2010:
Es geht um zwei Freunde wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Sigi ein begnadeter Maler, verheiratet mit der brasilianischen Frau Joana, wenig Geld und ruhelos. Denn er will es schaffen, das Unmögliche auf Papier zu bringen. Wird es schaffen, Zeit zu malen? Das ist sein Lebensziel.
Karl Heinz, immer auf der Suche nach Geld oder Dingen, die man zu Geld machen kann. Er ist Antiquitätenhändler, verheiratet aber anderen Frauen nie abgeneigt.
Doch bald wir sie ein Umstand für immer verbinden. Die beiden spekulieren herum, wie es denn wohl wäre, ihre Rollen zu vertauschen. Das dies ihnen bald zum Verhängnis wird, ahnen sie noch nicht.
1941:
Hier lernt man Kamilla kennen, eine junge Polin, die nach Deutschland verschleppt wurde um dort zu arbeiten und zu dienen. Dort verdreht sie schnell den Kopf ihres Chefs. Sie hätte sich nicht ausmalen können, was sie dort erwartet.
Der Autor Ruprecht Günther schrieb einen Roman, der nicht einfach bei Seite gelegt werden kann. Er geht tiefer und bewirkt, dass der Lese zum nachdenken angehalten wird. Der Schreibstil ist flüssig, doch man sollte am Ball bleiben, da man schnell aus der Geschichte rauskommen kann. Dieses Buch muss man auf jeden Fall bis zum Ende gelesen haben, ehe man alles begreift und alle anfallenden Fragen aufgeklärt bekommt.
Ich persönlich fand das Buch ansprechend, unterhaltsam aber auch anspruchsvoll! Ich kann diesen Roman gerne empfehlen!
Ruprecht Günther
Lebenslauf
Ruprecht Günther studierte an der FH München Grafik-Design und arbeitete jahrelang als Grafiker und Illustrator. 1997 entdeckte er seine Liebe zu Brasilien. Seine Aufenthalte wurden jedes Jahr ein wenig länger, bis er 2002 den Sprung wagte und zu seiner Frau nach Salvador da Bahia zog. Um den "alltäglichen Wahnsinn" in dieser Stadt und die vielen Geschichten, die buchstäblich auf der Straße lagen, zu verarbeiten, begann er, diese in Form von Short-Stories niederzuschreiben. Die Geschichten wurden länger, und irgendwann machte er sich an sein erstes Buch "Im Zeichen der Götter", ein Gesellschaftsroman und Krimi über die Favelas und die geheimnisvolle Naturreligion Candomblé.
Seitdem hat er einige Romane und literarische Fotobücher veröffentlicht (hauptsächlich im Salon-Literatur Verlag München). Er kommt zweimal im Jahr nach Deutschland, um - meist musikalische - Lesungen, oft zusammen mit einer Diashow zu veranstalten.
Botschaft an meine Leser
Eigentlich bin ich ja vor vielen Jahren nach Salvador ausgewandert. Durch meine Romane und Fotobücher komme ich aber - immer im Frühjahr und im Herbst - wieder nach Deutschland, um aus diesen Büchern zu lesen. Brasilien macht - sagen wirs mal so - keine ganz leichte Phase durch... Umso wichtiger finde ich es, von der Kraft und Lebensfreude seiner Menschen, von seiner Vielfalt und Spiritualität zu erzählen und sie in Wort und Bild zu beschreiben.
Wer mehr von meinen Büchern erfahren und den Reiseblog lesen möchte, hier ist der Link zu meiner Webseite: https://ruprechtguenther.de
Alle Bücher von Ruprecht Günther
Das Bild der Zeit
Der Botschafter des Teufels
Die Lüchsin
Napoli: Zwischen Feuer und Wasser
Im Zeichen der Götter
Neue Rezensionen zu Ruprecht Günther
Quadratisch, praktisch, gut – nein, Napoli kann man wirklich nicht mit diesen Worten beschreiben. So quirlig wie die Stadt ist, kann man sie in keine geometrische Form pressen. Ebenso wenig kommt man um den Begriff chaotisch nicht herum. Doch was heißt schon chaotisch, wenn das Ergebnis schlussendlich mehr als zufrieden stellend ist.
Ruprecht Günther portraitiert die Stadt am Fuße des Vesuv mit zwei lächelnden Augen. Man merkt es den Bildern an, dass er sich beim Blick durch den Sucher das Zusammenkneifen des anderen Auges ehrlich verkniffen hat.
Tief religiös, launisch, befreit, bedächtig, lebensfroh – die Liste der Attribute, die diese Stadt beschreiben ließe sich endlos fortsetzen. Und zu jeder dieser Charaktereigenschaften verführt er den Leser / Betrachter zu Schwärmereien. Graffiti des Komikers Toto, ein Prinz, der der Stadt mit seinem Humor im napolitanischen Dialekt eine weithin vernehmbare Stimme gab, folgen Bilder von prall gefüllten Marktständen, grandiose Stadtansichten, die anschließend von zarten Portraits der Bewohner eine Stille erzeugen, die man in der Stadt nur selten erlebt.
Zum Stadtbild gehören auch – zu jeder Jahreszeit – die über die engen Straßen gezogenen Wäscheleinen, die nur darauf warten ein buntes Farbenmeer in den dichten Häuserdschungel zu zaubern.
Wer Napoli kennt, erkennt die Entstehungsorte der Bilder wieder. Sie rufen Erinnerungen wach und nähren die Sehnsucht bald schon wieder zurückzukehren. Die kurzen Texte im Buch unterstreichen die Herzlichkeit der Menschen der Stadt und legitimieren die Fotos als Alltagsschnappschüsse, und nicht als Zufallsprodukte eines Momentes. So ist Napoli, so wird es immer bleiben.
*Irgendwann würde er die geheimnisvolle Betriebsanleitung des Lebens entwirren. Er würde dem lieben Gott über die Schulter spähen; und nicht nur das. Eines Tages würde er selbst Schöpfer sein. Der Demiurg einer unbekannten neuen Welt...*
Berlin in naher Zukunft: Nach dem Zusammenbruch der alten Gesellschaft herrscht ein neues System in Europa. Ein neues Athen der Klassik soll errichtet werden – das die Wissenschaften und die Philosophie in den Vordergrund stellt. In dieser neuen Welt erleben vier jugendliche Obdachlose ebenso wie ein junger Hochbegabter, wie ein kurzer Moment alles ändern kann. Der intelligente Daniel wird ausgewählt für eine Eliteausbildung und sieht das System von einer anderen Seite. Die vier K´s hingegen finden ein seltsames Wesen – halb Mädchen, halb Lüchsin - und beschließen sie zusammen mit ihrem Streetworker Bruno zu verstecken. Damit geraten sie ins Visier eines Mannes, der viel mehr will, als den Aufbau einer neuen Gesellschaft.
Die Geschichte wird über unterschiedliche Handlungsstränge erzählt. Zum einen sind da Klumpe und ihre Freunde, die zu den zahlreichen Obdachlosen gehören. Sie leben in den Tag hinein und arrangieren sich mit ihrer Situation. Durch ihren Hintergrund bringen sie erst einmal eine etwas derbe Sprache mit in die Geschichte und waren zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig. Das Auffinden der Lüchsin bringt besonders bei Klumpe, dem Mädchen in der Truppe, eine sympathische Seite hervor.
Einen anderen Part der Geschichte nimmt Daniel ein. Bisher ist es ihm gelungen, seine Intelligenz zu verstecken. Doch dann bringt ihn ein Test auf die Insel – den Bereich der Stadt, der alles dafür tut, die zukünftigen Mächtigen auszubilden. Im ersten Moment noch angetan von den neuen Möglichkeiten sieht er das System bald schon kritischer. Auch seine Mutter muss erkennen, welche negativen Seiten die neue Gesellschaft mit sich bringt.
Die neue Weltordnung fügt sich erst langsam zu einem großen Ganzen zusammen. Als Straßenbewohner können die vier K´s zu Beginn wenig Einblicke geben. Auch Bruno, als Streetworker, kennt nur manche Facetten der neuen Gesellschaft. Er ist es aber, der als erstes auch die problematischen Seiten anspricht. Daniel ist noch sehr jung und in vielerlei Hinsicht auch naiv. Seine Mutter aber weiß um menschenunwürdige Eingriffe in das Leben. Sie ist es, die bald schon erfährt, was es heißt, sich gegen das System zu stellen.
Mit jedem Detail, das sich in Bezug auf die neue Ordnung auftut, kommt ein mulmiges Gefühl auf. Gerade hier habe ich eine große Diskrepanz erlebt, schließlich fand ich den Gedanken, ein System aufzubauen, das der Bildung und den Wissenschaften einen hohen Stellenwert einräumt, eigentlich ansprechend. Doch hier wird ersichtlich, wie hoch der Preis dafür ist. Die Anlehnung an die klassische Antike spiegelt sich nicht nur in der Beschreibung der Elite, sondern immer wieder auch in kleinen Details, die die negative Seite davon zeigen. Allerdings bringt die Grundidee zum neuen System auch viele interessante Informationen zur Philosophie Platons und zum historischen Solon mit sich.
Die Eröffnungen über das System fallen stückchenweise aus. Im Gegensatz dazu werden die Charaktere gleich mit einem ausführlichem Hintergrund versehen. Dieser stellt ihre Handlungen in ein neues Licht, besonders auch, weil das Leben vielen von ihnen nicht gut mitgespielt hat. Misshandlungen – in vielerlei Form – gehören zu einigen Lebensläufen dazu und prägen die Charaktere. Auch der Gegner, der der Gang und Bruno auf Grund der Lüchsin gefährlich wird, kommt zu Wort. Er wird zwar nicht namentlich genannt, kann aber seine Geschichte erzählen, die in manchen Punkten Parallelen zum Schicksal der anderen aufweist. Hier finden sich all jene Verstrickungen wieder, die einen großen Geist dazu brachten, einen Traum in die Wirklichkeit zu verwandeln, koste es, was es wolle.
Auch wenn viele der Charaktere im Laufe der Geschichte eine Wandlung durchmachen, ist diese bei der Lüchsin am auffallendsten. Für mich war es gleich von Beginn an etwas befremdlich mir ein Mischwesen aus Mensch und Tier vorzustellen, besonders auch, weil alle sie automatisch wie ein Tier behandelt haben. So habe ich mich deutlich wohler dabei gefühlt, als sie ihre menschliche Seite gezeigt hat und die anderen sie auch dementsprechend behandelt haben.
Zu Beginn widmet sich die Geschichte der Vorstellung der Charaktere und der Änderungen in ihrem Leben. Dass diese auch eine Wandlung in ihren Vorstellungen mit sich brachte fand ich sehr interessant. Mit dem Auftauchen (samt weitreichende Hintergrundgeschichte) des Mannes, der für die Entstehung der Lüchsin verantwortlich ist, kam eine unterschwellige Gefahr mit in die Szenen, die sich – wenn auch aus anderen Gründen – auch in den Handlungsabschnitt rund um Daniel zog. Das Aufdecken der Hintergründe und damit auch das Zusammenführen der einzelnen Handlungsstränge erfolgt Stück für Stück und bleibt von einem Hauch Gefahr umgeben. Das Ende brachte eine Auflösung, mit der ich nur zum Teil gerechnet hatte. Auch die Zusammenhänge zwischen den Charakteren war persönlicher als gedacht.
Fazit: Der dystopische Roman ist bei weitem komplexer aufgebaut, als ich zu Beginn dachte. Die neue Gesellschaft aber auch die auftretenden Charaktere haben einen gut durchdachten Hintergrund, der sich langsam auch dem Leser erschließt. Zusammen mit der Gefahr, die immer wieder unterschwellig angedeutet wird, ergab sich ein Roman ganz nach meinem Geschmack.
Gespräche aus der Community
Worum geht es? Berlin 2010: Sigi Schnitzler, ein mittelloser, aber inspirierter Künstler, malt so merkwürdige Gemälde wie "Das Bild der Macht" oder "Das Bild des Windes." Das seltsamste von allen ist "Das Bild der Raumes." Es zieht den Betrachter in seine inneren Räume und konfrontiert ihn mit seinen Geheimnissen und Untiefen. Sigi ist wie besessen von der Idee, auch das Pendant zu malen: Das Bild der Zeit. Gemeinsam mit seinem Freund Karl-Heinz überlegt er im Spaß, wie es wäre, für eine Weile Leben und Körper zu tauschen. Ein dunkelhäutiger Gast lauscht ihrem Gespräch, bietet an, er könne helfen und entführt sie in einen verwahrlosten Keller. Von dem Tag an stellt sich das Leben der beiden Männer von den Füßen auf den Kopf. Es dauert lange, bis sie begreifen, dass sie Figuren sind in einem tödlichen Spiel, dessen Wurzeln bis in das Berlin und Lissabon des Zweiten Weltkriegs reichen. Auch Joana, Sigis brasilianische Frau, nimmt unfreiwillig Anteil an dem Spiel und wird eingeholt von den Schatten ihrer Kindheit im Nordosten Brasiliens. Währenddessen ringt Sigi mit seinem geheimnisvollen "Bild der Zeit." Doch um es zu malen, muss er eine schreckliche Aufgabe erfüllen ...
Zu meiner Person: Ich komme aus München, habe in den 1990er Jahren meine Liebe zu Brasilien entdeckt und lebe seit 2002 in Salvador da Bahia. Ein- bis zweimal im Jahr komme ich nach München, um bayerische Luft zu schnuppern und den Geschmack von dunklem Weißbier zu genießen.
Ich freue mich auf euch!
Hier für alle, die noch ein bisschen mehr schnuppern wollen, eine Leseprobe auf youtube:
https://www.youtube.com/watch?v=-aLHefolE3M
https://www.facebook.com/dasBildderZeit?ref=hl
für alle, die ein bisschen in dem Buch stöbern wollen, hier eine Leseprobe von "Im Zeichen der Götter": http://www.h2147538.stratoserver.net/joomla15e/index.php?option=com_content&view=article&id=135:unsere-neuerscheinung