Cover des Buches Rote Schatten über Münster (ISBN: 9783954511907)
Flohs avatar
Rezension zu Rote Schatten über Münster von Sabine Schulze Gronover

..."Jedes Mal, wenn das Blut eines dieser Täter fließt, fließen auch meine Tränen wieder freier"...

von Floh vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Tatort: Münster. Ein exotischer Westfalen-Krimi mit besonderem Charme und verblüffender Handlung!

Rezension

Flohs avatar
Flohvor 10 Jahren
In "Rote Schatten über Münster" erleben wir einen facettenreichen und exotischen Westfalen Krimi der Autorin Sabine Schulze Gronover. Regional, lokal und bis ins ferne Amerika spannend und verworren. Indianische Mythen und Zeremonien werfen Münster in ein ganz neues Licht...

Zum Inhalt:
"Die junge Zeitungsjournalistin Christine Neustedt besucht die große Indianerausstellung im Naturkundemuseum Münster - und findet sich unversehens im Mittelpunkt einer dramatischen Mordserie wieder. Gibt es tatsächlich eine Verbindung zwischen ihr und dem Täter, der ihr Informationen über indianische Beschwörungszeremonien zuspielt? Und warum hat sie auf einmal so verstörende Träume? Eine Cheyenne versucht ihr bei der Suche nach der Wahrheit zu helfen, doch auch ihn lässt die Vergangenheit nicht los."

Handlung:
Eine junge Zeitungsjournalistin rückt in den Fokus eines perfiden fanatischen Racheplans. Etwas unvollendetes soll zu Ende gebracht werden, doch diese Journalistin, Christine, ahnt noch nichts von all dem Schlimmen was auf sie zu kommt. Eine Austellung im Münsterschen Naturkundemuseum über das Indianische Leben und ein Bericht in der Zeitung bringen den Stein ins Rollen. Der Prolog gibt böse Vorahnungen frei und der kaltblütige Rachefeldzug nimmt seinen Lauf. Nur langsam nähert sich Christine mit Hilfe des charismatischen Cheyenne Corwin Standing Child den Hintergründen der Morde und den Zusammenhängen zu ihr und somit ihrer eigenen Rolle im Geschehen. Ein zurückliegender Aufenthalt in Amerika vor knapp 16 Jahren soll der Schlüssel sein.
Immer wieder erleiden neue Opfer schlimmste Verletzungen bis hin zum Tod, die Ermittlungen kommen nur zäh voran, lange gibt es keine Verdächtigen und das Puzzle setzt sich nur mühsam durch intensive Recherche von Christine selbst zusammen. Zwischendrin darf der Leser viel über die Indianische Kultur und das Land erfahren.

Schreibstil:
Die Autorin Schulze Gronover besitzt einen so herrlichen und überaus lokalen Schreibstil, dass sie gleich zu Beginn all meine Sympathiepunkte erhaschte. Mich als Westfälin, die in Münster zur Schule gegangen ist, spricht dieser Krimi natürlich ganz besonders an. Sabine Schulze Gronover hat das lebhafte Münster eingefangen, wie man es bei einem Besuch der Stadt erlebt. Zu all ihrem Lokalkolorit nutzt sie unter anderem den typischen Schreibstil für einen gelungenen Krimi, denn sie legt falsche Spuren, sorgt für Irrungen und Wirrungen, streut Handlungsstränge und lässt den Leser an den Ermittlungen aktiv teilhaben und mit dem Ermittler Delbrock und der Journalistin Christine Neustedt an den Ermittlungen verzweifeln. Autorin Schulze Gronover formt wunderbare Dialoge mit authentischen Effekten, der mich ganz besonders erfreut, dennoch hätte ich mir hier etwas westfälische Mundart gut vorstellen können.
Zudem taucht sie immer wieder in kleinere Nebenhandlungen ein, die das Lesen und Ermitteln sagenhaft abwechslungsreich gestalten. Hier gibt es rätselhafte Träume, Erinnerungsfetzen aus Christines Amerikaaufenthalt und einige Passagen aus dem Leben der Native Americans. Nichts ist überladen oder übertrieben, fein abgestimmt und wunderbar gewürzt. Das Buch liest sich flüssig und unterhält, es gibt unheimlich viel zu entdecken und zu erleben.

Charaktere:
Viel Geschick und Können beweist die Autorin bei der Auswahl der Charaktere. Denn hier treffen wir ganz speziell nicht nur auf eine überragende Hauptprotagonistin, sondern auch auf die exotisch wirkenden Indianer, die zu Gast in Münster sind und Fokus der Ermittlungen werden. Kommissar Delbrock, ein gemütlicher und sachlicher Ermittler, Christine und ihre quirlige Freundin und Kollegin Birgit, Christines Mutter und die ferne Verwandtschaft aus Amerika und vor allem der Cheyenne Corwin Standing Child, der für Christine ganz ungeahnte Emotionen bereit hält. Viele interessante Persönlichkeiten und gerade das Team um die Ermittlungen und der Ausstellung des Museums warten mit kuriosen Eigenschaften auf. Und auf dem Weg bis zum Täter / Täterin begegnen wir noch viele Charaktere. Jeder könnte es gewesen sein, denn das Motiv und die Zusammenhänge bleiben bis zum Showdown unklar und fern. Knifflige Konflikte entstehen hier. Wir treffen auf sympathische und unsympathische Figuren und dürfen so manchen Überraschungsmoment erleben. Autorin Gronover beweist großes Geschick, denn sie bringt die vielen Rollen und Nebenrollen in Einklang und lässt den Leser somit mitfühlen und ganz wichtig: Sie lässt den Leser an den mystischen Ermittlungen teil haben!

Meinung:
Das Treiben rund um die Recherchen, die Indianische Kultur, die Zeremonien und Rituale, die Ermittlungen, um die jeweiligen Mordhergänge und Zusammenhänge, um den oder die Täter, um die Opfer, um die Mutmaßungen, um die Wendungen und Kuriositäten sind äußerst irr und wirr aber mehr als unterhaltsam und spannend dargestellt.
Da mich dieser Krimi absolut durch seine Charaktere, die Story, die Umstände, die ganzen Ideen, die Dialoge und vor allem die verschrobenen Konstellationen absolut überzeugt und unterhalten hat, drücke ich ein Auge zu und sehe über die flachen Spannungsbögen hinweg und gebe trotz diesem kleinen Manko ganze verdiente 4 Sterne plus. Über etwas mehr Nervenkitzel und Spannung, eigene Mundart und vermehrten Lokalkolorit hätte ich mich gefreut, hier wäre mehr möglich gewesen. Aber in Sachen Unterhaltung und Lesespaß dennoch nicht zu toppen.

Cover:
Stimmig zum Inhalt, und wirft erste Fragen auf. Ein Traumfänger, ein indianisches Scvhutzsymbol, sehr exotisch und rätselhaft. Ein tolles Motiv zum runden Gesamtwerk Krimi.

Die Autorin über sich:
"Ich bin 1969 in Hamm-Heessen geboren und mit einer älteren Schwester und einem jüngeren Bruder als "Sandwich-Kind" am Rande von Bockum-Hövel aufgewachsen.
In jungen Jahren wollte ich Indianer werden, einige Jahre später war ich überzeugt davon, als Trapezkünstlerin größere Chancen zu haben. Ich alleine würde den Wilden Westen kaum zurückerobern können. Den Jubel eines Publikums über spektakuläre Darbietungen am Trapez eroberte ich aber auch nicht, meist fand ich mich im Gipszimmer der Unfallchirurgie wieder.
Vernünftiger, aber nicht weniger verträumt machte ich mein Abitur und studierte an der Westf. Wilhelmsuniversität Münster Diplom-Pädagogik und Kunsttherapie. Ich erzählte mir zu dieser Zeit dann nur noch die Geschichten, in denen ich immerhin sehr aufregende Berufe und Berufungen inne hatte, ohne deshalb existentielle oder physische Sorgen leiden zu müssen.Und genau das ist für mich auch der faszinierende Aspekt an Büchern - man kann mit ihnen alles Mögliche erleben, sich mit den verschiedenen Personen identifizieren, eine Eule als Haustier besitzen und immer wieder die Welt retten und ist dennoch passend zum 3-Gang-Menü Zuhause. Toll!
Seit 1993 bin ich in der LWL-Klinik Münster tätig, sowie seit 2010 zusätzlich stundenweise auf der Palliativstation des St. Josef-Krankenhauses in Hamm. Berufliche Routine und Langeweile brachten mich auf die Idee, das Erzählen von Geschichten mal von einer professionellen Seite aus zu hinterfragen. So absolvierte ich von 2004 bis 2006 einen überaus interessanten und lehrreichen Autorenlehrgang bei ILS, Institut für Lernsysteme in Hamburg - seitdem weiß ich zumindest warum mir manche Bücher nicht gefallen und andere sehr...!
Ich lebe jetzt in Drensteinfurt, bin verheiratet und habe eine Tochter, einen braunen 2 Jahre alten Labrador, acht Meerschweinchen und drei Kaninchen (draußen!), und ein Hamster meiner Tochter lebt in der Gästedusche (Ja, ich wollte auch einmal Tierärztin werden). "

Fazit:
Ein komplexer und ausgefeilter Regionalkrimi mit absolut facettenreicher Handlung und einer Brise Exotik und Indianerkultur in der Fahrradstadt Münster. Leseempfehlung!
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks