Rezension zu "Querelle" von Jean Genet
Der Matrose Jo Querelle liegt mit seinem Schiff für einige Tage in Brest vor Anker. Nach einem erfolgreichen Opiumschmuggel, ermordet er seinen Komplizen. In der Hafenstadt führt sein Weg aber auch in das Bordell, dass von der Geliebten seines Bruders geführt wird.
Querelle - das als das Hauptwert von Jean Genet gilt, beschreibt ein Leben abseits der normalen Welt und seine Bewohner und trägt bestimmt auch biografische Züge: Der Autor selbst hat, nach dem Ausbruch aus einer Besserungsanstalt, sein Leben als Fremdenlegionär, als Stricher und als Dieb verdingt. Querelle gilt aber auch, zurecht wie ich finde, als Klassiker der schwulen Literatur. Anders als wohl andere Leser, finde ich diesen leicht antiquierten Schreibstil auch sehr erfrischend und als wohltuende Abwechslung zum alltäglichen Einheitsbrei, der dem Leser sonst so vorgesetzt wird. Man sollte auch bedenken, dass dieser Roman das erste Mal vor knapp 70! Jahren das erste Mal veröffentlicht worden ist. Damals war diese Geschichte des gewalttätigen und Homosexuellen Matrosen Querelle ein kleine Skandal, vor allem weil er ungeniert und direkt davon erzählt. Die Gewaltätigkeit des Hauptprotagonisten hat mich am Anfang des Romans ein wenig verstört. Man sollte den Roman im Kontext der Zeit lesen, in der er geschrieben worden ist, also 1946-47. Homosexuelle standen aus der Sicht der Öffentlichkeit auf der selben Stufe wie Mörder und Kriminelle, und wurden von jenen auch an den Rand der Gesellschaft gedrückt. Jean Genet wurde zwar im selben Jahr der Veröffentlichung von Querelle, für zwei andere Werke mit dem Prix de la Pleiade ausgezeichnet, dass hielt aber den einen nicht davon ab, Querelle auf eine Verbotsliste zu setzten. Spätere Anerkennung hat der Roman bekommen, als es von einer Zeitschrift in die - Zeit-Bibliothek der 100 Bücher - aufgenommen worden ist. Kurz danach wurde er von Rainer Werner Fassbinder verfilmt. Es sollte sein Letzter werden.