Ich gebe kein weitere Inhaltsangabe hier wieder, die haben hier schon viele vor mir auf hervorragende Art verfasst.
Ich möchte meiner starken Bewunderung für dieses Buch Ausdruck geben und auch erklären, warum ich sie hege und diesen Roman in mein Top-100-Regal gestellt habe: die Geschichte um Benny Oh und seine Mutter hat mich nicht nur einfach so mitgerissen sondern mich richtiggehend aufgewühlt und das muss ein Buch ja erst mal schaffen! Dass dies bei mir gelungen ist und mich genau diese Geschichte so gepackt hat, andere Leser aber - so muss man es ja den Bewertungen hier entnehmen - damit nur ziemlich wenig anfangen konnten, zeichnet großartige Literatur aus, jedenfalls meiner Meinung nach. Sie soll, ja, muss starke Gefühle auslösen und Ansichten hervorrufen, in die eine wie in die andere Richtung! Wie heißt es doch selbst im Text? "... , aber wenn ein Buch und ein Leser füreinander bestimmt sind, wissen es beide, ..." (S. 123) Bei mir war dies der Fall, auch weil das Buch Betrachtungen anstellt, die mir so auch schon oft gekommen sind: "Warum will der Mensch immer noch mehr? Was gibt Dingen die Macht, uns so zu bezaubern? Sind unsere Bedürfnisse je befriedigt?" (S. 153)
Und weil die Stelle für mich so eindrücklich ist, sei sie hier ebenfalls zitiert:
"Die Menschen werden mit unterschiedlichen Sensibilitäten geboren, und die Welt braucht jeden Einzelnen von euch, damit ihr sie in ihrer ganzen Vielfalt erfahren könnt und damit sie in ihrer ganzen Vielfalt erfahren werden kann. Wenn auch nur ein einziger Mensch fehlt, wäre das ein Verlust für die ganze Welt. Und Slavoj sagt auch, dass es nicht darauf ankommt, ob man kreativ ist oder nicht. Die Welt selbst ist kreativ, und ihr Teil dieses kontinuierlichen schöpferischen Prozesses. Die Welt hat euch Augen gegeben, um die Schönheit ihrer Berge und Flüsse zu erkennen, und Ohren, um die Musik ihres Windes und Meeres zu hören, und eine Stimme, um davon zu berichten. Wir Bücher sind der Beweis dafür, dass dem so ist. Wir sind hier, um euch zu helfen." (S. 331)
Von mir also volle Punktzahl für "Die leise Last der Dinge", ohne jeglichen Abzug, weil die Geschichte in allem überzeugt, mich jedenfalls! Es war mir ein Glück, diesem Buch zu begegnen und tief darin eintauchen zu können. Und ich weiß, die Geschichte wird mir lange nachgehen.
"Bücher werden immer das letzte Wort haben, auch wenn keiner mehr da ist, sie zu lesen." (S. 364) So ist es!