Rezension zu "Geschichte für einen Augenblick" von Ruth Ozeki
Die Schriftstellerin Ruth findet das Tagebuch der Japanerin Nao wasserdicht verpackt am Strand und beginnt zu lesen. Nao erzählt von ihrer Kindheit in Amerika und der Rückkehr der Familie nach Japan, von ihrer Urgroßmutter Jiro, einer Zen-buddhistischen Nonne und Haruki, dem Großonkel ihres Dads, der im Zweiten Weltkrieg Pilot war.
Auf den ersten Seiten fiel es mir schwer, Zugang zu der "Geschichte für einen Augenblick" zu bekommen, aber umso mehr ich mich darauf einließ, umso besser gefiel mir das Gelesene. Ruth Ozeki beschreibt die Geschichte von Naos Familie in leisen Tönen. Ruths Beschäftigung mit dem Tagebuch bildet den Rahmen, schafft aber auch eine Verbindung zwischen den beiden Frauen. Die Autorin verknüpft die beiden Erzählebenen gekonnt und verwebt so die Leben von Ruth und Nao geschickt. Die Protagonisten beschreibt sie lebensnah und detailreich. Sie gibt auf überzeugende Weise tiefe Einblicke in das Leben in Japan, das sich zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs, aber auch heute noch in mancherlei Hinsicht stark von dem im Westen unterscheidet und unterstreicht dadurch die Gegensätzlichkeit der beiden Protagonistinnen, aber auch ihre Gemeinsamkeiten.
"Geschichte für einen Augenblick" ist - obwohl bereits im Jahr 2013 entstanden - immer noch aktuell und allemal sehr lesenswert.