Ruth Altenhofer

 4,1 Sterne bei 310 Bewertungen

Lebenslauf

Ruth Altenhofer, geboren 1979 in Niederösterreich, studierte in Wien, Rostow am Don und Odessa Slawistik. Seit 2015 ist sie freiberufliche Übersetzerin für Literatur (u.a. Sasha Filipenko), Dramatik und Autorencomics, für die Online-Plattform dekoder – Russland und Belarus entschlüsseln übersetzt sie seit dessen Gründung 2015 regelmäßig journalistische und wissenschaftliche Texte.

Quelle: Verlag / vlb

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Neue Rezensionen zu Ruth Altenhofer

Cover des Buches Der Schatten einer offenen Tür (ISBN: 9783257071597)
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Rezension zu "Der Schatten einer offenen Tür" von Sasha Filipenko

S_Malt
Sprachlich Top - Story: Hmmm

Mein erster Roman des Autors - übersetzt von Ruth Altenhofer. 

Sprachlich war es eine Wonne, die Story (meiner Meinung nach) etwas mau, wenn auch im Grundgedanken sehr interessant.


In der öden Gefängnisstadt Ostrog kommt es zu einer Suizid-Reihe unter Waisenkindern. Der vom Leben enttäuschte Kommissar Alexander Koslow aus Moskau soll nun den Fall untersuchen, da der örtliche Revierinspektor nicht weiterkommt.

Gemeinsam mit dem hippen Leutnant der Ermittlungsbehörde, Fortow, macht er sich also in die Provinzstadt auf, in der er vor Jahren bereits den Bürgermeister - einen ehemaligen Häftling des ortsansässigen Gefängnis - entmachtet und hinter Gitter gebracht hat (warum, wird nie klar). 


Augenscheinlich ein Krimi, in dem etwas aufgeklärt werden soll; doch eher ein Portrait der russischen Gesellschaft. Koslow wird geschickt, um im Sinne Moskaus Klarheit in die Sache zu bringen - und deckt Missstände im Waisenhaus auf, die der Gesellschaft ein Spiegelbild vorhalten; unliebsame Personen werden kategorisiert und weggesperrt. Ab und zu bekommen sie einige Vorteile zu spüren, im Großen und Ganzen ist ihr Leben allerdings eingeschränkt und vorbestimmt.

Um einen Schuldigen zu finden, schreckt der Revierinspektor nicht vor Beweismanipulation und (sehr heftiger!) Folter zurück; doch Koslow erkennt die Wahrheit - und in der Folge kommt es gleichzeitig zu Umbrüchen in seinem Leben und den Zuständen der Waisenkinder; man fragt sich nur, für wie lange - denn das, was dort geschieht, sieht letztlich nach Aktionismus aus, der auch schnell wieder abebben kann.


Wie gesagt, sprachlich hervorragend und von der Grundidee gut; und trotzdem bin ich nicht überzeugt. Koslow ist recht gut gezeichnet, jedoch belastet mit Problemen, auf welche er nicht immer logisch (wenn vielleicht auch menschlich) reagiert. Warum er jedoch - nach Landung bei Ostrog - zunächst die Flughafentoilette aufsucht, um zu ornanierrn, das erschließt sich mir nicht wirklich.

Alle anderen Figuren, insbesondere Fortow, sind sehr dünn gezeichnet, was die Geschichte irgendwie stört, ja unterbricht. Eine löbliche Ausnahme ist da das ehemalige Waisenkind Petja, der Sündenbock des Revierinspektor und mein eigentlicher (tragischer) Held der Geschichte.


Ich war nicht gelangweilt aber auch nicht sehr gespannt - sprachlich gesehen war das Buch angenehm zu lesen und hatte einige sehr interessante Ansatzpunkte. 


Einer meiner Lieblingszitate:

„Dass er mit fünf Jahren Eiszapfen von draußen hereingebracht und die Erzieher gebeten hatte, sie in den Gefrierschrank zu legen, um ihnen das Leben zu retten.“



Von meiner Seite aus 3/5 Sterne und sicher für jeden etwas, der keinen herkömmlichen Krimi, sondern eher eine Gesellschaftskritik lesen mag; und dabei über ein paar „Störer“ hinwegsehen kann.


Cover des Buches Der Schatten einer offenen Tür (ISBN: 9783257071597)
helena33s avatar

Rezension zu "Der Schatten einer offenen Tür" von Sasha Filipenko

helena33
Vielschichtiger, kritischer, zu Herzen gehender Blick in die russische Gesellschaft

Ich kenne und schätze den Autor sehr, weshalb ich genau wusste, worauf ich mich einlasse: einen tiefgehenden, kritischen Blick auf die russische Gesellschaft, gewürzt mit satirischem und schwarzem Humor sowie emotionaler Intensität.

Die Rahmenhandlung des Romans wird durch vier Suizide von Bewohnerinnen eines Kinderheims in der russischen Provinz geprägt, das in der Stadt Ostrog ("Gefängnis") liegt – einer Ortschaft, die rund um eine Strafanstalt entstanden ist. Der Originaltitel "Rückkehr nach Ostrog" trägt durchaus eine vielschichtige Bedeutung,  die sich in diesem kurzen Roman entfaltet.  

Die Suizide haben eine hohe Medienwirksamkeit, weshalb ein Kommissar aus Moskau zusammen mit seinem Assistenten entsandt wird, um den Fall zu untersuchen und der Öffentlichkeit zu signalisieren, dass Maßnahmen ergriffen werden. Der Kommissar hat dafür vier Tage Zeit, die die eigentliche Erzählhandlung umfassen. 

Kommissar  Koslov, ein Kriegsveteran aus Tschetschenien, ist ein kluger und gewissenhafter Mann, der jedoch aus der Bahn geworfen ist, da ihn die Trennung von seiner Frau vor einigen Jahren stark getroffen hat. Sie fragte ihn einmal ernsthaft verwundert: „Du hast so eine Katastrophe [Tschetschenienkrieg] verdaut, wie kann es da sein, dass du mich nicht vergessen kannst?!“ Sein Assistent ist ein stets gut gekleideter junger Mann, der wenig Interesse an der eigentlichen Ermittlungsarbeit zeigt und diese eher widerwillig erledigt.  

Der Revierinspektor vor Ort, sieht nur noch die reale Trostlosigkeit, den nahenden Winter, der mit Stromausfällen, eingefrorenen Rohren und erforenen Säufern in der Schneewehe daher kommen wird und für den nur das Recht des Stärkeren gilt. Nur mit Gewalt lasse sich der Frieden in dieser besch... Welt herstellen.

Eine weitere Hauptfigur ist Petja, ein ehemaliges Heimkind. Er gilt als der "Dorftrottel" und ist zwar ein etwas eigenwilliger junger Mann, aber der Einzige,der fest an Werte und Überzeugungen glaubt. Er denkt und lebt nach humanistischen Prinzipien, wird jedoch von allen verspottet und nicht ernst genommen. 

Der Roman ist in "Gesänge", gleich einer griechischen Tragödie unterteilt, die in schneller Abfolge wechseln und verschiedene Perspektiven sowie Zeiten beleuchten. Immer wieder werden Bezüge zur griechischen Mythologie oder Griechenland hergestellt, zudem auch eine Reise nach Griechenland eine wichtige Rolle spielt.

Wie es in Russland üblich ist, findet man Anspielungen auf russische Werke und es fließen Zitate aus Liedern, Gedichten und Filmen ein, die in Fußnoten erläutert werden. 

Im Fokus steht zum einen die Lösung des Falls- waren es wirklich Suizide oder gar Morde? Zum anderen wird die russische Gesellschaft beleuchtet und insbesondere die prekäre und harte Lage von Heimkindern in der russischen Provinz. Ihre Herkunft, Lebenslage und Lebensperspektiven werden hier eindrücklich dargestellt.

Erwähnenswert ist zudem die kleine Nebengeschichte um die siamesischen Zwillinge Vera und Ljubov (Glaube und Liebe), die aufgrund des Ukrainekrieges in einen unversöhnlichen Streit geraten sind, da die eine auf der Seite Russlands und die andere auf der Seite der Ukraine steht.  Ebenfalls erwähnenswert ist eine in sich geschlossene Kurzerzählung, die die Absurdität des russischen Justizsystems thematisiert. 

Dern Roman konnte ich gut in einem Rutsch lesen, ich fand ihn fesselnd, spannend und interessant. Ich empfand das Setting sehr realistisch und glaubhaft gezeichnet, manchmal vielleicht etwas überzeichnet- aber diesen Humor braucht man auch, um gewisse bittere Realitäten zu ertragen. Eine der Rezensentinnen bemerkte, dass ihr bei diesem Roman das Herz gebrochen wurde – und genau so erging es mir auch. 

Der vielleicht einzige Kritikpunkt, den ich anbringen möchte, ist, dass der Autor an einigen Stellen ruhig etwas mehr ins Detail hätte gehen können, um den Figuren noch näher zu kommen und noch mehr die Lebensrealität kennen zu lernen. 

Insgesamt handelt es sich um einen dichten Roman, der spannend und berührend, gleichzeitig kritisch und humorvoll ist und mich nachdenklich, betroffen und etwas hoffnungslos zurücklässt. Geeignet für Menschen, die sich mit den russischen Verhältnissen auskennen oder auch für Menschen, die einen Einblick in russische Verhältnisse gewinnen möchten.

Cover des Buches Der Schatten einer offenen Tür (ISBN: 9783257071597)
Tilman_Schneiders avatar

Rezension zu "Der Schatten einer offenen Tür" von Sasha Filipenko

Tilman_Schneider
wieder fesselnd

Petja lebt als Sonderling in der Provinzstadt Ostrog. Er will jedem nur was gutes und ist hilflos, als er verhaftet wird. Es gibt im Waisenhaus eine Suizidserie und er gilt als verdächtig. Es reist Kommissar Alexander Koslow aus Moskau an und er soll er heraus finden, was es mit der Suizidserie auf sich hat. Während die Polizei von Ostrog an Petja fest hält, findet Alexander Koslow weitere Spuren und er beginnt an einer ganz anderen Theorie zu arbeiten und das bringt ihn immer tiefer in die eine sehr seltsame und auch gefährliche Geschichte hinein.

Und wieder schafft es Sasha Filipenko mich zu fesseln. Ein super spannender Plot, tolle Figuren und mit einiger politischer Sprengkraft, hat Filipenko dieses Buch geschrieben. Einfach wieder großartig.

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