Rezension zu Das Mädchen im Strom von Sabine Bode
Überzeugende Erzählung über ein jüdisches Mädchen/Frau
von paevalill
Kurzmeinung: Mich konnte Gudrun mit ihrer Art, sich durchs Leben durchzuwurschteln, überzeugen und mitreißen. "Im Strom" trifft es sehr gut.
Rezension
paevalillvor 7 Jahren
Normalerweise nehme ich in meinen Rezensionen keinen Bezug auf Leserunden zu den Büchern. Weil ich die völlig unterschiedlichen Meinungen der Leserunden-TeilnehmerInnen sehr bemerkenswert finde, konnte ich dieses Mal gar nicht anders als es zu erwähnen.
"Das Mädchen im Strom" von Sabine Bode spaltete die Leser insbesondere durch folgende zwei Dinge: Die in der Literatur über Juden/Jüdinnen ungewöhnliche Auswahl der Protagonistin und der sehr subtile, beinahe karge Schreibstil.
Nun aber erst zum Inhalt:
Die freche Jüdin Gudrun hat sich noch nie besonders für die Schule interessiert. Auch sonst sind ihr viele Konventionen egal, selbst ihre erste Liebe zum katholischen Martin vermag so manchen Mitbürger zu provozieren. Trotz oder gerade wegen ihrer so unkomplizierten Art muss sie ihren eigenen Weg finden, sich in der Nazi-Zeit zu arrangieren und zu leben, erst in Deutschland, schließlich in Shanghai...
Die Ereignisse werden weitgehend chronologisch erzählt. Grundsätzlich würde ich den Schreibstil als sehr angenehm flüssig umschreiben. Anders als es in anderen Romanen mit ähnlicher Thematik gehandhabt wird, werden Emotionen wenig bis gar nicht geschildert. Ich halte diese Vorgehensweise für sehr subtil und angenehm, da die Ereignisse schlimm genug sind und keinerlei Pathos benötigen. Der Fokus wird klar auf die Handlungen der einzelnen Charaktere gelegt, die Nachvollziehbarkeit ist gegeben. Dass die Perspektive hin und wieder wechselt, wirkt sich positiv auf das Verständnis rund um die Ereignisse hin. So bleibt dem Leser nicht allzu viel Raum, sich zu sehr in der Detektivsuche nach unwichtigen Details zu verlieren. Der größte Nachteil ist jedoch dabei, dass sich der Leser nicht mehr oder zumindest schwerer mit den einzelnen Charakteren identifizieren kann. Am Ende ist es Geschmackssache, ob dieser Stil jemanden anspricht oder eben nicht.
Genauso problematisch kann das Mitfiebern mit der Protagonistin insofern sein, da sie zweifellos nicht zwingend zu den sympathischsten Vertreterinnen gehören dürfte. Wie bereits in der Inhaltsangabe genannt, ist Gudrun von Anfang an ein aufgewecktes, gar freches Mädchen, das gelernt hat, sich durch ihr Leben zu wurschteln. Und genau diese Eigenschaften stellt sie auch im Laufe ihres Leben nicht sonderlich ab. Das ist authentisch, da dies für ihr (Über-)Leben hervorragend funktioniert. Für den ein oder anderen wird es jedoch befremdlich, wenn sie aus purem Egoismus Männer datet und heiratet, mit denen sie auf menschlicher Ebene recht wenig anfangen kann.
Inhaltlich konnte mich im Übrigen insbesondere die Reise nach und der Aufenthalt in Shanghai packen. So viel ich bisher über den 2. Weltkrieg gelesen habe, so unbekannt ist mir die Flüchtlingsroute von europäischen Juden dorthin gewesen.
Normalerweise nehme ich in meinen Rezensionen keinen Bezug auf Leserunden zu den Büchern. Weil ich die völlig unterschiedlichen Meinungen der Leserunden-TeilnehmerInnen sehr bemerkenswert finde, konnte ich dieses Mal gar nicht anders als es zu erwähnen.
"Das Mädchen im Strom" von Sabine Bode spaltete die Leser insbesondere durch folgende zwei Dinge: Die in der Literatur über Juden/Jüdinnen ungewöhnliche Auswahl der Protagonistin und der sehr subtile, beinahe karge Schreibstil.
Nun aber erst zum Inhalt:
Die freche Jüdin Gudrun hat sich noch nie besonders für die Schule interessiert. Auch sonst sind ihr viele Konventionen egal, selbst ihre erste Liebe zum katholischen Martin vermag so manchen Mitbürger zu provozieren. Trotz oder gerade wegen ihrer so unkomplizierten Art muss sie ihren eigenen Weg finden, sich in der Nazi-Zeit zu arrangieren und zu leben, erst in Deutschland, schließlich in Shanghai...
Die Ereignisse werden weitgehend chronologisch erzählt. Grundsätzlich würde ich den Schreibstil als sehr angenehm flüssig umschreiben. Anders als es in anderen Romanen mit ähnlicher Thematik gehandhabt wird, werden Emotionen wenig bis gar nicht geschildert. Ich halte diese Vorgehensweise für sehr subtil und angenehm, da die Ereignisse schlimm genug sind und keinerlei Pathos benötigen. Der Fokus wird klar auf die Handlungen der einzelnen Charaktere gelegt, die Nachvollziehbarkeit ist gegeben. Dass die Perspektive hin und wieder wechselt, wirkt sich positiv auf das Verständnis rund um die Ereignisse hin. So bleibt dem Leser nicht allzu viel Raum, sich zu sehr in der Detektivsuche nach unwichtigen Details zu verlieren. Der größte Nachteil ist jedoch dabei, dass sich der Leser nicht mehr oder zumindest schwerer mit den einzelnen Charakteren identifizieren kann. Am Ende ist es Geschmackssache, ob dieser Stil jemanden anspricht oder eben nicht.
Genauso problematisch kann das Mitfiebern mit der Protagonistin insofern sein, da sie zweifellos nicht zwingend zu den sympathischsten Vertreterinnen gehören dürfte. Wie bereits in der Inhaltsangabe genannt, ist Gudrun von Anfang an ein aufgewecktes, gar freches Mädchen, das gelernt hat, sich durch ihr Leben zu wurschteln. Und genau diese Eigenschaften stellt sie auch im Laufe ihres Leben nicht sonderlich ab. Das ist authentisch, da dies für ihr (Über-)Leben hervorragend funktioniert. Für den ein oder anderen wird es jedoch befremdlich, wenn sie aus purem Egoismus Männer datet und heiratet, mit denen sie auf menschlicher Ebene recht wenig anfangen kann.
Inhaltlich konnte mich im Übrigen insbesondere die Reise nach und der Aufenthalt in Shanghai packen. So viel ich bisher über den 2. Weltkrieg gelesen habe, so unbekannt ist mir die Flüchtlingsroute von europäischen Juden dorthin gewesen.