S. P. Hafren ist mit »Nomaden der Sterne - Eroberung« eine erotische Geschichte über eine feindliche Machtübernahme der Erde durch Aliens gelungen, die die Leser*innen in ihren Bann zieht.
Inhalt:
»Du irrst dich Mensch, denn genau das seid ihr: Beute, die wir uns verdient haben. Und nun«, lächelte er mich an, »sammeln wir die besten Stücke ein.«
Es ist fünf Jahre her, dass die Guran-Gahn die Herrschaft über die Welt erlangt haben. Seither leben die Menschen unter schrecklichen Lebens- und Arbeitsbedingungen und werden von dem übermächtigen Alienheer ständig überwacht und kontrolliert. Ehe sie sich versieht, gerät die Maschinenarbeiterin Alina in die Fänge von vier Aliens, die nicht unterschiedlicher sein könnten und die Menschenfrau dennoch gemeinsam als ihre ,,Partnerin" auserkoren haben...
Lob:
S. P. Hafrens Debüt-Roman »Nomaden der Sterne - Eroberung« ist der Auftakt einer Trilogie. Diese entführt die Leserschaft in eine gut konstruierte, fremdartige Welt. Seit die Erde von einer Alien-Spezies, den Guran-Gahn, erobert worden ist, lebt die Menschheit in einem Überwachungsstaat. Ihre Rechte werden eingeschränkt, ständige Kontrollen und schlechte Lebens- bzw. Arbeitsbedingungen gehören zum Alltag und jegliche Form von Medien wird gnadenlos zensiert. Jegliche Versuche, diese Umstände im Sinne der Menschen positiv zu verändern, ist zwecklos. Trotzdem gibt "Der Widerstand" nicht auf und gewinnt im Laufe der Zeit immer mehr Mitglieder für sich.
Als Alina von zwei der Aliens entführt wird, stellt sich ihre Welt von einem Tag auf den anderen auf den Kopf. Der Krieger Hrragschu sieht die junge Frau als seine ,,Beute" an, die von nun an ausschließlich ihm und seinen Partnern zur Verfügung stehen soll - und das auf jede erdenkliche Weise. Seine Partner, das sind die Alienmänner Fjarr, Drah und Herug, die sich nicht unterschiedlicher sein könnten und mit der forschen Herangehensweise ihres Familienoberhaupts nicht zwangsläufig zufrieden sind.
Während man sich anfangs vorrangig Sorgen um Alina macht, beginnt man nach einer Weile - genau wie die Protagonistin - die Aliens zu mögen. Ob es nun das Training mit Herug oder das Modellstehen für Drah ist - Alina kommt den fremdartigen Wesen mit der Zeit immer näher. ,,Hör auf, dich als unser Spielzeug zu betrachten. Wir wollen dich als Teil unserer Gemeinschaft", schärfen ihr die Aliens immer wieder ein. Die Leserschaft entwickelt schnell Sympathie mit den Aliens und fühlt mit ihnen mit.
Obwohl Alina ihre Freunde und ihre Familie vermisst, lernt sie, sich auf die Aliens einzulassen und schließt sie im Laufe der Zeiz immer weiter in ihr Herz. Nur mit Hrragschu, dem Familienoberhaupt, hat sie wenige Berührungspunkte, auch wenn dieser das größte sexuelle Verlangen in ihr auszulösen vermag.
Da »Nomaden der Sterne - Eroberung« dem Genre Erotik zuzuordnen ist, spielt Sex natürlich eine große Rolle im Buch. Von Orgien bis hin zum Einsatz von Aphrodisiakum kommt hier jeder auf seine Kosten. Besonders gut hat mir gefallen, dass auch gleichgeschlechtlicher Sex als nichts Verwerfliches dargestellt wurde.
Die Science-Fiction-Elemente im Buch, wie z.B. die verschiedenen Raumschiffe, haben mir übrigens ebenfalls gut gefallen und wurden glaubwürdig dargestellt.
»Nomaden der Sterne - Eroberung« überzeugt zudem durch humorvolle Momente. Zum Beispiel, wie die Aliens immer Handlungen aus Filmen nachmachen, wie Alina sich über Hrragschu lustig macht und ihm witzige Namen gibt (z. B. "Lordschaft von und zu Ich-bin-hier-der-Boss"), oder aber auch der gesamte Spieleabend mit Alinas Freunden im hinteren Drittel des Buches.
Das schockierende Ende des Buches hat mir wirklich gut gefallen. Es kam aus dem Nichts, hatte aber trotzdem eine niederschmetternde Wirkung auf mich als Leserin und ist mir auch nachträglich noch sehr präsent im Gedächtnis geblieben. Prolog und Epilog bilden darüber hinaus einen inhaltlichen Bogen, wobei sich die Einstellung des Leser zu dessen Inhalt im Laufe der Geschichte komplett verändert. Diesen Aspekt fand ich sehr faszinierend, weil ich so etwas auch bisher noch kaum gelesen hatte.
Meine Lieblingsfigur war auf jeden Fall Drah, der emotionale und extrovertierte Alien-Künstler, der für Alina eine große Stütze ist und für einige lustige Momente sorgt. Trotz seiner aufmerksamkeitssüchtigen und exhibistionistischen Art ist er einfach nur liebenswert und hat sich mühelos in mein Herz geschlichen. In meinen Augen stellt er zudem die konsequenteste und interessanteste Charakterzeichnung in »Nomaden der Sterne - Eroberung« dar. Szenen mit Drah habe ich stets entgegengefiebert - und wurde nie enttäuscht!
S. P. Hafren hat einen angenehmen Schreibstil, durch den die Seiten nur so dahinflogen! Besonders positiv ist mir hierbei aufgefallen, dass immer wieder elegante technische Begriffe in den Fließtext eingebaut werden, welche das Sciene-Fiction-Feeling des Buches verstärken. Es entsteht ein schöner Lesefluss. Gerade Beschreibungen gelingen der Debütautorin besonders gut. Abgerundet wird das Buch durch einen umfangreichen Gossar, der einem die wichtigsten Begriffe der in der Geschichte verwendeten Alien-Sprache übersetzt, was ich persönlich ein sehr cooles Detail fand und natürlich zu einem besseren Verständnis verholfen hat.
Kritikpunkte:
Leider konnte ich mit den Gefühlen und Gedankengängen der Protagonistin Alina kaum etwas anfangen. Auf mich wirkten diese nämlich größtenteils überzogen und konstruiert. Aus diesem Grund konnte ich mich mit der Hauptfigur schlecht identifizieren und deshalb nicht so gut in die Geschichte eintauchen. Alina befindet sich in einer Extremsituation, was zumindest bei mir als Leserin stellenweise nicht wirklich rübergekommen ist. Zudem werden der Hauptfigur sowohl Depressionen als auch das Stockholm-Syndrom zugeschrieben, was anhand der Umsetzung jedoch sehr fragwürdig erscheint. Mit solchen Begriffen sollte man im Sinne der Betroffenen auf keinen Fall leichtfertig umgehen und zuerst eine umfassende Recherchearbeit leisten, um diese Krankheiten möglichst lebensnah im Buch repräsentieren zu können.
Fazit:
»Nomaden der Sterne - Eroberung« von S. P. Hafren, erschienen bei Alpinger Publisher, ist eine kurzatmige Geschichte über Aliens, innere Konflikte und Liebe, die die Leserschaft in eine befremdliche Zukunft eintauchen lässt. Ich vergebe 3,7/5☆ und bedanke mich herzlichst für das Rezensionsexemplar!