Cover des Buches Engelsmacht (ISBN: B010SG2J3Q)
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Rezension zu Engelsmacht von Sabine Niedermayr

Geniale Geschichte mit kleinen Mängeln

von bambilicious vor 9 Jahren

Rezension

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bambiliciousvor 9 Jahren
Stell dir vor: Die Welt versinkt im Chaos, Naturkatastrophen bahnen sich an, du siehst einen gruseligen Menschen den kein anderer sieht und zu allem Überdruss bist du dir deiner komplizierten Gefühle für deinen besten Freund nicht im Klaren.
Kate und ihre beste Freundin Ann befinden sich auf dem Weg zur Schule, als die U-Bahn die Fahrt wegen eines tragischen Selbstmords auf den Gleisen unterbrechen muss. Wenig später, als die Mädchen in der Stadt ihr Mittagessen beim Lieblingsitaliener genießen, werden die Zeuge eines weiteren dramatischen Unfalles, bei dem ein Mensch ums Leben kommt. An beiden Unfallorten begegnet Kate Personen, die nur sie zu sehen scheint und die in ihren Augen eine unfassbare Tiefe tragen. Doch noch glaubt sie an einen dummen, wenn auch tragischen Zufall. Dem Ausflug mit ihrem besten Freund Jim steht zumindest nichts im Weg. Doch auch dieser endet damit, dass ein Beben den nahegelegenen Berghof zerstört und Kate erneut einem Fremden begegnet, dessen Augen sie zu durchbohren drohen. Und als stünde die Welt der Siebzehnjährigen noch nicht gründlich genug auf dem Kopf, stellt sie sich endlich dem klärenden Gespräch mit Jim über seine Gefühle, die sie nicht erwidert.
Die kommenden Tage vergehen, der Kontakt zu Jim ist abgebrochen und die Katastrophen häufen sich. Ein riesiger Vulkan droht auszubrechen, die Welt versinkt in lodernder Hitze und immer wieder begegnet Kate jenen unheilvollen Menschen, bis sie einem von ihnen in eine Kirche im Randgebiet der Stadt folgt und von Pfarrer Joachim erfährt, dass die Welt dem Untergang geweiht ist und sie allein das Schicksal abwenden kann.
INHALT. Am Anfang war ich - zugegeben - etwas voreingenommen. Mir kam das alles zu christlich und kirchlich daher. Von wegen Weltuntergang, Gott hat den Sündern einen Racheengel geschickt, die Apokalypse naht. Ich befürchtete einen eher stereotypen, sehr christlich angehauchten Roman. Doch der Plot hat sich echt super entwickelt. Die Idee finde ich ehrlich gesagt genial, vor allem der Schluss ist grandios. Ich hatte mir ja wirklich so manchen Gedanken gemacht, wie das nun noch enden würde. Und ich habe ehrlich gesagt bis zur vorletzten Seite keine Ahnung gehabt, wohin all das nun führen würde. Chapeau! Außerdem finde ich die Geschichte, bzw. den dahinter stehenden Gedanken sehr interessant und wichtig. In diesem fast schon dystopischen Jugendroman geht es um eine sehr wichtige Grundaussage: wir Menschen machen uns selbst und unseren Planeten kaputt. Und wenn wir uns nicht ändern, werden wir die Folgen zu spüren bekommen. Ich glaube zwar nicht, dass ein Racheengel Gottes uns unsere Sünden vorwerfen wird, aber nachdenklich hat mich die Geschichte allemal gestimmt.
LESEGEFÜHL. Das Lesegefühl war am Anfang etwas... negativ. Es gelang der Autorin zu Beginn des Romans leider nicht ganz, Spannung aufzubauen. Entsprechend schleppte sich die erste Hälfte von "Engelsmacht" wirklich. Erst mit Einsetzen des großen Bebens - was erst etwa nach einem dreiviertel Buch geschieht - wird es richtig, richtig spannend, sodass man das Buch kaum noch aus der Hand legen möchte. Dementsprechend habe ich für die ersten Seiten auch deutlich länger gebraucht und nun die letzten 100 Seiten oder wieviel es waren regelrecht inhaliert :D
PERSONEN. Was die Personen angeht bin ich wirklich etwas zwiegespalten. Ich konnte mich während des gesamten Romanes nicht für Kate, Ann oder Kates Familie erwärmen?! Es ist nicht so, dass ich etwas Negatives im Bezug auf diese Personen empfinde. Aber richtige Sympathie oder dieses "Mitfühlen" kam nicht recht auf. Jim hingegen habe ich sofort gemacht, er wirkt auf mich als Leser auch irgendwie etwas lebendiger. Leider kann ich hier aber wirklich nicht genau sagen, woran es liegt. Das war eher so ein Gefühl.
SPRACHE. Sprachlich war der Roman okay, hat mich aber nicht vom Hocker gerissen. Problematisch fand ich, dass viele Sätze ZU bemüht klangen und dementsprechend verschachtelt oder kompliziert wurden. Da musste man dann schon einmal mehr nachlesen, um mitzukommen. Gerade bei Passagen, die Stress und Hektik vermitteln sollen, wirkte das eher ermüdend als mitreißend. Problematisch für mich war auch teilweise das Vokabular bzw. Verständnis des Vokabulars oder der Zusammenhänge. Jause ist z.B. so ein Wort. Das musste ich erst googlen, gerade weil es von der Autorin sehr häufig gebraucht wird. Was mich auch irritierte - und ich bitte um Aufklärung! - war, dass die Mädchen sich zu Schulbeginn die Schuhe im Umkleideraum auszogen?! Trägt man in Österreich Pantoffeln während des Unterrichts? Begann jeder Tag mit Sportunterricht? Oder bin ich einfach zu blöd, um das nun zu verstehen :D
FAZIT. "Engelsmacht" ist ein Buch mit einer unglaublich schönen und nachdenklichen Geschichte. Hier und da hapert es an der sprachlichen Umsetzung, weshalb ich ein Sternchen weniger vergebe und somit bei 4/5 Punkten ankomme.
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