Rezension zu "Ich. Darf. Nicht. Schlafen." von S.J. Watson
Ich kann gar nicht sagen, was mich mehr enttäuscht hat.
Vielleicht, dass die Geschichte sich immer wiederholt hat? Dass diese Geschichte als Psychothriller bezeichnet wurde? Oder, dass ich mich habe so in die Irre führen lassen?
"Ich. Darf. Nicht. Schlafen" hat mich vom ersten Moment an sehr angesprochen. Der Klappentext hat mich völlig gefesselt und ich dachte nach langer Zeit wieder einen begeisternden Thriller lesen zu dürfen, aber es war so komplett anders als erwartet.
Christine ist eine Frau, die jeden Morgen aufs neue aufwacht, nicht weiß wo sie ist, wer der Mann neben ihr ist und warum sie sich vor ihrem eigenen Spiegelbild erschreckt. Gefangen in einem Körper, der deutlich auf die fünfzig zugeht, ist sie im Glauben das Leben einer mitte 20-jährigen zu führen.
Jeden Tag lernt sie ihr Leben neu kennen, was ihr Gedächtnis nicht speichern kann und über Nacht einfach wieder vergisst.
Ihr Mann Ben scheint ein treusorgender Ehemann zu sein, der all das jeden Tag immer wieder mitmacht, der sich rührend um Christine kümmert... Ihr jeden Tag ein neues Leben erzählt...
Die Hoffnung auf Heilung hat Ben schon längst aufgegeben und blockt jegliche Anfragen irgendwelcher Ärzte und Wunderheiler ab. Aber Christine ist heimlich in Therapie. Dr. Nash unterstützt sie schon länger, hat ihr geraten Tagebuch zu führen und ruft sie jeden Tag an um sie daran zu erinnern es zu lesen. Dieses Buch ist das einzige, was Christine hat und was ihr Leben einigermaßen real macht.
Die Geschichte ist drei Teile unterteilt. Schon zu Beginn findet man ein Zitat, was diese drei Teile gut beschreiben: Morgen wurde ich geboren. Heute lebe ich. Gestern hat mich umgebracht.
Der erste Teil ist relativ kurz und man bekommt einen Einblick in Christines Leben. Der zweite Teil ist ihr Tagebuch, was sie jeden Tag liest und am Ende des Tages um weitere Vorfälle erweitert. Dieser Teil ist der bedeutend längste und auch der langweiligste. Anfangs mag man meinen es würde ein toller Thriller werden, aber schnell sind alle Klischees offen gelegt und auch wenn erst ganz am Ende alles offen ausgesprochen wird, weiß man was passiert. Es gab keine wirklichen Spannungsmomente oder Lesepunkte, auf die man sich freuen könnte. Dennoch habe ich das Buch beendet, weil ich es einfach bestätigt wissen wollte.
Ich habe mich gefühlt, als würde ich in einer Eisdiele sitzen, ein Eis bestellen und dann von dem Eisverkäufer gezwungen werden mir vor dem Verzehr die Herstellung Stück für Stück ansehen zu müssen. Dabei will ich doch einfach nur das Eis essen und genießen!
Ich. Darf. Nicht. Schlafen hat mich megamäßig enttäuscht. Und die 20%ige kriminelle Energie (die zugegebenermaßen ja erst die Entstehung für das Buch war) hat mich dann einfach nicht mehr schockieren können, nachdem alles so offensichtlich war.
Christine war für mich kein angenehmer Hauptcharakter und ich kann beim besten Willen nicht erklären warum. Wahrschienlich liegt es wirklich daran, dass ich mir so viel mehr erhofft hatte. Vorallem mehr Spannung! Die Ich-Perspektive, die sich zwangsläufig wiederholt, war einfach nur langweilig....
Fazit:
Enttäuschend. Vorhersehbar. Kein toller Hauptcharakter.
Da wo es dann endlich mal interessant wurde, war es auch schon vorbei.
ABER: Macht Euch ein eigenes Bild. Jeder hat eigene Vorstellungen und meine wurden leider nicht erfüllt... Und vorallem ist es - meiner Meinung nach - alles andere als ein Thriller.