Rezension zu "Klaras Haus" von Sabine Kornbichler
Was diesen Roman ausmacht, ist seine Thematik sowie die Tragik, in die sie für die beiden Hauptpersonen, Nina und ihre angeheiratete Cousine Charlotte, mündet. Nina hat sich immer ein Kind gewünscht, aber ihrem Mann zuliebe darauf verzichtet, bis dieser sie zugunsten ihrer besten Freundin verlässt, mit der er sich auf das gemeinsame Kind (!) freut. Charlotte, nach außen hin perfekte Ehefrau und vierfache Super-Mami, ist über viele Jahre fremdgegangen, nun ist ihr Liebhaber gestorben. Auf eine Ehebrecherin ist Nina natürlich nicht gut zu sprechen, während Charlotte mit der aufopferungsvollen Art Ninas nichts anfangen kann. Stoff zum Diskutieren und Nachdenken also. Dann ist da noch Klara, die zwar längst tot ist, aber durch ihre Vorgeschichte (festgehalten in Tagebüchern) in der Handlung präsent ist und gegenwärtige Gedanken und Entscheidungen mit beeinflusst. Und schließlich als „Schlichterin“ und Mutti Haushälterin Hanni, die mal sanft, mal rigoros ebenfalls die Geschicke der Protagonistinnen lenkt.
So weit, so gut. Ich habe beim Lesen allerdings oft das Gefühl gehabt, die Autorin habe eine Chance vertan. Aus diesem Stoff hätte man sehr viel mehr machen können. Die Beschränkung auf die Gegenwart von ein paar Wochen und einem einzigen Schauplatz (das titelgebende Haus) führt zu Redseligkeit und Banalität. Die dramatischen Elemente liegen in der Vergangenheit und werden sukzessive eingestreut, was sowohl dem harten Schicksal Annes, der Schwester Klaras, als auch dem bitteren Hauptgrund für Ninas Verzweiflung nicht gerecht wird.
Geprägt ist der Roman vor allem vom Selbstmitleid Ninas, die für mich als Figur sehr unglaubwürdig bleibt (Ehefrau ohne Kinder und freiwillig ohne Job, weint unaufhörlich ihrem untreuen Mann hinterher) und von endlosen Gesprächen, die einerseits alle Gedanken der Leserin vorwegnehmen und zweitens vor nervigen Pseudoweisheiten nur so strotzen. Meist ist es hier Charlotte, die Freiheit und Ehrlichkeit preist, aber ihren Mann (und sich selbst) seit Jahren belügt.
Als positiv empfand ich an dieser Geschichte, dass das Ende offenbleibt und nicht etwa zwei rettende Männer um die Ecke kommen. Vielleicht hätte aber gerade diese Offenheit mehr thematisiert werden müssen, statt den Aufenthalt in „Klaras Haus“ als Allheilmittel hochzustilisieren. Schön mag es ja sein auf Pellworm, aber wer kann es sich schon leisten, drei Monate ohne Arbeit und/oder Familie dort abzutauchen, bis seine Probleme ein bisschen kleiner geworden sind?