ein „nicht mehr Mithalten wollen“ einzelner im Hinterkopf behält. Diese Seiten der Medaille spielen im Buch keine sonderlich große Rolle.

Wer nun aber Formeln sucht (so er das höhere Alter erreicht und nicht an Demenz oder anderen ernsthaften Krankheiten leidet), der findet in diesem Buch durchaus fundierte und klare Aussagen auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Mit dem Ziel, Vitalität und Optimismus, innere und äußere Entwicklungsmöglichkeiten bis ins hohe Alter hinein zu erhalten.

Und ebenso beschäftigt sich Westendorp, neben dem, was der einzelne selbst dazu beitragen kann mit den politischen und medizinischen Rahmenbedingungen, die die veränderte Demographie und damit die veränderten Möglichkeiten, das auch höhere Alter aktiv anzugehen und zu gestalten notwendig flankierend zu begleiten haben.

Denn ein „Wegwerfkörper“ ist nicht natürlich vorgegeben. Stimmt die „Ressourcenlage“, dann ist es dem Menschen durchaus möglich, auch über die Erzeugung und Begleitung der Nachkommen eine weitere Lebensphase anzuschließen, deren Grundlage nicht das genetische Programm der Fortpflanzung dann ist.

Ebenso, wie auch die „Lebensratentheorie“ einer nur bestimmten möglichen Anzahl von Herzschlägen von Westendorp widerlegt wird.

Es gibt somit viele Faktoren, innerlich wie äußerlich, die ein Rolle bei der Frage der Lebensjahre im Gesamtem und im Blick auf deren möglicher Qualität spielen. Rahmenelemente und eigene Möglichkeiten, die Westendorp sachgerecht, wenn auch in Teilen äußerst trocken im Stil und nicht immer einfach verständlich darlegt.

Wobei Westendorp nicht über „Wundermittel“ oder anders im Kern spricht, sondern von allen Seiten her methodisch vor allem eines betrachtet und daraus für den Leser mögliche Schlüsse zieht: Die Verlängerung des Lebens und die, in der Regel nun stattfinde Verschiebung des Altersprozesses mit seinem „Ausfransen am Rand“ um Jahre bis Jahrzehnte nach hinten.

Auch wenn Westendorp keine einfachen Antworten parat hält und jeden Leser auf die eigene Verantwortung verweist, eine Vielzahl an Hintergrundwissen und Möglichkeiten für die Quantität und Qualität des Lebens bietet er auf persönlicher und politischer Ebene auf, die ein in sich stimmiges Gesamtbild ergeben. Wenn auch dieses „alt werden ohne es zu sein“ manches an anderen Gedanken und möglichen Haltungen ausblendet.
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