Verschiedene Sprachen, vielfältige Kulturen, Persönlichkeiten aller Herren Länder und die diversen politischen Richtungen sind alle unter dem Dachverband der Europäischen Union vereinigt. Das Zentrum all dieser Fülle: Brüssel. Während einer Abendveranstaltung in eben dieser Hauptstadt wo gefeiert und gelacht wird, diskutiert, erzählt, geflirtet und kulinarische Köstlichkeiten kredenzt werden sollen, geschieht das Unvorstellbare – eine Geiselnahme. Innerhalb von wenigen Augenblicken ändert sich das Leben der Betroffenen und so verbinden sich deren Geschichten miteinander. Die Geschichten der sieben Protagonisten, Europäer aus Bonien-Herzegowina, Deutschland, Frankreich, Polen, Portugal, Schottland und Schweden sind mehr miteinander verwoben als alle für möglich halten.
Der Autor Sören Bollmann hat ein fulminantes Werk über Europa geschrieben. Er schafft eine unglaubliche Atmosphäre, erzählt manches Mal geheimnisvoll, dann wieder unverschleiert über Erlebnisse, Hoffnungen oder Erwartungen. Lässt die Protagonisten zum Teil in Gedankenmonologe tauchen und schafft dann wieder einen Diskurs, der seinesgleichen sucht. Zwischendurch werden Fakten eingewoben, die in den letzten Jahren durch die Medien gingen.
Beeindruckend finde ich, dass der Autor acht Jahre an diesem Buch geschrieben hat, an dreiundfünfzig Orten, in vierzehn Ländern und schon damit zeigt, wie das Netzwerk Europa verbinden kann, wenn man es nur zulässt.
Ein wenig Durchhaltevermögen muss man schon mitbringen, wenn man sich an dieses opulente Werk machen möchte. 970 Seiten inklusive Anhang sind schon eine Herausforderung. Einige Stellen hätten etwas Straffung vertragen, aber das ist nun Jammern auf hohem Niveau.
Denn alles in allem zeigt uns der Autor eine Farbenpracht dieses Himmels über Europa, die einzigartig ist. Und wir dürfen dieses Panorama genießen, wenn wir es zulassen. Chapeau! Gerne vergebe ich 5 Sterne und wünsche diesem Roman viele Leser.