Rudolf Drux

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Neue Rezensionen zu Rudolf Drux

Cover des Buches Der Sandmann. Textausgabe mit Literaturhinweisen und Nachwort (ISBN: 9783150002308)
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Rezension zu "Der Sandmann. Textausgabe mit Literaturhinweisen und Nachwort" von E. T. A. Hoffmann

Sandmann, böser Sandmann…
Buechergartenvor 4 Jahren

》INHALT:

„Aber die gräßlichste Gestalt hätte mir nicht tieferes Entsetzen erregen können, als eben dieser Coppelius. – Denke Dir einen großen breitschultrigen Mann mit einem unförmlich dicken Kopf, erdgelbem Gesicht, buschigten grauen Augenbrauen, unter denen ein paar grünliche Katzenaugen stechend hervorfunkeln, großer, starker über die Oberlippe gezogener Nase. Das schiefe Maul verzieht sich oft zum hämischen Lachen; dann werden auf den Backen ein paar dunkelrote Flecken sichtbar und ein seltsam zischender Ton fährt durch die zusammengekniffenen Zähne.“

 

》EIGENE MEINUNG:

Vor vielen Jahren schon hat dieses kleine Reclam-Büchlein seinen Weg zu mir gefunden und wurde nun endlich zu meinem Halloween-Lesenacht-Buch 2020. Verbunden habe ich damit zuvor Horror, Grusel und den Namen E. T. A. Hoffmann. Mehr wusste ich tatsächlich nicht und habe entsprechend auch nur den Text auf dem Buchrücken als Inhaltsangabe hier übernommen, um auch anderen Lesern nicht vorzugreifen. Einzig noch der Hinweis, dass es sich dabei um eine „Erzählung in der Tradition des Kunstmärchens der Schwarzen Romantik (häufig auch als Schauerroman bezeichnet)“ handelt.

Das erste was sofort auffällt ist der Schreibstil dieser Geschichte – erstmals 1816 veröffentlicht (ohne bestimmte Autorenangabe in Berlin als erste Erzählung in dem Zyklus Nachtstücke). Die Sätze sind teils recht lang, die Wörter oft anders geschrieben als wir es heute gewohnt sind und einige waren mir sogar gänzlich unbekannt. Trotz dieser etwas erschwerenden Umstände konnte mich die Geschichte schnell gefangen nehmen. Sie ist auf ihre Art spannend und faszinierend.

Einen großen Anteil daran hat der Beginn der Geschichte, der aus 3 Briefen besteht, in denen Nathaniel – der Hauptcharakter – engen Freunden seine (Grund-)Lage schildert. Schnell wird man so mit den Charakteren bekannt gemacht und ebenso wie Nathaniel mit dem Mythos des Sandmannes in Berührung kam, welcher sein Leben für immer verändern sollte. Im Anschluss wird der Fortgang der Geschichte von einem fiktiven Erzähler weiter dargelegt.

Hier kann ich guten Gewissens und mit etwas Erleichterung sagen: Es ist ein schönes Buch für die Halloween-Nacht, ruhig einschlafen konnte ich im Nachgang trotzdem! Der Grusel und Horror dieses Buches liegt nicht in persönlichen Ängsten, sondern in der Frage nach Wahrheit, Täuschung und Wahnsinn. Nathaniel ist definitiv nicht als sympathische Hauptfigur angelegt, dennoch ist man gespannt, man rätselt mit und ist nah an seinen Erlebnissen.

Nach den 43 Seiten Haupthandlung schließt sich ein größerer Anhang an. Dieser enthält eine Editorische Notiz, ausführliche Anmerkungen, Literaturhinweise, sowie ein Nachwort. Spannend war für mich durchaus Letzteres, das viele Interpretationen, Hinweise und Motive des Autors darlegt, z. B. Kritik an Rollenbildern dieser Zeit. Die Erzählung ist derart vieldeutig, wie es auf den ersten Blick nicht den Anschein macht. Sie ist durchaus abstrus, aber trotzdem wohldurchdacht in ihrem Aufbau oder beispielsweise mit dem wiederkehrenden Augenmotiv, der Projektion einer Schauergestalt auf die Realität oder Schlüsselmomente einem traumatischen Erlebnis der Kindheit.

 

》FAZIT:

Diese faszinierende Erzählung hat einen tollen Aufbau und bietet vielfache Interpretationsmöglichkeiten, die es verdienen sich genauer mit ihnen auseinander zu setzen. Trotzdem ist es auch eine kurze Lektüre, wenn man sich mal wieder an einen Klassiker wagen möchte. Vor schlaflosen Nächten muss man, meiner Meinung nach, hier keine Sorge haben!

Cover des Buches Der Sandmann. Textausgabe mit Literaturhinweisen und Nachwort (ISBN: 9783150002308)
S

Rezension zu "Der Sandmann. Textausgabe mit Literaturhinweisen und Nachwort" von E. T. A. Hoffmann

Ein Werk schwarzer Romantik- E.T.A. Hoffmanns Sandmann
Sheryvor 5 Jahren

Ein durchaus gelungenes Werk aus dem Zeitalter der schwarzen Romantik. Gleichermaßen düster und verwirrend. 

Cover des Buches Der Sandmann. Textausgabe mit Literaturhinweisen und Nachwort (ISBN: 9783150002308)
A

Rezension zu "Der Sandmann. Textausgabe mit Literaturhinweisen und Nachwort" von E. T. A. Hoffmann

Ein kurzez Schauermärchen als Appetithappen
anna_mvor 6 Jahren

Der Sandmann – ETA Hoffmann

Das Gruselmärchen „Der Sandmann“ zählt zu den bekanntesten Werken E.T.A. Hoffmanns. Bevor der Erzähler sich an den Leser richtet und dann aus der Sicht der Hauptperson, Nathanael, erzählt, wird zuerst ein Briefwechsel zwischen Nathanael und den Geschwistern Clara und Lothar wiedergegeben.
In diesem berichtet Nathanael, er habe den Advokaten Coppelius wiedergetroffen, welcher für ein Kindheitstrauma des Schreibers verantwortlich ist. Bis zu einem tragischen Unfall, der Nathanaels Vater das Leben kostete, traf dieser sich regelmäßig mit Coppelius, um heimlich alchemistische Experimente durchzuführen. Die Kinder fürchteten sich vor Coppelius, welcher Nathanael auch einmal brutal bestrafte, als dieser es wagte, sich in die Experimentierstube zu schleichen. Dabei ist nicht ganz klar, ob es sich bei diesem Übergriff um einen Alptraum des Jungen, oder die Realität handelt.
Nathanael sieht seit dem in Coppelius den Sandmann, der laut einer Erzählung Kindern die Augen ausreißt. Das Auftauchen des Mannes, der sich nun Coppola nennt, ist der Beginn von Nathanaels Untergang. Zuerst vermag er nicht mehr zwischen Mensch und Maschine zu unterscheiden und verliebt sich in eine Automatenpuppe, dann verliert er vollends den Verstand und springt vom Wahn getrieben in den Tod.


Die relativ kurze Erzählung konnte mich leider nicht allzu sehr begeistern, weil das Genre des Schauermärchens mir zwar hin und wieder willkommen ist, jedoch nicht zu meinen Favoriten zählt. Der Stil des Autors hat mir gefallen und ich konnte an einigen Motiven des Buches Gefallen finden, z.B. an der ironisch verpackten Kritik am damaligen Rollenbild der Frau. Diesen traute man wenig zu, vor allem keinen kritischen Geist. Das Spiel um Wahrheit, Täuschung und Wahn konnte mich hingegen nicht wirklich packen. Dabei bleibt die Erzählung durchgehend verständlich. Manche märchenhafte Vorgänge werden zwar nicht explizit erklärt, erschließen sich jedoch aus der Handlung, wie die Tatsache, dass Nathanaels Wahrnehmung getrübt wird, wenn er das Fernglas benutzt, dass er beim Händler Coppola (Coppelius) erstanden hat. Das Fernglas und die Augen sind ein wiederkehrendes Motiv in dem Buch. Das Instrument trägt viel zum Verfall von Nathanails Verstand bei und stellt eine Verbindung zur Welt der Wissenschaft dar, welche ebenfalls kritisiert wird. Gut gefallen hat mir, dass das Unheimliche die gesamte Erzählung untermalte und in jeder Episode leise – und manchmal auch sehr laut – mit schwang.

Der Text enthält zahlreiche Ansatzmöglichkeiten für interessante Interpretationen und verdient es eigentlich, dass man sich genauer mit ihm auseinandersetzt, bietet sich jedoch auch als kurze, schnelle Lektüre für zwischen durch an, wenn man Lust auf einen kleinen Klassiker verspürt. 

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