Rezension zu "Die Kunst der Liebe" von Sabine Poeschel
Bereits das Cover mit einem Bildausschnitt von Emil Noldes „Im Zitronengarten“ zeigt einen wunderbaren Einstieg in die Welt der Liebe und der Kunst. Das Selbstporträt Noldes mit seiner Frau Ada zeigt die innige Verbundenheit der beiden in einer paradiesischen Gartenanlage.
Das Buch ist in drei Kapitel gegliedert: „Die Freuden der Liebe“, in dem es um die Annäherung, Liebesrausch, Eheglück und Platonische Liebe geht. Künstler, wie Chagall (Liebespaar), Kupka (Der Traum), Renoir oder Goya werden hier unter anderen vorgestellt. Die Texte zu den Bildern sind sehr aussagekräftig und interessant zu lesen. Im zweiten Kapitel „Die Macht des Eros“ werden die Bereiche Erotische Liebe, Verführung, Käufliche Liebe und Ungleiche Paare vorgestellt, in denen Künstler wie Picasso, Henseler, Toulouse-Lautrec näher beschrieben werden. Das dritte Kapitel „Die tragische Liebe“ ergänzt noch mit Betrug, Trennung und Verlust, der zerstörerischen Liebe, dem unerwiderten Begehren und den erkalteten Gefühlen. Auch hier findet man bekannte Werke, wie z.B. Max Beckmanns Odysseus und Kalypso oder Picassos „Brutale Umarmung“.
Besonders gelungen finde ich, dass das Buch zwischen zwei Küsse gebettet wird: Am Anfang steht Klimts „Der Kuss“ (1909) und endet mit „Kiss“ (2003) von Boris Mikhailov. Dazwischen finden sich viele Gemälde, Skulpturen, Fotografien, …
Die Autorin Sabine Poeschel studierte Kunstgeschichte und Romanistik in Münster, behandelte in ihrer Dissertation die Ikonographie der Erdteile in der Kunst des 16. bis 18. Jahrhunderts. Als Stipendiatin an der Bibliotheca Hertziana in Rom forschte sie über das Appartamento Borgia im Vatikan. Nach der Habilitation an der Universität Stuttgart und während verschiedener Vertretungsprofessuren befasste sie sich mit Themen von der frühchristlichen Kunst bis zur klassischen Moderne.
In diesem Buch zeigt die Autorin die Liebe mit ihren verschiedensten Ausprägungen, immer mit dem Verweis auf die jeweilige Zeit und die Herausforderungen, denen sich Künstler oftmals stellen mussten. Provokante Darstellungen, die häufig in einem Skandal mündeten, die Aufgeschlossenheit der Menschen oder der Kirche nicht sehr weit fortgeschritten… Doch Kunst muss provozieren, das ist auch heute nicht anders. Andernfalls wird diese nicht wahrgenommen.
Das Buch finde ich sehr gut gelungen. Auch kunstinteressierte „Anfänger“ werden hier nicht überfordert oder von Informationen beinahe erschlagen. Ganz behutsam wurden die Texte verfasst und man findet sich in die jeweiligen Epochen versetzt.
Es ist bestimmt kein Buch, welches man liest und dann ins Regal verfrachtet. Man nimmt es immer wieder mal zur Hand, um in den Meisterwerken aus 2000 Jahren zu schmökern und sich wieder an so manches Kunstwerk zu erinnern.