Rezension zu "The Glass Sentence (The Mapmakers Trilogy)" von S. E. Grove
Aus unserer Welt eine vollkommen neue zu machen, mit unterschiedlicher Zeitrechnung, anderen Gesetzmäßigkeiten und anderer Geschichte kann ziemlich in die Hose gehen. S.E. Grove jedoch hat es geschafft. Die Autorin hat eine Welt erschaffen, bei der ich aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen bin und die ich – obwohl es höchst wahrscheinlich wäre, dass ich eines grausamen Todes sterben würde – furchtbar gerne einmal besucht hätte. Das Buch hat dieses Ende des 19. Jahrhunderts-Western-Flair. Außerdem ist es eine geschickte Mischung aus Abenteuer und Fantasy, mit einer Prise Piraterie eingestreut, aber das nur am Rande.
Diese neue Welt wirkte auf mich irgendwie herrlich unaufdringlich, obwohl es eigentlich unmöglich ist, sich an all den Details sattzusehen. Allerdings verlangt diese Welt auch einiges an Denkarbeit, was mich ein wenig an der Eignung für 12-jährige zweifeln lässt. (Ich war direkt stolz auf diesen Aha-Moment, als ich gegen Ende des Buches endlich die Sache mit der Zeitrechnung verstanden hatte.)
Das Buch hat einen interessanten Einstieg – eine Gesetzesänderung, die es Leute aus anderen Zeitzonen unmöglich machen soll, nach New Occident einzureisen und Menschen, die keine Papiere und keine Lebensuhr haben ausweisen soll. Kommt euch das bekannt vor?
Von den Figuren habe ich die meisten sofort ins Herz geschlossen. Sophia und Shadrak, Calixta und Burr, Grandma Pearl, Veressa und ihren Vater. Auch die Antagonistin und ihre Handlanger fand ich höchst interessant. Nicht alle Figuren sind komplett ausgearbeitet – bei manchen kannte man eher grobe Details, aber das hat mich nicht gestört. Man wusste genug, um etwas mit ihnen anfangen zu können oder sie zumindest zu mögen.
Einzig mit Theo wurde ich nicht recht warm. Ich habe mich irgendwie daran gestört, dass Sophia ihm so rasch ihr Vertrauen geschenkt hat, auch wenn gut erklärt wurde, warum sie es tut.
„The Glass Sentence“ ist ein kluges, spannendes Buch, das einem nur so zum Staunen bringt. Die unglaubliche Welt, die S.E.Grove erschaffen hat, der Detailreichtum, der Aufbau der Geschichte, die unterschiedlichen Figuren – alles weiß zu begeistern.
Im Nachhinein ist es mir unbegreiflich, warum ich so lange für das Buch gebraucht habe. Ich glaube, ich habe noch nie an einem Buch so lange herumgelesen wie an diesem hier. Beinahe drei Wochen habe ich gebraucht und das, obwohl ich es täglich zur Hand genommen habe. Hat die Autorin es etwa geschafft, Sophias Verlust ihres Zeitgefühls in das Buch mit einzubinden?
Ich werde die Reihe auf jeden Fall weiterverfolgen und lege euch „The Glass Sentence“ sehr ans Herz.