Cover des Buches Tu es. Tu es nicht. (ISBN: 9783596191475)
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Rezension zu Tu es. Tu es nicht. von S.J. Watson

Halb Psychogramm, halb Thriller

von katiandbooks vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Erst ab der Hälfte ein wirklicher Thriller, trotzdem immer spannend, gut geschrieben und ein echtes Highlight.

Rezension

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katiandbooksvor 8 Jahren
Die 36jährige Julia Plummer lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn gut situiert in London. Eines Tages erfährt sie vom Tod ihrer jüngeren Schwester Kate - ein Raubmord in Paris, wie die Polizei vermutet -, und der wirft Julia völlig aus der Bahn. Im Glauben, die Polizei würde nicht richtig ermitteln, will sie selbst etwas über den Tod ihrer Schwester herausfinden und meldet sich bei einem Dating-Portal an, über das Kate Männer kennengelernt hat.

Dieses Buch als Thriller zu beschreiben, ist schon etwas gewagt, zumindest in der ersten Hälfte. Da ist es eher das Psychogramm einer Frau, die durch den Tod einer ihr nahestehenden Person den Boden unter den Füßen verliert, nicht mehr aber auch nicht weniger. Das ist nicht unspannend, aber eben kein Thriller, obwohl es die ganz klassischen Zutaten dafür gibt: ein Mord und eine Person, die auf eigene Faust ermittelt.

S. J. Watson setzt aber besonders in der ersten Hälfte seines Romans nicht auf Action sondern voll auf seine Protagonistin Julia, die, von den Ermittlungen um den Mord an ihrer Schwester ausgeschlossen, voll in ihren eigenen Befürchtungen aufgeht - zu Recht? Von den Fortschritten, die die Polizei macht, erfährt sie immer nur durch Dritte, man will sie schonen, sie soll sich nicht aufregen, soll endlich ihre Trauer überwinden - dadurch kann man irgendwann nachvollziehen, warum sie sich überhaupt so in diese Sache mit dem Dating-Portal hineinsteigert. Getrieben von dem Gedanken, selbst etwas tun zu müssen, weil sie die Polizei für unfähig hält, verhält sie sich permanent unglaublich naiv, wodurch man sich als Leser selbst für viel schlauer halten kann und sich aber gleichzeitig fragen muss: würde ich nicht vielleicht genauso handeln? Vor allem für mich war es sehr interessant, diese Geschichte aus der Sicht einer Frau zu lesen, die im gleichen Alter wie ich ist.

Im zweiten Teil wird es dann auch langsam aber sicher "Thriller-spannend", und zwar genau zu dem Zeitpunkt, an dem ich dachte: "Jetzt müsste aber mal was passieren."

Fazit: Ich kann verstehen, wenn manche Leser von diesem Roman enttäuscht sind, da er als Super-Thriller angepriesen wird, wovon man schlicht und ergreifend in der ersten Hälfte nichts merkt. Da ich versuche, ohne konkrete Erwartungen an ein Buch heranzugehen und da mich die sehr intensive Erzählweise aus der Sicht von Julia gepackt hat, hat mich diese Geschichte einfach sehr begeistert und ich vergebe liebend gerne 5*****. Ob S. J. Watson ein guter Thriller-Autor ist, kann ich nach diesem Buch nicht beurteilen, wohl aber, dass er ein guter Autor ist.
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