Aufgewachsen im Dschungel auf West Papua fühlt sich Sabine Kuegler als Teil der einheimischen Stämme dort. Als sie mit 17 in die Schweiz auf ein Internat kommt, lernt sie das Leben in der westlichen Welt kennen und findet sich nunmehr im Zwiespalt zwischen den Kulturen wider, ein Kampf, der sich durch ihr ganzes Leben zieht. Als Erwachsene erkrankt Kuegler während eines neuerlichen Auslandsaufenthaltes schwer, die westliche Medizin kann ihr nicht mehr helfen und bezeichnet sie als "austherapiert". In ihrer Verzweiflung kehrt sie in den Dschungel zurück und hofft, dort Heilung zu finden. Mehrere Jahre reist sie mit ihrem Freund Mickey von Stamm zu Stamm, nimm auf der Hoffnung, endlich wieder gesund zu werden.
Wie bereits in ihren früheren Büchern schildert Kuegler sehr detailliert das Leben im Dschungel. Die Anforderungen, die dort auf die Menschen warten, die schweren Lebensbedingungen, aber auch das große Glück, die Zufriedenheit und die Ruhe, die das Leben im Einklang mit der Natur bereit hält, faszinieren und machen fast ein bisschen ehrfürchtig vor den Menschen, die sich diesen besonderen Herausforderungen stellen. Kuegler lässt uns teilhaben an ihrer Suche nach einem Heilmittel, verschont uns aber auch nicht vor den schwierigen Phasen ihrer Erkrankung. Sie schreibt flüssig, locker und schildert die Gegebenheiten im Dschungel so, dass man sich ein schönes Bild machen kann und fast das Gefühl hat, selbst mit dabei zu sein. Man leidet während des Lesens manchmal mit ihr mit, freut sich aber auch über die Fortschritte, die sie immer wieder macht. Das Buch ist voller Farbe, man hat den Dschungel, das Meer und die Inseln, auf die sie immer wieder fährt, direkt vor Augen.
"Ich schwimme nicht mehr da, wo die Krokodile sind" ist ein schönes Zeugnis aus einer anderen Welt. Es schildert Schwierigkeiten, die man sich selbst nicht vorstellen kann und verbreitet gleichzeitig die Ruhe, die Kuegler für sich immer wieder findet, wenn sie in den Dschungel zurück kehrt. Es eröffnet neue Blickwinkel und lässt das Leben im Dschungel, das natürlich mit Unsicherheiten und Gefahren verbunden ist und dem entbehrt, was wir oft als Luxus sehen, sehr positiv erscheinen. Es zeigt auf, wie schwierig es sein kann, zwischen zwei völlig unterschiedlichen Welten zu leben, welchem inneren Kampf Menschen oft ausgesetzt sind, ohne dass er nach außen sichtbar ist.
Was ich ein bisschen vermisst habe, war mehr Information über die Rückkehr nach Deutschland, die Wiedereingliederung in das Leben in der Westlichen Welt und als Ärztin hätten mich Details über die Erkrankung natürlich auch interessiert. "Ich schwimme nicht mehr da, wo die Krokodile sind" ist dennoch ein großartiges Zeugnis einer besonderen Frau. Ich habe das Buch sehr, sehr gerne gelesen und empfehle es gerne allen weiter, die offen sind, sich mit anderen Kulturen auseinander zu setzen und sich einlassen auf diese Reise ans andere Ende der Welt.