Cover des Buches Ein Glück für immer (ISBN: 9783551560025)
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Rezension zu Ein Glück für immer von Ruta Sepetys

Ruta Sepetys einmal anders!

von FrauNightingale vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Eine wunderbare All-Age Geschichte über Mut und die Macht der Träume, im aufregenden New Orleans der 50er Jahre.

Rezension

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FrauNightingalevor 7 Jahren

Meine Meinung

Bekannt ist Ruta Sepetys für ihr Debüt »Und in mir der unbesiegbare Sommer« geworden, eine einfühlsame und zugleich sagenhaft grausame Erzählung aus der Zeit des zweiten Weltkriegs. Was diese Epoche angeht, kann man ihr sicherlich nichts vormachen. Sowohl von der Dichte der Informationen, als auch vom erzählerischen Aspekt. Beweis dafür ist ihr neuestes Buch »Salz für die See«, welches momentan für Begeisterung in der Leser- und Blogger-Gemeinschaft sorgt.

Doch zwischen diesen beiden Romanen brauchte Ruta Sepetys (verständlicherweise) eine Verschnaufpause von der Schwere der Thematik. So entschied sich die US-Autorin für eine ganz andere Geschichte. Mit »Ein Glück für immer« ist ihr das ohne jeden Zweifel gelungen. Nach wie vor im Historischen Jugendbuch angesiedelt, entspringt die Geschichte dem pulsierenden 50er Jahren. Nur wenige Jahre nach dem Ende des großen Weltkriegs, sind die Menschen dabei sich wieder aufzurappeln. Amerika steht mitten im harten Umbruch. Die Wirtschaft floriert nicht gerade und der Unterschied zwischen sehr Reich, und Bettelarm ist sehr präsent. Ruta fängt dieses Gefühl der Zeit unheimlich stimmungsvoll ein. Von Beginn an schwingt dem Leser dieses „The Big Easy“-Gefühl entgegen. Die Kleidung, die Musik und das intensive Lebensgefühl wurden zu dieser Zeit vor allem in New Orleans ausgelebt. Dort sind die Menschen hingegangen, um etwas zu erleben und sich wilden Partys hinzugeben. New Orleans war der „Melting Pot der Sünde, zwielichtigen Geschäfte und Verführungen“. Das ist bekannt und nichts neues. Was die Autorin mir allerdings näher brachte, war das Leben der nicht gut betuchten Bewohner New Orleans. Die Arbeiterklasse am Rande des Existenzminimums. Ruta Sepetys befasst sich tiefer mit diesen Menschen, die sich etwas ausdenken mussten um Geld zu verdienen und trotzdem Träume hatten.

Mitten drin wächst Sepetys‘ Romanheldin Josie Moraine als Tochter einer berüchtigten Prostituierten auf. Entgegen vieler anderer, die in die Stadt kommen, wünscht Josie sich nichts sehnlicher, als all dem zu entfliehen. Ganz anders als ihre durchtriebene Mutter ist die 17-jährige. Sie ist belesen, schlau und wünscht sich nichts sehnlicher, als an einem der renommierten Colleges zu studieren. Doch diesem Kreis zu entkommen, scheint einfach als unmöglich. Ohne Geld und Empfehlung ist auch für das junge Mädchen nicht viel zu machen. Und dann tut sich eine neue Gelegenheit auf. Doch leider halten sich, dank ihrer Mutter, die Probleme nicht von Josie fern. Als Cincinnatti, Gangster und Gelegenheitsliebhaber von Josie Mutter, wieder in der Stadt auftaucht, wird die Luft zunehmend dicker. Und dann wird ein reicher Geschäftsmann, den Josie kurz zuvor getroffen hatte, mysteriöser weise tot aufgefunden.

Mir gefiel Josies Persönlichkeit vom ersten Moment an unwahrscheinlich gut. Sie hat Esprit, ist clever, sehr eigenständig und lässt sich nicht aufs Korn nehmen. Bereits mit elf Jahren sagte sie sich von ihrer Mutter los und zog in ein Zimmer über einem Buchgeschäft. Sie hält sich, trotz ihres Jobs als Hausmädchen im Bordell, aus den >zwielichtigen Geschäften< heraus. Zu tief ist die Abneigung für das Gewerbe. Ihr einziger Ausweg ist immer wieder der zweite Job im Buchladen ihres guten Freundes Patrick.

Aber auch Nebenfiguren fanden bei mir schnell Anklang. Zum Beispiel die raubeinige Willy, die zwar Bordell-Chefin ist, aber Josie unbedingt aus dem Gewerbe raushalten will. Zu ihr schaut Josie auf, was man von der eigenen Mutter nicht behaupten kann. Willy und Josies Beziehung ist sehr besonders und umgibt einen ganz eigenen Rhythmus. Ebenso schloss ich Cokie, den persönlichen Fahrer und Mann für Alles, sehr ins Herz. Aber auch die Mädels im Bordell sorgten bei mir mit ihrer Art für den einen oder anderen Schmunzler. Jede dieser Figuren hat so seine ganz eigenen Spleens, was sie sehr einzigartig macht.

Die Szenen im Freudenhaus werden hier und da recht freizügig umschrieben, driften aber niemals ins vulgäre ab. So schafft es Ruta Sepetys, trotz Setting und Personen, mit null Obszönitäten und dafür mehr Klasse auszukommen. »Ein Glück für immer« ist definitiv unterhaltend, barg für mich bisweilen aber zu wenige Überraschungen. Nichtsdestotrotz habe ich dieses Buch sehr gern gelesen und musste am Ende sogar ein paar Tränen verdrücken.


Fazit

„Ein Glück für immer“ entführte mich in das aufregende Setting New Orleans der 50er Jahre. Ruta Sepetys konnte mich wieder einmal verzaubern. Eine wunderbar klar und schnörkellos erzählte Geschichte über die Macht der Träume und der steinerne Weg, diese zu erfüllen.

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