Die Gespräche mancher dieser Militärs erscheinen passagenweise unwirklich, bis man sich überlegt, wie wohl Militärs heute in Anbetracht dessen, was eine kriegerische Bedrohung ist, sich miteinander austauschen. Die „mittlere Ebene der Wehrmachtelite“, welche der Krieg nicht in den Tod geführt hat, sondern in die Gefangenschaft, äußerte dort bisweilen verwunderliche Ansichten. Das geschah, als sie über ihre und Deutschlands Zukunft in Ruhe nachdenken konnten. Was ist uns da erspart geblieben - während des Kalten Krieges in Europa teilweise zur totalitären Herrschaft und Unterdrückung führte - an dem, was andernorts als Stellvertreterkriege geschah?
Sönke Neitzel
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Sönke Neitzel
Soldaten
Abgehört
Weltkrieg und Revolution
Deutsche Krieger
Geburt der Moderne
Die Berliner Republik
Blutige Enthaltung
Neue Rezensionen zu Sönke Neitzel
Sönke Neitzels "Weltkrieg und Revolution 1914-1918/19" geht weit über eine bloße Chronologie des Ersten Weltkrieges und der anschließenden revolutionären Umbrüche in Deutschland. Wobei sich der Autor auf die Zustände in Deutschland beschränkt. Der bekannte Militär-Historiker gibt hier eine brillante Analyse der tiefgreifenden Wechselwirkungen zwischen dem industrialisierten Massenkrieg und den daraus resultierenden politischen und gesellschaftlichen Vorgänge.
Neitzel gelingt es wieder einmal, die militärischen Ereignisse nicht isoliert zu betrachten, sondern diese stets in den breiteren Kontext der sich zuspitzenden inneren Krisen zu stellen. Er zeichnet ein Bild der zunehmenden Materialschlachten an der Westfront mit dem dortigen Grabenkrieg, des brutalen Krieges im Osten und der existenziellen Belastung der deutschen Bevölkerung durch Hunger, Entbehrung und den Verlust unzähliger junger Männer. Dabei vermeidet er es, in eine reine Opferzählung, in die Beschreibung der fürchterlichen Schlachten zu verfallen.
Ein besonderes Augenmerk legt Neitzel auf die Radikalisierung der politischen Lager, die Ohnmacht der parlamentarischen Kräfte und das zunehmende, schwerwiegende Auseinanderdriften von Militärführung und politischer Spitze. Er zeigt überzeugend, wie die militärische Niederlage, die von der Deutschen Militärführung blind ignoriert wurde, die innenpolitische Situation weiter destabilisierte und schließlich in die Novemberrevolution mündete.
Die Darstellung der Revolution selbst ist differenziert und vermeidet einfache Schwarz-Weiß-Malerei. Neitzel beleuchtet die unterschiedlichen Akteure, ihre Motive und Ziele, die von pazifistischen Forderungen über sozialistische Utopien bis hin zu konservativen Gegenbewegungen reichten. Er analysiert die chaotischen Umstände der Revolutionszeit, die Kämpfe um die politische Ordnung und die Gründung der Weimarer Republik. Welche von Anfang an von den Lasten des verlorenen Krieges und den inneren Spaltungen gezeichnet war.
Sönke Neitzel verknüpft Militärgeschichte, Sozialgeschichte und politische Geschichte. Klar verständliche Sprache. Trotz der komplexen Materie ist das Buch flüssig und für ein breites Publikum zugänglich geschrieben.
Und obwohl die Ereignisse über hundert Jahre zurückliegen, werden immer wieder Parallelen und Lehren für die Gegenwart deutlich.
Sönke Neitzels "Weltkrieg und Revolution 1914-1918/19" ist ein mehr als lesenswertes Buch, das einen umfassenden und tiefgründigen Einblick in eine der prägendsten Epochen der deutschen und europäischen Geschichte bietet. Es eignet sich für historisch interessierte Laien, die die Hintergünde und Abläufe, welche den Ersten Weltkrieg nicht nur zur 'Urkatastrophe' werden liessen. Sondern auch, weswegen die Fundamente der alten Ordnung des Deutschen Kaiserreiches erschütterte und den Weg für die konfliktreiche Weimarer Republik ebnete.
Das Buch „Der Führer war wieder viel zu human, viel zu gefühlvoll“, recherchiert und verfasst von den renommierten Historikern Harald Welzer, Sönke Neitzel und Christian Gudehus, bietet einen fundierten Einblick in die psychologische Dimension des Zweiten Weltkriegs. Es basiert auf einer einzigartigen Quellensammlung: Abhörprotokolle, die von britischen und amerikanischen Nachrichtendiensten während des Krieges angefertigt wurden. Diese Protokolle dokumentieren Gespräche von Kriegsgefangenen und gewähren somit einen unverfälschten Blick auf die Gedankenwelt der Soldaten.
Der Titel des Buches, ein Zitat aus den abgehörten Gesprächen, verdeutlicht die Diskrepanz zwischen der öffentlichen Propaganda und den tatsächlichen Gefühlen und Meinungen der Soldaten. Die Herausgeber analysieren, wie sich die Soldaten in einem System der grenzen- und gnadenlosen Gewalt und des ideologischen Drucks bewegten. Der Inhalt des Buches weist die Bandbreite ihrer Emotionen auf: von Verzweiflung und Angst bis hin zu Zynismus und Verrohung.
Die Verwendung und Auswertung dieser Abhörprotokolle ermöglicht eine authentische und unverfälschte Darstellung des Weltkrieggeschehens aus der Soldatenperspektive. Damit wird mehr als nur ein ansatzweises Verständnis der psychologischen Dynamiken des Krieges vertieft.
Die Konzentration auf Abhörprotokolle bedeutet aber auch, dass andere wichtige Perspektiven, beispielsweise die der Zivilbevölkerung, kaum berücksichtigt werden.
„Der Führer war wieder viel zu human, viel zu gefühlvoll“ ist ein Werk, welches sich nicht um den mehr ‚technischen‘ Ablauf des Zweiten Weltkrieges, der einzelnen Schlachten wie die um Stalingrad oder die als bedeutendste Panzerschlacht der Geschichte des Zweiten Weltkrieges geltende Schlacht, welche im Juli 1943 bei Kursk, etwa 500 Kilometer südlich von Moskau, stattfand.
Das Buch leistet einen wichtigen Beitrag zur Erforschung des Zweiten Weltkriegs.
Denn es bietet einen schonungslosen und sehr aufschlussreichen Einblick in die Innenwelt der Soldaten. Damit trägt es dazu bei, die Komplexität dieses historischen Ereignisses besser zu verstehen.
Gespräche aus der Community
Welche Genres erwarten dich?
Community-Statistik
in 71 Bibliotheken
auf 8 Merkzettel
von 2 Leser*innen aktuell gelesen
von 1 Leser*innen gefolgt















