Ryan Gattis

 4,2 Sterne bei 61 Bewertungen
Autor von In den Straßen die Wut, Safe und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Ein begnadeter Krimi-Autor aus LA: Der US-amerikanische Autor Ryan Gattis wurde 1987 in Illinois geboren und lebt in Los Angeles. Gattis wurde schlagartig berühmt, als er 2015 den Thriller „All involved“ veröffentlichte. Der Roman zeichnet die Geschehnisse während der Unruhen in Los Angeles 1992 minutiös nach: Nachdem ein schwarzer Bürger von der Polizei misshandelt wurde, hielten Ausschreitungen und Plünderungen die Stadt sechs Tage lang in Atem. Als „Rodney King Riots“ gingen die Massenaufstände in die Geschichte ein. Gattis‘ furiose tatsachenbasierte Darstellung der Ereignisse wurde von der Kritik gefeiert und in alle Weltsprachen übersetzt. Unter dem Titel „Straßen der Angst“ erschien der Thriller 2016 in der Polaris-Reihe des Rowohlt Verlags und wurde auch in Deutschland zu einem großen Erfolg. Inzwischen hat der Privatsender HBO die Filmrechte an „All involved“ erworben, und die Rechte am Folgeroman „Safe“ sind ebenfalls bereits verkauft. „Safe“ erzählt die Geschichte eines ehemaligen Bankräubers und Experten für Safes bzw. für das Knacken derselben, der inzwischen für die Polizei arbeitet. Trotz seines neuen Arbeitgebers plant er den perfekten Coup. „Safe“ erschien in deutscher Übersetzung ebenfalls beim Rowohlt Verlag (2018). In Los Angeles betätigt sich Gattis neben seiner literarischen Arbeit als Streetartist.

Alle Bücher von Ryan Gattis

Cover des Buches In den Straßen die Wut (ISBN: 9783499270437)

In den Straßen die Wut

 (40)
Erschienen am 20.01.2017
Cover des Buches Safe (ISBN: 9783499273391)

Safe

 (13)
Erschienen am 17.12.2019
Cover des Buches Das System (ISBN: 9783499273407)

Das System

 (5)
Erschienen am 14.12.2021
Cover des Buches Das System (ISBN: B08832BS3X)

Das System

 (0)
Erschienen am 15.12.2020
Cover des Buches All Involved (ISBN: 9781447283171)

All Involved

 (3)
Erschienen am 19.05.2016

Neue Rezensionen zu Ryan Gattis

Cover des Buches Das System (ISBN: 9783499273407)
Ladybugs avatar

Rezension zu "Das System" von Ryan Gattis

Ein knallhartes und korruptes System
Ladybugvor 2 Jahren

Mit diesem Titel erhalten wir einen Einblick in die Justiz der Vereinigte Staaten von Amerika. Diese ist knallhart und wenn man einmal in diesem System gefangen ist, kommt man nicht mehr heraus. Korruption und brutale Gefängnisbegebenheiten sind Alltag in diesem amerikanischen System und so manch einer wird einem Kapitalverbrechen beschuldigt auch wenn er es zu Unrecht wurde. So erging es dem 17-jährigen Jacob alias „Dreamer“, der zusammen mit seinem Mitinsassen Omar alias „Wizard“ ins Gefängnis L.A. County Jail landen.

 

Mit wechselnder Erzählperspektive wird höchste Konzentration des Lesers gefordert und man muss schon ziemlich beim Plot bleiben um nicht den Überblick zu verlieren. Ich persönlich bevorzuge gerne die Ich-Perspektive, da man eine tiefere Bindung zu den Protagonisten herstellen kann. Insgesamt erhalten wir die Story aus sechs Perspektiven berichtet, was das Leseverständnis nicht gerade leichter macht. Allerdings wurden die Perspektiven vor jedem Kapitel erwähnt.

 

Da man als Leser ja von Beginn an weiß, wer als Drahtzieher hinter allem steckt fiebert man dennoch mit den zwei Unschuldigen mit und begleitet die Beiden im Kampf gegen das System. Die Stimmung im Buch ist gedrückt allerdings würde ich es eher als Krimi einstufen, da mir so manche Thrillermomente fehlten.

 

Mein Fazit:

Ein temporeicher Plot mit gut dargestellten authentischen Charakteren. Ein ganz guter Krimi gegen ein System, in welches man lieber nicht geraten sollte….. 3 Sterne

 

Cover des Buches Das System (ISBN: 9783498025380)
Gwhynwhyfars avatar

Rezension zu "Das System" von Ryan Gattis

Man weiß nicht, wie sich die Story entwickeln wird, wie es ausgeht.
Gwhynwhyfarvor 3 Jahren

Der erste Satz: «In den Vereinigten Staaten bezieht sich der Begriff Strafjustizsystem auf jene Institutionen, die ein angeklagter Straftäter durchläuft, die ein angeklagter Straftäter durchlaufen muss, bis die Anklage entweder fallengelassen oder bewiesen und eine Strafe festgesetzt und verbüßt wird.»


Ryan Gattis ist wieder ein großer Wurf gelungen! Er ist ein großartiger Autor in der Noirliteratur, des Ganster-Crime. Genau das ist auch dieser Thriller, aber weit mehr, er ist gleichzeitig ein Gerichtsthriller. Zwölf Ich-Erzähler, zwölf Perspektiven: Beteiligte, Zeugen, Hineingezogene, ein Polizist, eine Staatsanwältin, ein Bewährungshelfer, Strafverteidiger. Drei Systeme, die zu einem zusammenwachsen: die Gesetze Straße, das Rechtssystem, der Knast. Ein Buch, das unter die Haut geht! 


«Während du in Untersuchungshaft bist, gehört dir dein Körper nicht. Er gehört dem County. Alles notwendige kommt vom County. Dein Essen. Deine Zahnpasta. Sogar deine Kleidung.»


Am 6. Dezember 1993, Los Angeles, in der Vorweihnachtszeit, hat Junkie Augie einen Turky, er braucht Stoff. In seiner Not klingelt er bei seiner Dealerin Scrappy. Die ist stinksauer, weil er zu ihr nach Hause kommt, weist ihn ab. Als er anfängt, ihre Rollladen auseinanderzunehmen, kommt sie vor die Tür, gibt ihm ein kleines Päckchen Age für ein paar Dollar. Er wankt davon, hört jemand ihren Namen rufen. Dann sieht er sich um, erblickt Wizard und noch irgendeinen Typen. Wizard schießt auf Scrappy. Die Täter fahren in Ruhe in einem Auto davon. Augie denkt, vielleicht hat sie Stoff in der Tasche, geht zu Scrappy, die noch lebt. Als ehemaliger Navy-Sanitäter der Army weiß er, was zu tun ist. Erstversorgung – er rettet ihr das Leben, ruft auch den Notarzt. Dann versorgt er sich selbst, steckt die Drogen ein und die Knarre, die man verticken kann, macht sich von dannen.


«Organisierte Gefängnisgangs versuchten, obwohl hinter Gittern, die Aktivitäten der Straßengangs zu steuern, und je erfolgreicher sie waren, desto mehr ging die Macht von den Straßen auf die Untersuchungsgefängnisse und Haftanstalten über. ... Wenn sie das Milieu hinter Gittern kontrollieren konnten – der schlimmstmögliche Auswuchs kriminellen Verhaltens –, dann konnten sie praktisch jeden kontrollieren, überall.»


Phillip Petrillo ist Polizist und Bewährungshelfer und er will seinen Klienten Augie wegen Verletzung der Bewährungsauflagen einbuchten. Doch Augie macht ein Angebot, er will aussagen, was er gesehen hat, wenn Petrillo ihn laufen lässt. Als der Name Wizard fällt, horcht Petrillo auf – der Freund von Dreamer. Der ist mit der hübschen Angela leiert, die Petrillo gern zur Freundin hätte. Der Deal: Augie bleibt frei, aber er muss aussagen, Wizard und Dreamer gesehen zu haben. Und Petrillo schafft es, die Tatwaffe in der Wohnung von Angela zu platzieren, in der auch Dreamer wohnt. Wizard und Dreamer werden verhaftet, kommen in Untersuchungshaft. Der siebzehnjährige Dreamer hat keine Vorstrafen, hat sich bis dato aus Gangangelegenheiten herausgehalten. Der Knast hat sein eigenes brutales System. Kann Wizard Dreamer schützen?


Der Thriller durchläuft das Rechtssystem bis zur Verhandlung, bis zum Urteil. Aber auch die Gang bleibt währenddessen nicht untätig. Das System geht seinen Weg. Und jeder, der dazugehört, ist gefangen in seine Regeln. Das System hilft dir, wenn du dich dran hältst. Gattis interviewte sechs Jahre lang LASD-Detectives, Bewährungshelfer, Pflichtverteidiger und Staatsanwälte, sprach mit Gangmitgliedern, besuchte mehrere Gefängnisse, machte sich mit Gefühlen und Gedanken der Menschen vertraut. Gattis versetzt sich tief ins Milieu und durchleuchtet das Gesetz der Straße: rivalisierende Banden, ethnische Unvereinbarkeiten, Rassenhass untereinander, Abhängigkeiten, bis hin zu verschiedenen Essenskulturen. Und er spricht den Sound der Gangs, völlig authentisch, teils anstrengend zu lesen, aber grandiose Dialoge. Das Beste bei Rayen Gattis sind seine Figuren. Sie sind Menschen, nicht einfach Gangster oder Polizisten. Er geht tief in die Figuren hinein, blättert sie überzeugend auf, jede Figur hat ihre eigene Sprache. Das ist großes Kino. Ein amerikanischer Autor, der sich weder Herofiguren, noch irgendwelcher üblichen Schreibmuster bedient. Das ist erfrischend. Man weiß nie, wie sich die Story entwickeln wird, wie es ausgeht. Gattis ist nichts für Zartbesaitete, er schreibt in der Realität der Gangs und das ist grausam-gut. Manche Worte sind kursiv geschrieben – man findet am Ende ein langes Glossar.


Ryan Gattis, geboren 1987 in Illinois, lebt in Los Angeles. Sein Roman „In den Straßen die Wut“ war eine internationale Sensation und wird von HBO als TV-Serie adaptiert werden. Die Filmrechte von „Safe“ sind bereits von der 20th Century Fox optioniert.


https://literaturblog-sabine-ibing.blogspot.com/p/das-system-von-ryan-gattis-rezension.html

Cover des Buches Das System (ISBN: 9783498025380)
Thomas_Lawalls avatar

Rezension zu "Das System" von Ryan Gattis

Das Recht des Stärkeren
Thomas_Lawallvor 3 Jahren

Schauplatz: Los Angeles 1993, anderthalb Jahre nach den "Rodney King Riots" im April 1992. Die Gesetze der Straße sind gefestigter denn je. Auch Polizei, Justiz und Vollzug "funktionieren". Interpretationsspielraum der jeweiligen Regelwerke und eine Verzahnung derselben erzeugen jedoch nicht selten absonderliche Wechselwirkungen.

Je nach sozialer Herkunft kann das "System" Bedingungen diktieren, deren Entschlüsselung kaum mehr möglich zu sein scheint. Auch wenn alles nur Erdenkliche schief läuft, gilt es für so manch einen Betroffenen, Ruhe und Besonnenheit zu bewahren, selbst wenn man zu Unrecht eines Kapitalverbrechens beschuldigt wird.

Klingt seltsam, doch genau das passiert dem 17jährigen Jacob Safulu alias "Dreamer", der insofern in einen Mordfall verwickelt wird, als ein Bewährungshelfer ausgerechnet in seinem Zimmer die Mordwaffe findet.

Gemeinsam mit Omar Tavira alias "Wizard" landen die beiden zuerst in Untersuchungshaft und schließlich im L.A. County Jail. Beide wissen sie, dass hier eine Sache passiert, die sie zunächst noch nicht verstehen und zuordnen können. Stimmt hier etwas in den eigenen Reihen nicht?

Der ständige Wechsel der Erzählperspektiven erfordert eine ebensolche Aufmerksamkeit. Die ist aber sowieso gegeben, da sie sich aus den Spannungsmomenten der nicht ganz alltäglichen Story fast zwangsläufig ergibt. Die Ich-Form ist beileibe nichts Ungewöhnliches. Dass sie sich aber auf verschiedene Personen bezieht, dann eher schon.

Die Hauptpersonen und die unmittelbar an der Handlung Beteiligten kommen also jeweils aus ihrer eigenen Sicht zu Wort, was eine völlig andere, erweiterte Sicht auf die Dinge erlaubt. Ryan Gattis macht sich dann auch noch die Mühe, sich keineswegs um einen einheitlichen Wortklang zu bemühen, sondern jede einzelne Person in ihrem ganz persönlichen Sprachverständnis darzustellen, welches stark durch den jeweiligen sozialen Status geprägt ist.

Interessant ebenfalls, dass Leserinnen und Leser von Anfang an wissen, wie die Pistole in Dreamers Zimmer kam und wer dafür verantwortlich ist! Dies tut der Spannung aber keinerlei Abbruch, denn die Protagonisten wissen es eben nicht. Die zuständigen Damen und Herren sind in und mit ihren eigenen Strukturen wiederum bestens beschäftigt, weshalb es ohne Eigeninitiative nicht geht. Jene muss hinter Gittern nicht unbedingt enden.

"Dieser Ort ist im Vergleich mit der Straße eine völlig andere Bestie."

Das "System" endet hier keinesfalls. Dennoch ist es eine eigene Welt, auf die man besser nicht unvorbereitet trifft. Dreamers Kumpel "Wizard" weiß, wovon er spricht und formuliert es auf den Punkt:

"Ich kann meine Zeit absitzen. Ich habe hier draußen vorgearbeitet, damit ich da drin oben auf der Leiter stehe."

"Das System" ist ebenso ein knallharter Kriminalroman wie eine beklemmende Milieustudie, sowie eine Systemanalyse in Ansätzen. Komplex, jedoch nicht ohne überflüssige Längen, dennoch beunruhigend realistisch. Eine Geschichte aus Wut und (Ohn-)Macht.

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