Ruth Allen

 4 Sterne bei 2 Bewertungen

Lebenslauf

Dr. Ruth Allen ist qualifizierte Öko-Beraterin, Psychotherapeutin und Coach und erfahrene Organisationsberaterin sowie Trainerin und Schulungsleiterin. Sie ist auf Outdoor-Praxis und Natur-Verbundenheit spezialisiert. Im Herbst 2018 lief sie alleine und ohne Hilfe durch das Dinarische Gebirge in Bosnien.

Quelle: Verlag / vlb

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"Zurück zur Natur und zu dir selbst"

Eigentlich ein schöner Gedanke. Auch die praktische Umsetzung bietet alle Möglichkeiten, zur Ruhe zu kommen, allein mit sich zu sein und Stille zu genießen. Wenn man denn die Möglichkeiten dazu hat, sollte man sie nutzen, nicht viel nachdenken, sondern es einfach machen. Und zwar regelmäßig, sonst ändert sich nichts, denn der Mensch braucht Gewohnheiten, die sich erst einmal einschleifen müssen, sollten sie neu sein.

Wenn man das allerdings gegen seine innere Überzeugung macht, etwas erzwingen will, dann wird all das nicht funktionieren. Viele Menschen haben geradezu panische Angst vor Stille oder vor einem auch nur kurzem Alleinsein. Ihnen kann man viel erzählen – es wird nichts nützen. Und sie werden all die Ratschläge in diesem Buch nicht annehmen, so gut sie auch sind. Allerdings haben diese Ratschläge auch einen kleinen, aber nicht unbedeutenden Haken, auf den ich gleich komme.

Im Original trägt dieses Buch einen anderen Titel: Grounded – How Connection with Nature Can Improve Our Mental and Physical Wellbeing. In ihm ist der Haken an der Sache sofort erkennbar, nämlich im Verb improve. Da haben wir sie wieder, die Selbstoptimierung, das Ziel, sich oder einen Zustand zu verbessern. Kommt dieser Unsinn ins Spiel, verhindert er alles. Genau hier sitzt nämlich ein Paradoxon, das man zum Beispiel vom Meditieren kennt. Wenn man mit dem Meditieren ein Ziel verbindet, sabotiert man es. Man wird sich dann nicht mehr auf das Loslassen von Gedanken konzentrieren können, weil man einen neuen in den Vordergrund gerückt hat.

Loslassen kann man nicht nur partiell oder temporär, sondern nur radikal und vollständig. Also muss man auch Ziele loslassen. Das aber geht irgendwie nicht in den Kopf von Autoren oder Therapeuten, die von sich glauben, sie hätten es kapiert. Die Autorin hat übrigens Geologie studiert, war in diesem Beruf unglücklich und hat danach ihre Erfahrungen aus diesem Unglück und seiner Bewältigung gleich einmal für ihren beruflichen Umstieg genutzt.

Selbstverständlich kann man ihre Erfahrungen, die sie in diesem Buch niedergeschrieben hat, für sich nutzen. Ich kann jedoch nur jedem empfehlen, sich von seiner inneren Stimme leiten zu lassen. Die weiß am besten, was man wirklich braucht. Die Natur, insbesondere der Wald, beruhigt und glättet. Dort hört man seine innere Stimme vielleicht wieder deutlicher, wenn man sich der Umgebung hingibt und nicht so sehr auf die Aufgabenstellungen hört, die die Autorin in ihrem Buch präsentiert. Sie stützt damit nämlich genau das Korsett, in dem man meistens gefangen ist und aus dem man sich gerade befreien will.

Erst wenn man tatsächlich draußen angekommen ist, kann man sich nach einiger Zeit, in der man es gelernt hat, Stille und Alleinsein zu genießen, auch mit seinen Problemen befassen. Nach draußen zu gehen, um seine Probleme zu lösen, ist eine unsinnige Idee, weil man sich dabei auf die Probleme konzentriert, statt das Draußensein wirken zu lassen. Statt ungeduldig zu sein, sollte man erst einmal zur Ruhe kommen und sich draußen zurecht finden. Oft ergibt sich danach vieles von selbst. Dann kann man auch die Ratschläge der Autorin benutzen. Leider sind die oft sehr weitschweifig ausgebreitet, sie werden aber immer irgendwo zusammengefasst. Der Text gliedert sich in folgende Kapitel: Präsens, Verbundenheit, Bewegung, Stille, Alleinsein, Wildheit, Das Mysteriöse, Perspektive.

Die Grundmethode bei allem ist viele Jahrhunderte alt und erprobt. Inzwischen ist sie bei den Selbstoptimierern angekommen und wird von ihnen gerne als ihre Erfindung gepriesen: die Achtsamkeitsmethode. Schon Buddha kannte sie, denn sie ist das Grundprinzip seiner Meditationsmethode. Sie beruht in diesem Kontext einfach nur darauf, die eigenen Körperfunktionen (hier die Atmung) wertungsfrei zu beobachten. Wenn sich dabei doch Gedanken einschleichen, wertet man auch das nicht, sondern fängt einfach von vorne an.

Das ist für den modernen Menschen eine wirklich hohe Hürde, denn er ist darauf trainiert, alles zu bewerten. Er liebt Rangfolgen und Bewertungslisten und ist bereit, sich fürchterlich aufzuregen, wenn irgendetwas nicht seinen Vorstellungen entspricht. Loslassen kann er schon gar nicht, sondern er liebt es, sich überall festzubeißen. Gleichmut kennt er nicht. Er wird sich auch fragen, warum er sinnlos im Wald herumlaufen soll, und was ihm das bringt. Dann braucht er wohl noch eine Weile, bis er überhaupt auf die Idee kommt, sich ein solches Buch zu kaufen.

Für alle, die schon so weit sind, lohnt es sich dagegen sehr wohl, vorausgesetzt, man läuft nicht wieder in die Optimierungsfalle, die die Autorin wohl völlig unbewusst aufgestellt hat. Mit sich ins Reine kommt man nur allein und in Ruhe. Erst wenn man Ruhe gefunden hat, kann man eventuelle Probleme lösen. Ohne Abstand, also ohne ein Verlassen der üblichen Wege, wird man immer so weiter machen wie bisher. Und Abstand findet man nur alleine in der Natur. Sie erdet und beruhigt. Das wollte die Autorin eigentlich vermitteln.

Auf diese Weise findet man auch das Kind in sich wieder. Oder entdeckt die Wildheit, die man einmal ausleben konnte. Nun ist sie verschüttet unter den Zwängen, in die man sich begeben hat. Viel Wahres findet man also in diesem Buch, auch wenn es etwas langatmig und weitschweifig verfasst wurde. Das kommt nicht von ungefähr, denn vieles, was die Autorin versucht zu erklären oder zu beschreiben, passiert auf einer Ebene, die in der Seele eines Menschen versteckt ist, sich von selbst irgendwie geheimnisvoll ergibt und sich deshalb nicht rational erklären lässt. Das hat mit Esoterik nichts zu tun, sondern liegt im Wesen der Sache.

Wenn man sich mit asiatischen Kampfkunstarten praktisch beschäftigt, dann erklären die Meister nichts, sie zeigen es einfach nur. Sie lachen, wenn man Erklärungen verlangt. Man solle es einfach versuchen, dann begreift man es, oder man begreift es nicht. Das Gehirn einschalten zu wollen, liegt in der europäischen Kultur. Asiaten wissen, dass das in diesem Fall nur ein Umweg ist. Der Körper ist in seiner Wahrnehmung schneller als es der Weg über das Auge und das Gehirn je sein könnte.

In diesem Sinne sollte man auch die Natur wirken lassen, Geduld haben und Körper und Geist Zeit lassen, um sich wieder zu erden. Erzwingen kann man das nicht.

Cover des Buches Draußen - Zurück zur Natur und zu dir selbst (ISBN: 9783957285171)
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Rezension zu "Draußen - Zurück zur Natur und zu dir selbst" von Ruth Allen

katikatharinenhof
Zurück zu den Wurzeln

Alltagsstress, Hektik, Lärm und keine Zeit - wenn wir ehrlich sind, sind diese Schlagworte unsere ständigen Begleiter und es fällt  schwer, sich Ruheinseln zu verschaffen, um einmal tief durchzuatmen, zur Ruhe zu kommen und neue Energie zu tanken.

Und genau da setzt Ruth Allen an, um mit dem Schritt zurück - nämlich nach draußen, zu den Wurzeln und das im wahrsten Sinne des Wortes - den Neuanfang zu wagen. Denn die Natur bietet mit ihrer unendlichen Weite viele Möglichkeiten, um sich selbst wieder zu erden, herunterzukommen und aus ihr die notwendige Energie zu ziehen, um die eigene Batterie wieder aufzuladen.

Die Autorin zeigt auf, wie man sich Freiräume schafft, Alleinsein lernt und auch mit ihr umzugehen weiß. Denn nicht jeder kann von Anfang an die Einsamkeit genießen, man muss ich wirklich darauf einlassen wollen. Das bewusste Abschalten und Abschotten benötigt ein wenig Übung, um mit dieser Ruhe umgehen zu können. Damit das gelingt, setzen die im Buch aufgeführten Erdungsübungen, Atemübungen und Yoga-Haltungen erste Impulse, um das eigene Ich zum Start-up werden zu lassen - alles auf Anfang und sich wieder mit sich selbst befassen und dabei zu dem zurückkehren, was schon immer ein Teil unseres Lebens gewesen ist - die Natur.

Achtsamkeitsübungen, praktische Anleitungen und hilfreiche Tipps zur Umsetzung des Gelesenen werden von wunderschönen Naturaufnahmen begleitet und so wird das Lesen zu einer kleinen Meditation. Man wird automatisch ruhiger, verliert sich in den Worten und merkt, dass man anfängt umzudenken....und manchmal auch zu träumen.

Ein Buch voller Inspirationen, die sich leicht umsetzen lassen. Denn auch hier gilt, der Weg zurück zu den Wurzeln beginnt mit dem ersten Schritt...nach draußen.


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