Rezension zu "Unsere große Verzweiflung" von Baris Bicakci
»Wer könnte uns glauben machen, dass alles vergeht, dass alles, was wir erlebt haben, vorbei und vergangen ist?«
Zwei Mal "dass" im ersten Satz, einer der hässlichsten Wörter der deutschen Sprache und danach folgt eine belanglose Weisheit, die der Autor über den Leser ergießt. Der türkische Autor Sebahattin Ali hat auch diese Angewohnheit, mit der er den Leser zurückschreckt, aber daraufhin folgt immer eine funktionierende Handlung und Figuren, die man schnell zu lieben lernt.
In diesem Buch folgt aber auf die Weisheit eine wirre Katastrophe, durch die man sich förmlich durchkämpfen muss und sogar dann, wenn man fünfzig Seiten hinter sich hat, weiß man nicht, worum sich die Geschichte dreht, was eigentlich passiert, ob die beiden männlichen Protagonisten eine Beziehung miteinanderführen, ob sie schwul sind und es Geheimhalten, und wieso das Mädchen bei ihnen wohnt und was das mit der Namensuche durch die Krankenhäuser und den Leichenhäusern auf sich hat. Ich weiß es nicht.
Manchmal ist alles in einer Wurscht geschrieben, in der mehrfach die Szenen gewechselt werden und man gänzlich den Überblick verliert, bis man von den Wörtern förmlich erstickt wird, die miteinander nicht harmonieren wollen.
Und dann kommt nach den ersten Seiten der Du-Stil ins Spiel. Er taucht aus dem Nichts auf und übernimmt die ganze Handlung und der Du-Stil ist ein Stil, der niemals funktioniert. Er weist den Leser auf einen Platz, der weit hinter der Handlung ist und ihn zwingt, Distanz zu bewahren, damit er ja nichts beim Lesen fühlt.
Schließlich habe ich das Buch abgebrochen. Es ist zu wirr, zu durcheinander und hat so viele Geheimnisse vor dem Leser, als wollte der Autor es unnötig kompliziert machen. Er baut keine Spannung auf, es gibt keine Atmosphäre und wegen dem ganzen Wirr-Warr bleiben auch die Protagonisten gesichtslos.