Manche glauben hinter dem esoterischen Marketing-Wort "Quantenheilung" würde sich etwas Geheimnisvolles oder Wundersames verbergen. Andere wiederum ziehen aus Sorge um die angeblich unwissenschaftliche Volksverdummung eifrig gegen die "Quantenheilung" in den bildungspolitischen Aufklärungskampf. Das alles ist sehr amüsant, weil es sich bei dieser Methode um eine uralte Technik, nämlich das Handauflegen, handelt, die in allen Kulturen benutzt wurde, um kranken Menschen zu helfen. Sie ist jahrtausendelang erprobt worden und existiert auf allen Kontinenten in vielerlei Varianten. Und vor allem ist sie völlig nebenwirkungsfrei, weil sie nichts weiter macht, als innere Ruhe zu verbreiten und die Selbstheilungskräfte kranker Menschen zu stimulieren.
Diese Methode vollbringt keine Wunder, und in diesem Sinne unterscheidet sie sich nicht von anderen Methoden, denn alles hat seine Grenzen. Natürlich wird man mit ihr allein keine Zahnschmerzen heilen, die von eitrigen Entzündungen hervorgerufen werden. Und mit Sicherheit sollte man ein gebrochenes Bein erst einmal schienen, ehe man den Heilungsprozess zu beschleunigen versucht. Und selbstverständlich kann man niemandem mehr helfen, dessen Selbstheilungsmechanismus bereits zu sehr geschwächt ist. Denn hier geht es nicht um irgendeinen Hokuspokus, sondern lediglich um Hilfe zur Selbsthilfe.
Takahashis Büchlein ist kurz und aufs Wesentliche beschränkt. Zunächst aber versucht auch er sich in einer merkwürdigen quantenphysikalischen Erklärung dieser uralten Heilmethode. Da dies eine überflüssige Verbeugung vor dem Zeitgeist der fast schon religiös anmutenden Wissenschaftsgläubigkeit ist und die meisten Leser Quantenphysik wahrscheinlich sowieso nicht verstehen, möchte ich in diesem Zusammenhang nur erwähnen, dass wohl alle asiatischen Heilmethoden darauf beruhen, die Energieströme im Körper wieder ins Fließen zu bringen. Krankheiten werden beispielsweise in China traditionell als Energieblockaden angesehen. Akupunktur, Druckmassagen, das Beklopfen von Meridianpunkten oder die Überbrückung von solchen Blockaden durch einen Heiler sind Methoden, die sich vom Prinzip her nicht von der so genannten Quantenheilung unterscheiden, aber wesentlich präziser sind und alleine deshalb eine höhere Meisterschaft voraussetzen.
Will man die "Quantenheilung" praktizieren, dann muss man sich erst einmal selbst in einen entspannten Zustand bringen. Der Autor gibt dazu mehrere Methoden an, die er allerdings nicht sehr präzise beschreibt. Auf dieses Niveau kann man sich auch durch Yoga-Nidra, Atem-Entspannung oder autogenes Training befördern, notfalls durch eine entsprechende CD. Den Zustand der Gedankenfreiheit, des reinen Bewusstseins, der eigentlich für die "Quantenheilung" von größerem Nutzen wäre, erreicht man auf diese Weise nicht so einfach, auch wenn Takahashi uns diese Illusion gerne verkauft.
Sind wir also entspannt und ruhig, dann können wir dies auf andere übertragen. Und zwar durch Handauflegen und Konzentration auf die entsprechende Stelle des Körpers. Auch Anfänger werden nach einiger Zeit spüren, dass etwas zwischen ihnen und dem Kranken passiert. Die berührten Stellen werden sehr warm, es kribbelt in den Händen und der Kranke empfindet dies alles als sehr angenehm.
Takahashis Buch endet mit einigen Bemerkungen zum so genannten Gesetz der Anziehung, das er als zusätzlichen Beweis dafür ansieht, dass "Schwingungen" übertragbar sind.
Wie dem auch sei: Die so genannte Quantenheilung funktioniert im Rahmen ihrer oben genannten Grenzen und in Abhängigkeit von den Fähigkeiten des Spenders. Dieser muss in der Lage sein, sich in einen sehr entspannten Zustand zu bringen. Je besser er dies kann, umso erfolgreicher wird er wirken können. Ganz nebenbei führt hier also das Bestreben anderen zu helfen auch zu einer wirklichen inneren Befriedung beim Absender. Wer es schafft in den Zustand reinen Bewusstseins zu gelangen, dessen Leben wird sich grundlegend ändern. Dies ist die höchste Bewusstseinsstufe, die Yogis erreichen möchten. Allein schon deshalb ist klar, dass man dazu mehr braucht als einige Entspannungsübungen.
Fazit.
Selbstverständlich kann jeder die "Quantenheilung" erlernen. Sie ist gewissermaßen ein natürlicher Reflex. Man darf sie jedoch nicht als Wunderheilung missverstehen, sondern muss sich ihrer Grenzen bewusst sein. Um sie auf einem meisterlich Niveau zu beherrschen, muss man sehr lange üben, denn dazu ist ein gedankenfreier Zustand nötig, den man nicht so einfach erreichen kann. Was uns der Autor in seinem Büchlein vorstellt, ist lediglich eine Art Grundstufe, die jeder erlernen kann. Mit dem uralten Handauflegen kann man keinen Schaden anrichten. Im Gegenteil, im besten Fall hilft man sich und anderen.
Handauflegen Reloaded - eine Anleitung, die schon in grauer Vorzeit funktionierte